In den kommenden Wochen entscheidet sich der Kampf um die Führung in Europas Luftfahrtbranche. Die Chefs von Lufthansa und Air France-KLM spielen dabei ihre gesamte taktische Finesse aus.
Als Jean-Cyril Spinetta vergangene Woche im Pariser Grand Palais ein Fest zum 75. Jubiläum von Air France gab, durfte er sich auch selbst feiern lassen. Nicht nur, weil der Chef der größten europäischen Fluglinie Tage zuvor 65 geworden war. Sondern auch, weil dieser Moment den Zenit seiner Karriere markierte. Spinetta wird die operative Führung zum Jahresende aufgeben. Den Abschied will er noch mit einem Deal krönen. Aber den möchte ihm Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber vermiesen.
Das Fernduell der beiden Manager läuft auf seinen Höhepunkt zu: Ende Oktober steht fest, wer Austrian Airlines (AUA) übernimmt. Im November fällt der Beschluss, wer sich an Alitalia beteiligen darf. Zwar gibt es für beide Unternehmen auch andere Interessenten. Doch es läuft alles auf einen deutsch-französischen Zweikampf hinaus. Dabei geht es auch darum, ob Air France-KLM die Führungsposition auf dem Kontinent behält - oder ob Lufthansa den Titel erringt.
Wie für Spinetta entscheidet sich damit auch für Mayrhuber, ob er seine Karriere krönen kann. "Ende 2010 ist Schluss", hatte der 61-jährige Österreicher angekündigt.
Mayrhuber hat einen Vorteil: Er ist sowohl in Italien als auch in Österreich Favorit. Der Korse Spinetta kann noch so oft sagen, Italien sei seine zweite Heimat. Er kann betonen, dass Air France-KLM schon einen kleinen Alitalia-Anteil hält, oder dass die Fluglinien in der selben Luftfahrtallianz sind. Er muss jetzt alles tun, um wenigstens "der strategische Partner von Alitalia zu bleiben", wie er selbst sagt.
In der Defensive ist er, weil er sich im Frühjahr - als er Alitalia komplett übernehmen wollte - den damaligen italienischen Oppositionschef Silvio Berlusconi zum Feind machte. Er wollte das Drehkreuz Mailand verkleinern und den Verkehr auf Rom konzentrieren. Damit hatte er die mächtige norditalienische Wirtschaft gegen sich. Seitdem wollen sowohl Berlusconi, inzwischen Regierungschef, als auch die Gewerkschaften die Lufthansa als Partner. Die Deutschen hätten bewiesen, dass sie mehrere Drehkreuze betreiben können, heißt es. Die 16 Privatinvestoren, die ein Rettungspaket für Alitalia geschnürt haben, haben noch einen Grund für ihre Präferenz: "Sie wollen keine starke Lufthansa als Gegnerin", sagt Jürgen Ringbeck, Luftfahrtexperte bei Booz & Company. "Also verbünden sie sich lieber mit ihr."
Aus der FTD vom 17.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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