Aidsforschung

WHO weckt Hoffnung für Afrika

von Gesa Krey (Hamburg)

Nirgends infizieren sich so viele Menschen mit HIV wie im südlichen Afrika. Eine Studie der WHO zeigt, wie dies verhindert werden könnte. Bis zu 95 Prozent weniger Neuansteckungen wären möglich - auf recht einfache Weise.

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In dieser Frage sind sich die Experten einig: Im Kampf gegen HIV muss die Zahl der Neuinfektionen verringert werden. Nur so lässt sich die weltweite Epidemie eingrenzen. Besonders für die afrikanischen Staaten ist diese Frage dringlich, hier infizieren sich jährlich 1,9 Mio. Menschen mit dem tödlichen Virus, weltweit sind es 2,7 Mio. Eine Infizierung mit HIV führt zu Aids, doch der Ausbrauch der Immunschwäche kann mithilfe von Medikamenten verzögert werden.

Eine Computersimulation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, wie die Zahl der Neuinfektionen in Afrika drastisch gesenkt werden kann. Jährliche HIV-Tests und unmittelbare medizinische Behandlung könnten die Zahl der Neuinfektionen um 95 Prozent verringern - und das innerhalb von 10 Jahren. Das schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin "Lancet".

Medizinische Versorgung nicht gewährleistet

Das Wissenschaftlerteam um Kevin de Cock analysierte die Daten von Südafrika und übertrugen diese Daten auf den gesamten Kontinent. Die Kosten würden laut WHO 1,7 Mrd. $ pro Jahr betragen. Diese Summe erscheint Norbert Brockmeyer, Sprecher des Netzwerks HIV/Aids, hingegen als zu niedrig. Auch zeigt er sich gegenüber der Realisierbarkeit skeptisch: "Die Frage, wie man die Menschen in Afrika umfassend erreicht, bleibt bestehen. Wenn die Medikamente vor Ort zur Verfügung stehen, muss auch eine engmaschige Behandlungsbetreuung erfolgen. Dazu ist nicht ausreichend medizinisch geschultes Personal vorhanden".

Neue Impfung scheiterte 2007

Aids-Waisen in Südafrika, dem von der Seuche am schlimmsten betroffenen Land der Welt
 Aids-Waisen in Südafrika, dem von der Seuche am schlimmsten betroffenen Land der Welt

Hoffnung setzten Experten weltweit in eine Impfung gegen HIV, die der Pharmakonzern Merck im vorigen Jahr auf den Markt bringen wollte. Die Einführung des Medikaments scheiterte jedoch, da die Geimpften ein erhöhtes Risiko hatten, sich mit HIV zu infizieren. In etwa 20 Jahren, schätzt Brockmeyer, könnte eine Impfung Wirklichkeit werden: "Es gibt mehrere Kandidaten für eine Impfung gegen HIV, ob die jedoch den Durchbruch in der Impfforschung bringen, muss sich erst zeigen".

In Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen stabil, wie das bundeseigene Robert-Koch-Institut mitteilt, das für Krankheitsforschung und Prävention zuständig ist. Im Jahr 2008 haben sich hier etwa 3000 Menschen infiziert, genauso viele wie im Jahr 2007. "Die weiterhin hohe Zahl zeigt, dass Prävention und Forschung unverändert wichtig sind", sagt Jörn Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts. Etwa 64.000 Menschen leben in Deutschland bereits mit dem Virus.

Die Zahl der Infizierten wird weltweit auf 33 Mio. geschätzt, allein in Afrika leben 22 Mio. der Betroffenen. Weltweit sterben etwa 2 Mio. Menschen jährlich an den Folgen der HIV-Infektion.

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FTD.de, 01.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 

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