Die Globalisierung der Gesundheitsmärkte kommt schleppend voran. Nur wenige Konzerne schaffen es, ihre Geschäftsmodelle international auszurollen. Wer es versucht, kann viel Geld verdienen - oder scheitern.
Das hat er sich anders vorgestellt. Mit verschränkten Armen sitzt Edwin de la Hertzog auf dem gepolsterten Stuhl im Novotel am Berliner Tiergarten. Vorn erklärt Franz Knieps, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, die neuesten Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen.
De la Hertzog, Vorstandschef der südafrikanischen Krankenhauskette Medi-Clinic, schüttelt ungläubig den Kopf. Der Markt erscheine viel zu reguliert, viel zu kompliziert, sagt er später in kleiner Runde. Ein Einstieg komme für ihn nicht infrage. "Deutschland ist derzeit überhaupt nicht auf unserem Radar", sagt er. Schon gar nicht nach dem Vortrag von Knieps.
Vor einem Jahr hatte sich das noch ganz anders angehört. Überraschend hatte Medi-Clinic, erfolgreicher Krankenhausbetreiber in Südafrika, Namibia und Dubai, die Schweizer Privatklinikkette Hirslanden vom Finanzinvestor BC Partners übernommen - und Kurs auch auf Deutschland genommen. "Hirslanden bietet uns eine hervorragende Plattform, um in die Nachbarmärkte zu wachsen", hatte de la Hertzog damals gesagt. Doch so leicht ist es nicht.
Die Tücken des internationalen Geschäfts spürt auch die Pflegeheimkette Sunrise Senior Living. Drei Jahre lang dauert das Abenteuer des US-Unternehmens in Deutschland inzwischen. Ursprünglich hatte der börsennotierte Konzern, der 2007 knapp 1,7 Mrd. $ umsetzte, 25 Häuser eröffnen wollen, am Ende waren es neun, zwei davon schließen Ende Januar wieder. Das Konzept war eine Kopie des US-Modells: viel Service, viel Luxus, kleine Zimmer, hohe Preise.
Doch, was in den USA, in Kanada und Großbritannien gut funktionierte, scheiterte in Deutschland. Gerüchte, dass sich Sunrise nun ganz aus Deutschland zurückziehe, will Geschäftsführer Roberto Marconi nicht kommentieren. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt", sagt er. "Die Marktvoraussetzungen in Deutschland sind einfach andere als in den USA."
Es sind nur zwei Beispiele, aber sie zeigen: Die Globalisierung im Gesundheitsmarkt kommt nur schleppend voran. Wenige Unternehmen finden Strategien, ihre Geschäftsmodelle international auszurollen. "Komplette Versorgungskonzepte im großen Stil international zu übertragen geht nicht", sagt Volker Amelung, Lehrstuhlinhaber für internationale Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover. "Und doch wird sich der Gesundheitsmarkt stärker globalisieren."
In fast allen Industriestaaten kämpfen die Gesundheitssysteme mit ähnlichen Herausforderungen: Alternde Bevölkerungen, teure Therapien, steigende Medikamentenausgaben und eine zunehmende Zahl chronisch Kranker lassen die Kosten explodieren.
Fast überall mangelt es an flächendeckend abgestimmten Behandlungskonzepten. Die Patienten befolgen ihre Therapien nur unzureichend, die Ärzte sind überlastet. Zwar liegen die Gesundheitsausgaben pro Kopf innerhalb der OECD-Staaten weit auseinander - in den USA waren sie 2006 mit 6714 $ ungefähr doppelt so hoch wie in Deutschland. Doch die Ausgabenstruktur nähert sich immer weiter an.
FTD.de, 04.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD; Quelle: OECD
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