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STERNFLUG

Eine Demo in der Luft

Peter Neumann

Am Sonnabend soll es in Tempelhof noch einmal so zugehen wie während der Luftbrücke. "Ungefähr alle 30 Sekunden wird eine Maschine landen", kündigte der Schweizer Pilot Edgar Jung an. Allerdings sollen von 11.45 Uhr an nicht etwa große Rosinenbomber, sondern kleine Privatflugzeuge aufsetzen. Mehr als 130 Fliegerinnen und Flieger haben sich für den "Candy Bomber Memorial Flight" angemeldet - einen Sternflug, der von Mainz, Celle und Braunschweig nach Tempelhof führen wird. Vorausgesetzt, das Wetter lässt dies zu.

Nicht nur Deutsche, auch Belgier, Niederländer, Österreicher und Schweizer wie der 40 Jahre alte Unternehmensberater Jung sind dabei. Sie wollen nicht nur an die Luftbrücke erinnern, mit der die USA und Großbritannien Berlin 1948/49 versorgt haben. "Wir werden auch demonstrieren - dagegen, dass der Senat die Wiege der Luftfahrt preisgibt und den Flughafen Tempelhof zu Freitag schließt", sagte Jung, der in seiner Cirrus SR 22 an der großen "Airdemo" teilnehmen will.

Trauerfeier am Montag

Ebenfalls am Sonnabend starten Intersky und Brussels Airlines zum letzten Mal zu Linienflügen von "THF" - die Österreicher um 8.25 Uhr, die Belgier um 18.55 Uhr. Cirrus harrt noch aus.

Doch während Linienflugpassagiere selten werden, soll es am letzten Wochenende vor der Stilllegung auf den Pisten und dem Vorfeld hoch hergehen. "Wir erwarten für beide Tage 600 bis 800 Starts und Landungen", sagte ein Flughafensprecher. Wie viele es sein werden, hängt vom Wetter ab. Kleine Privatmaschinen werden meist auf Sicht geflogen. Reicht sie nicht aus, müssen Flüge ausfallen. Wenn die Wolken zu tief hängen, darf übrigens auch die Junkers Ju 52 der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung nicht abheben. Damit steht nicht hundertprozentig fest, dass sie wie vorgesehen am 30. Oktober kurz vor Mitternacht als endgültig letztes Flugzeug in Tempelhof startet. Der Air Service Berlin, der Rundflüge mit einem Rosinenbomber anbietet, hat andere Sorgen. Wegen eines Triebwerksschadens wurden am Donnerstag und Freitag Starts abgesagt.

Ein weiterer Protest ist für Montag geplant. Um 18.45 Uhr beginnt im General Aviation Terminal in Tempelhof eine Trauerfeier - mit Abschiedsreden, Kondolenzbuch und Musik. (pn.)