Zusammenspielen oder ausspielen? Das Verhältnis freier Kleinaktionäre zu einem Minder- oder Mehrheitsaktionär ist nicht eindeutig. Ein Großaktionär vermag durchaus, positive Impulse zu setzen.
Kann er doch, auch als Stratege, das Principal-Agent-Problem ebenso überwinden wie ein Finanzinvestor, indem er Eigentum und Einflussnahme auf die Firma vereint. Bei größeren Transaktionen wie Kapitalmaßnahmen, Übernahmen oder Abspaltungen können die Interessen zwischen Groß- und Kleinaktionär jedoch schnell divergieren. Insbesondere, wenn noch dritte Firmen beteiligt sind, die der Großaktionär beeinflusst.
Zwar regelt das Aktiengesetz Geschäfte zu verwandten Firmen und sorgt selbst bei einem Beherrschungsvertrag für die Rechte der Minderheitsaktionäre. Doch in der Wirtschaft, wo aufgrund verschiedener Prognosen und Auffassungen agiert wird, gibt es da genügend Spielraum. Gerade bei einem Gebilde wie Porsche-VW-MAN-Scania kann man es keinem Aktionär übel nehmen, wenn er den Überblick verliert, wer hier in Abhängigkeit von welchem Eigner oder Aufsichtsrat welche Interessen verfolgt und wie handelt.
Eine Zusammenlegung der Lkw-Aktivitäten von VW, MAN und Scania hat natürlich ihre industrielle Logik. Und politisch scheint der Zeitpunkt ideal, da man unter Berufung auf die Finanzkrise derzeit ja jede Fusion bei den Kartellbehörden und Regierungsstellen durchboxen kann. Oligopole sieht man heute wohl als das geringere Übel.
Die MAN-Aktionäre waren hingegen nicht sonderlich begeistert, mitten einer heftigen Rezession im Lkw-Markt sich Marktanteile dazukaufen zu müssen. Die Aktie verlor über sieben Prozent. Es dürfte an der Bewertung liegen. Stolze 0,73-mal 2007er-Umsatz muss MAN für VWs brasilianische Lkw- und Bussparte bezahlen. Für MAN, Volvo und Scania zahlt man im Schnitt gerade mal etwas mehr als das 0,4-Fache. Mit den rosigen Aussichten in Südamerika kann die Prämie nicht erklärt werden - erst am Montag ergab eine Umfrage unter 95 Autozulieferern, dass 46 Prozent von ihnen die Investitionen 2009 kürzen wollen.
Auch die in Aussicht gestellten Synergien von 50 Mio. Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre machen den Kohl nicht fett. Noch dazu stürzt der Real gerade ab - gut ein Drittel seit August gegenüber dem Euro. Auf dem freien Markt hätte VW diesen Preis wohl nicht erzielt, so es denn einen solventen Käufer gegeben hätte, dem aktuell nach Zukäufen zumute ist.
Aus der FTD vom 16.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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