Chef des US-Rettungsprogramms

Neel Kashkari - Ein Budget wie ein Scheich

von Sabine Muscat (Washington)

Er ist 35 Jahre alt und Raumfahrtingenieur von Beruf. Jetzt verwaltet er 700 Mrd. Dollar und soll im Auftrag der US-Regierung das Finanzsystem retten.

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Wer am Montag zufällig in den Vortragsraum des Four Seasons Hotels in Washington geraten wäre, hätte den Redner für den Assistenten eines wichtigen Professors halten können. Etwas steif stand Neel Kashkari hinter dem Pult, seine Stimme zitterte leicht, als er die Unterpunkte seiner Rede wie bei einer imaginären Powerpoint-Präsentation abarbeitete und mit dem Satz schloss: "Wir werden Sie mit Updates auf dem Laufenden halten."

Keiner der internationalen Banker war zufällig in diesen Saal gekommen. Der 35 Jahre alte Kashkari ist in diesen Tagen einer der mächtigsten Männer in den USA. Ihm hat Finanzminister Henry Paulson die Verwaltung des "Financial Stability Office" übertragen, das 700 Mrd. $ zur Verfügung hat, um die Löcher im Finanzsystem zu stopfen. Kashkaris Team aus Fondsmanagern, Anwälten und Wirtschaftsberatern wird entscheiden, was von dem Geld gekauft wird: War der größte Staatsfonds, den die Welt je gesehen hat, ursprünglich vor allem auf den Aufkauf hypothekenbesicherter Anleihen und einzelner Hypothenkredite ausgelegt, dürfen die Verwalter nun auch direkte Beteiligungen an Banken erwerben, die vom Kollaps bedroht sind.

Neel Kashkari
 Neel Kashkari

Für diese Projekte hat Kashkari ein Budget, mit dem nur Scheich Ahmed bin Zayed Al Nahyan konkurrieren kann, der die Abu Dhabi Investment Authority verwaltet. Wie lange Kashkari seine Machtfülle behält, ist unklar, denn ein neuer US-Präsident würde viele Schlüsselpositionen neu besetzen. Doch bis zum Amtsantritt des Nachfolgers von Präsident George W. Bush am 20. Januar wird der Jungbanker viel Neuland erschließen.

Dass Paulson ihm das zutraut, liegt auch an der Biografie des Sohnes indischer Einwanderer, der in seinem Leben viel geistige Flexibilität bewiesen hat. An der Universität Chicago ließ er sich zunächst zum Raumfahrtingenieur ausbilden und arbeitete an der Entwicklung des James-Webb-Weltraumteleskops mit, das das Hubble-Teleskop ablösen soll.

Vor sechs Jahren sattelte er einen MBA an der Wharton School in Pennsylvania drauf, was ihm einen Job als Experte für Fusionen in der IT-Industrie bei Goldman Sachs in San Francisco einbrachte. Von dort nahm ihn Paulson vor zwei Jahren als seinen Berater mit nach Washington.

Seine Goldman-Vergangenheit schmälert den Glanz des unverbrauchten Neulings in den Augen der Kritiker. Nach eigenen Angaben hatte Kashkari bei der Bank zuletzt 738.000 $ an Gehalt und Boni eingestrichen, dazu kamen Aktienoptionen. Kashkari ist nicht der einzige ehemalige Goldman-Vertreter, der bei der Rettungsaktion mitmischt.

Die Beteiligung kleinerer Unternehmen sei erwünscht, versicherte Kashkari deshalb am Montag. Doch stellte er auch klar, dass er sie eher als Sub-Auftragnehmer großer Firmen sieht, deren Vermögensverwalter "mindestens 100 Mrd. $ unter ihrer Kontrolle hatten".

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Aus der FTD vom 15.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 
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