Mögliche Tendwende

Münchener Rück erhöht die Preise

von Herbert Fromme (Monte Carlo)

Seit Jahren sinkt das Prämienniveau, die Branche leidet - wenn auch auf hohem Niveau. Jetzt verlangt die Münchener Rück für bestimmte Verträge mehr. Das hängt mit der laufenden Hurrikansaison zusammen - aber auch mit der Finanzmarktkrise.

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Die Münchener Rückversicherung verlangt für bestimmte Verträge 30 Prozent höhere Preise. Wie sie in einem Brief an alle deutschen Kunden mitteilte, betreffen die Erhöhungen das Segment, in dem es um die Abdeckung von Großschäden in der Autoversicherung geht (Schadenexzedentendeckungen/Excess of Loss - XL).

Erstversicherer wie Axa oder Gothaer decken sich so gegen einzelne Großschäden von mehr als 2,5 Mio. Euro ab, vor allem hohe Personenschäden nach Unfällen. "Unsere Kalkulation erhöht sich um 30 Prozent", heißt es in dem Schreiben, das der FTD vorliegt. Die Münchener Rück wollte auf dem Weltrückversicherungstreffen in Monte Carlo zu dem Brief nicht Stellung nehmen.

Die Branche kämpft verzweifelt um eine Trendwende bei den Preisen. Seit Jahren sinken sie deutlich: Die Erstversicherer haben prächtig verdient und können mehr Risiken selbst tragen, das senkt ihren Bedarf. Gleichzeitig ist die Konkurrenz im Markt sehr scharf.

Hoffnung auf Effekte der Kapitalmarktkrise

Die Münchener Rück hofft auch auf die Effekte der Kapitalmarktkrise. Bei einigen Gesellschaften in der Branche werde die Kapitaldecke knapper, sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. "Wir haben vermehrte Anfragen von Erstversicherern, für die die traditionelle Vertragsrückversicherung bei uns wieder attraktiv wird." Die Münchener Rück setzt auf größere Preisdifferenzierung. Da sie vergleichsweise kapitalstark sei, müsse die Absicherung bei ihr mehr kosten als bei anderen Gesellschaften, sagte Jeworrek.

Bisher leiden die Rückversicherer auf hohem Niveau. Auch ohne die erheblichen Kapitalerträge machen sie Gewinn im Kerngeschäft. Ratingagenturen und Makler warnen jedoch davor, dass die Preise 2009 weiter bröckeln könnten. "Wir erwarten unveränderte Preise oder Preissenkungen bis zu zehn Prozent in Nordeuropa", sagte Makler Bryon Ehrhart, Chef von Aon Re Global Services. Steigerungen seien kaum drin.

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Das könnte sich ändern, sollte ein Hurrikan einen Großschaden von mehr als 40 Mrd. $ für die Versicherer anrichten. "Die Stürme ,Gustav‘ und ,Hanna‘ haben wohl keine Auswirkung auf die Preise, aber ,Ike‘ könnte die Wende bringen", sagte Chris Klein vom Rückversicherungsmakler Guy Carpenter. Der Hurrikan "Ike" läuft gerade auf die USA zu. Ein solcher Großschaden würde zwar die Bilanzen deutlich treffen, könnte aber langfristig den Preistrend drehen.

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Aus der FTD vom 08.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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