Drohender Staatsbankrott

IWF eilt Island zur Hilfe

Erst wandte sich der vom finanziellen Ruin bedrohte Inselstaat an Russland. Jetzt läuft aber alles auf den Internationalen Währungsfonds hinaus. IWF und mehrere Notenbanken wollen offenbar ein Rettungspaket für Island schnüren.

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Nach Informationen der Financial Times werden der Internationale Währungsfonds (IWF) und mehrere Zentralbanken für Island ein Rettungspaket von 6 Mrd. $ schnüren. Der IWF werde dabei etwas mehr als 1 Mrd. $ beitragen, erfuhr die FT. Beteiligt seien die Notenbanken Skandinaviens und Japans. Unsicher sei, ob auch Russland mitzieht.

Seit Tagen versuchen die isländische Regierung und die Notenbank des Landes, einen Staatsbankrott abzuwenden. Die Insel im Nordatlantik geriet wegen des Zusammenbruchs ihrer Banken in eine bedrohliche Situation. Angesichts hoher Auslandsverbindlichkeiten der drei größten Finanzinstitute Kaupthing, Landsbanki und Glitnir droht dem Land nach der Verstaatlichung der Bankenbranche der wirtschaftliche Ruin.

Erfolglose Krisenbekämpfung

Bisherige Hilfsversuche schlugen fehl. Erst verhandelte Island mit Russland über einen Milliardenkredit. Doch die Meldungen über einen Durchbruch bei den Gesprächen musste die isländische Notenbank später zurücknehmen: Die russische Seite dementierte die Nachrichten. Island hatte um einen Kredit von 4 Mrd. Euro gebeten, was rund einem Prozent der russischen Gold- und Fremdwährungsreserven entsprechen würde.

Die aktuelle Situation ist unklar. Russische Regierungsvertreter sagten zuletzt, es seien keine Details vereinbart worden, aber sie schauten sich die Darlehensanfrage wohlwollend an. Auch der Versuch, den Kurs der isländischen Krone zu stabilisieren, schlug fehl. Das selbst gesetzte Ziel wurde von der Notenbank nicht verteidigt - und bereits am zweiten Tag aufgegeben.

IWF verzichtet auf harsche Bedingungen wie bei Südkorea

Für Island stellt die Inanspruchnahme eines IWF-Kredits auch eine Kehrtwende dar. Laut der FT fürchtet die Regierung harsche Auflagen durch den Währungsfonds. Während der Asienkrise 1997 setzte die Organisation zum Beispiel Südkorea die Daumenschrauben an und forderte eine restrivtive Geld- und Fiskalpolitik.

Nach FT-Informationen stellten sich die Gespräche mit dem IWF bisher als problemlos heraus. Es gehe um drei Bereiche: den Bankensektor, Geld- und Fiskalpolitik und den Wechselkurs. Überraschenderweise dringe der Währungsfonds nicht auf eine baldige Privatisierung der Banken, sondern nur auf eine Restrukturierung und eine genaue Analyse, was die Krise ausgelöst habe. "Der IWF verlangt keine grundlegende Veränderung der sozialen Infrastruktur. Die IWF-Experten sagen, dass sie aus ihren Erfahrungen in Südkorea gelernt hätten", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der FT.

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FTD.de, 20.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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