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Einparken

Big Nugget XL

von Gregor Kessler

Erst bei der Parkplatzsuche lernt man ein Auto richtig kennen. Wir stellen jede Woche einen neuen Wagen ab. Diesmal: der Big Nugget XL.

Die ersten Sekunden sollen sehr wichtig sein, um zu entscheiden, ob man einen Menschen mag oder nicht. Das ist bei einem Auto nicht anders. Meine ersten Sekunden mit dem Big Nugget XL werden so intensiv von seinem dottergelben Äußeren überstrahlt, dass man ihn als Frühstückseierfreund sofort ins Herz schließt. Auch wenn sein Name von einer Fast-Food-Karte geklaut sein könnte.

Im Wesen ist der Big Nugget ein Ford Transit. Aber ein Transit mit Badezimmer, Küche und zwei Doppelbetten. Er ist ein rollendes Apartment. Er ist: ein Wohnmobil.

Nun rangieren Wohnmobile - diese Monumente der Platzökonomie - nicht fürchterlich hoch in den Hipness-Charts. Das liegt daran, dass ihre Fahrer sich sagen lassen müssen, offenbar zu alt zu sein für den Rock-and-Roll-Urlaub (Zelten), aber nicht genug Geld zu haben für die gesetzte Variante (Hotel). Mit all den praktischen Details des Big Nugget: den winzigen Fächern, die jede Ecke nutzbar machen, den verblüffend bequemen Betten, der ausziehbaren Wäscheleine, dem elektrisch ausfahrbaren Einstiegstritt - mit all dem lässt sich nur gegenüber Campingkonvertiten punkten. Ungläubigen muss man entgegenhalten: In welchem Hotelzimmer bitte kann ich aus der Dusche direkt auf die Wiese springen?

Schnurrt wie ein sportlicher Kleinwagen

 Endlich eingeparkt: Der Big Nugget XL

Den Ford Transit konnten die Konstrukteure dem Big Nugget nicht austreiben. Dafür aber den Ruf des Wohnmobils als windgeschütteltes Kriechtier. Die 130 PS des Turbodieselmotors lassen das große Hühnchen über die perfekt ausgebauten mecklenburgischen Autobahnen schnurren wie einen sportlichen Kleinwagen. Im sechsten Gang bleibt er noch bei 160 ruhig wie eine schlafende Legehenne. Und gäbe es auf diesen menschenverlassenen Straßen jemals einen Stau, man könnte aus der angenehm erhöhten Warte des Big Nugget noch über das protzigste SUV hinwegschauen.

Aber wir sind nicht zum Fahren hier, sondern zum Parken. Und weil das natürliche Habitat des Wohnmobils der Campingplatz ist, verlassen wir die einsamen Asphaltschwünge der A19 und lotsen das Dottermobil durch Alt-Schwerin weiter zu "Camping am See", einem schmalen Grünstreifen zwischen Landstraße und Plauer See.

Der schnauzbärtige Platzwart leitet uns persönlich auf die "Drosselwiese", wo zwei riesige Seitenspiegel uns rückwärts in eine Reihe gestandener Dauercamper direkt ans Seeufer lotsen. Das erhöht die Farbsättigung des geschlossen in Campingbeige gehaltenen Fahrzeugparks der "Drosselwiese" gewaltig. Wir steigen aus, springen in den nur drei Meter entfernten und leider eiskalten Plauer See und merken danach, was an einem Wohnmobil auch toll ist: von der Wiese direkt in die Dusche springen zu können.