Der Autobauer Volkswagen hat den ersten Schritt zur Integration des eigenen Lkw-Geschäfts mit MAN und Scania in einen neuen Großkonzern unternommen. VW verkauft sein brasilianisches Geschäft mit schweren Nutzfahrzeugen für 1,2 Mrd. Euro an den Truck-Hersteller MAN.
"Das ist der Auftakt für das langfristige Zusammenführen der Konzerne", hieß es dort. Auch Analysten werteten dies als neue Etappe zur Fusion. Stückweise baut VW am neuen Lkw-Bund, der den europäischen Markt unter Führung des Autobauers dominieren würde. VW hat schon knapp 30 Prozent am Münchner Hersteller MAN übernommen, sowie etwa 69 Prozent der Stimmrechte an dessen schwedischem Rivalen Scania. Zuvor war MAN damit gescheitert, sich Scania einzuverleiben, weil Konzernchef Leif Östling und die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg sich gewehrt hatten. Nun führe VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch das Großprojekt mit Bedacht fort, berichten Manager. Er hatte bereits betont, dass ihm ein Konzern vorschwebt, der vom Kleinwagen bis zum Schwerlaster die ganze Fahrzeugpalette anbietet.
Automanager gehen davon aus, dass VW Östling im Amt belassen habe, um die Schweden zu beruhigen. Bei seinem Ausscheiden könne der Konzern Scania dann friedlich mit MAN verbinden, hieß es zum weiteren Vorgehen. In Unternehmenskreisen heißt es schon länger, dass dem Brasilien-Geschäft von VW keine alleinige Zukunft im Wolfsburger Konzern gegeben werde. Es sei für den Autobauer "wie eine Insellösung", sagte ein Manager. Zuletzt hatten beide Unternehmen darüber verhandelt, ob MAN dem Autobauer Motoren für seine Brasilien-Trucks verkauft. Mit dem Verkauf an MAN führt VW nun die ersten beiden Teile des neuen Lkw-Großkonzerns zusammen.
Kursinformationen + Charts
306,45 EUR | 0,28 % | [0,87] |
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VOLKSWAGEN AG .. | 306,45 EUR | 0,28 % |
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MAN AG STAMMAK.. | 32,61 EUR | -7,49 % |
SCANIA AB NAMN.. | 6,07 EUR | -0,65 % |
"Mit dieser Entscheidung machen wir einen weiteren logischen Schritt im Lkw-Geschäft und bieten unseren brasilianischen Nutzfahrzeugaktivitäten gleichzeitig eine attraktive Perspektive im Verbund eines führenden Lkw-Herstellers", sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Es gebe ein "erhebliches Synergiepotenzial". Die Beteiligungen an MAN und Scania unterstrichen zugleich das strategische Interesse von Volkswagen am Nutzfahrzeuggeschäft.
MAN erhält einen Zugang zum südamerikanischen Markt, den der Münchener Konzern bisher so nicht hatte. Robuste Trucks für die dortigen Märkte sowie das Vertriebs- und Servicenetz der VW-Trucksparte in Brasilien hätte MAN erst kostspielig aufbauen müssen. MAN-Chef Hakan Samuelsson betonte: "Mit dem Erwerb von VW Truck & Bus in Brasilien erreichen wir einen weiteren Meilenstein auf unserem internationalen Wachstumskurs." In der Lkw-Branche stehen durch schärfere Umweltregeln hohe Investitionen in neue Motoren an, die je Generation 500 Mio. bis 1 Mrd. Euro kosten können.
Für die Hersteller ist es daher sinnvoll, diese Ausgaben auf höhere Absatzzahlen verteilen zu können. MAN verkaufte 2007 knapp 100.000 Lkw, VW Brasilien 47.000. Allerdings wirft das Brasiliengeschäft wegen niedrigpreisiger Trucks nur 1,6 Mrd. Euro Umsatz ab, im Verhältnis zu 10 Mrd. Euro bei MAN.
Vor allem in Anbetracht des für Europa erwarteten Absatzrückgangs ist zugekauftes Wachstum für Hersteller wie MAN attraktiv. JP-Morgan-Analyst Nico Dil befand den Kaufpreis für VWs Brasiliengeschäft allerdings "etwas hoch". Das Verhältnis zum Gewinn der Sparte liege höher als üblich. Die Aktie verlor gestern 7,5 Prozent auf 32,61 Euro. MAN gab dazu keinen Kommentar. In Finanzkreisen hieß es, der Preis entspreche einer von der Bank Rothschild erstellten Bewertung für das VW-Geschäft.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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VOLKSWAGEN AG STAMMA.. | 306,45 EUR | 0,28 % | 0,87 | ||
MAN AG STAMMAKTIEN O.. | 32,61 EUR | -7,49 % | -2,64 | ||
SCANIA AB NAMN-AKTIE.. | 6,07 EUR | -0,65 % | -0,04 |
Aus der FTD vom 16.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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