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Stand: September 2007

Flagge des Vereinigten Königreiches


Kurzinfo Abfallwirtschaft

Die "Abfallwirtschaft" hat sich seit Beginn der siebziger Jahre enorm entwickelt: So gab es z.B. vor dem ersten Abfallgesetz von 1972 in jedem Dorf und jedem Ort eigene Müllkippen - etwa 50.000 in ganz Deutschland. Deren Zahl wurde in den achtziger und neunziger Jahren drastisch unter 2.000 reduziert und ihre Errichtung und Betrieb streng geregelt. Von den ehemaligen Hausmülldeponien wurden die meisten geschlossen. Heute werden für Siedlungsabfälle deutschlandweit lediglich 160 Deponien (sogen. Deponieklasse II) betrieben. Auch die Anzahl der Verbrennungsanlagen, mechanisch-biologischen und anderen Behandlungsanlagen für Siedlungsabfälle sowie spezieller Behandlungsanlagen für industrielle Abfälle wurde stark erhöht.

Ab Mitte der achtziger Jahre setzte sich das politische Kredo der "Abfallhierarchie" durch:

"Vermeiden, Verwerten, Beseitigen".

Im Zentrum der Abfallwirtschaftspolitik in Deutschland steht die Produktverantwortung. Damit sollen bereits in der Produktionsphase von Gütern die Voraussetzungen für eine effektive und umweltverträgliche Abfallvermeidung und -verwertung geschaffen werden. Hersteller und Vertreiber müssen ihre Erzeugnisse also so gestalten, dass bei der Produktion und beim späteren Gebrauch das Entstehen von Abfällen vermindert und eine umweltverträgliche Verwertung und Beseitigung der Reststoffe ermöglicht wird.

Wertstoffe - über die bereits bestehende Verwertung von Metallen, Textilien, Papier hinaus - sollten durch Getrenntsammlung, Sortierung und Nutzung wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden. Dies war die Grundlage für das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz, das Mitte der neunziger Jahre in Kraft trat.

Heute beschäftigt die Abfallwirtschaft in Deutschland mehr als 250.000 Menschen - vom Ingenieur über den Müllwerker bis zum Verwaltungsangestellten. Es gibt an verschiedenen Hochschulen Fachbereiche für Abfallwirtschaft, und es gibt einen eigenen Ausbildungsberuf für das Entsorgungsfach. Der jährliche Umsatz des Sektors liegt bei mehr als 50 Milliarden Euro.

Insgesamt sind in den letzten Jahren weniger Abfälle entstanden. Die Summe der Abfälle aus Haushaltungen ist im langjährigen Vergleich nahezu konstant geblieben. Wirtschaftswachstum und Abfallaufkommen sind also entkoppelt, denn die Wirtschaft ist zwischen 1992 und 2004 um 15 Prozent gewachsen. Es gibt deutliche Verschiebungen der Abfallmengen - von der Beseitigung zur Verwertung von Abfällen. Die Bevölkerung trägt durch ihre Bereitschaft, Abfälle getrennt zu sammeln, ihren Teil zu verbesserten Recyclingmöglichkeiten bei.

Inzwischen werden bei Siedlungsabfällen mehr als 60 Prozent der Verwertung zugeführt (2005). Bei den Produktionsabfällen sind es sogar rd. 65 Prozent (2005). In einigen Bereichen, etwa bei Verpackungen, ist die Verwertungsquote auf rd. 80 Prozent gestiegen. Bei den Abfällen aus der Bauwirtschaft werden mittlerweile sogar 87 Prozent verwertet. Insgesamt gehen dabei beeindruckende Mengen in die Verwertung: 29 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle, 31 Millionen Tonnen Abfälle aus Produktion und Gewerbe und 161 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle. Umgerechnet werden pro Einwohnerin und Einwohner in Deutschland etwa vier Tonnen Abfälle verwertet - beinahe so viel, wie vier Kleinwagen wiegen.

Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass Umweltschutz zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden ist. Er leistet zur Wertschöpfung einer Volkswirtschaft einen erheblichen Beitrag.

Der Beitrag der modernen Abfallwirtschaft zum Klimaschutz ist spektakulär:
Die Emissionen treibhausgasrelevanter Schadstoffe aus der Abfallwirtschaft sind in den vergangenen 15 Jahren mehr als 31 Mio. t CO2-Äquivalente pro Jahr gesunken.

Das umweltpolitische Ziel der Bundesregierung ist, die Abfall- und Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren hin zu einer Stoffstromwirtschaft weiter zu entwickeln. Durch konsequente Getrennthaltung von Abfällen, ihre Vorbehandlung, durch Recycling oder ihre energetische Nutzung wird angestrebt, die im Abfall gebundenen Stoffe und Materialien vollständig zu nutzen und somit eine Deponierung von Abfällen überflüssig zu machen. Eine erfolgreiche Stoffwirtschaft verlangt, auch Produktion und Konsum einzubeziehen. Die Kreislaufführung von Rohstoffen muss gefördert werden. Dabei ist sicherzustellen, dass Schadstoffe aus den Abfällen nicht in neuen Produkten wieder auftauchen, sie müssen vielmehr schadlos ausgeschleust werden.

Die Kreislaufwirtschaft in Deutschland ist insgesamt ein gutes Beispiel dafür, wie die Umweltpolitik zu Umweltschutz, Ressourceneffizienz, Klimaschutz - und damit gleichzeitig zu mehr Wirtschaftlichkeit beiträgt.




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