Die rechte Gewalt in Deutschland erreicht neue Dimensionen. Der Chef der Passauer Polizei wurde durch die brutale Messerattacke eines mutmaßlichen Neonazis schwer verletzt. Der Beamte ist bekannt für konsequentes Vorgehen gegen Neonazis und gilt deswegen in der Szene als Hassfigur.
Nach dem Attentat sprach der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Sonntag von einer neuen Dimension rechter Verbrechen in dem Bundesland. Polizeidirektor Alois Mannichl war am späten Samstagnachmittag vor seinem Wohnhaus in Fürstenzell bei Passau von einem unbekannten glatzköpfigen Mann niedergestochen worden.
Der 52 Jahre alte Beamte war in den vergangenen Monaten mehrfach gegen Rechtsextremisten vorgegangen. Mannichl ist deswegen insbesondere im Internet von den Rechten scharf kritisiert worden. Trotz einer Großfahndung in Niederbayern und dem angrenzenden Österreich konnte der Täter zunächst nicht gefasst werden. Sollten sich die bisherigen Ermittlungsergebnisse bestätigen, sei das "eine Eskalation der Gewalt", sagte Innenminister Herrmann.
Der etwa 1,90 Meter große Mann hatte Mannichl vor der Tür seines Reihenhauses in der Dunkelheit aufgelauert, ihn zunächst mit nationalistischen Parolen beleidigt und ihm dann ein Messer in den Bauch gerammt. Die elf Zentimeter lange Klinge verfehlte das Herz nur knapp. "Das ist eine Sache von zwei Zentimetern gewesen", sagte Herrmann. Nach einer Notoperation ist der Polizeichef außer Lebensgefahr. Die Ärzte hoffen, dass Mannichl zu Weihnachten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Das Opfer wurde ebenso wie seine Familie unter Polizeischutz gestellt.
Die Region Passau wird immer wieder von Neonazis heimgesucht: In diesem Jahr gab es den Behörden zufolge bereits 83 rechtsextremistische Straftaten. Im vergangenen Jahr waren es noch 40. In diesem Jahr gab es mehrere Polizeiaktionen gegen die rechte Szene. Im Juli hatten Rechte nach der Beerdigung eines ehemaligen Neonazi-Funktionärs in der Stadt randaliert und mehrere Menschen angegriffen. Da bei der Beisetzung auch eine Hakenkreuzflagge in das Grab geworfen wurde, hatten die Ermittler später das Grab öffnen und die Fahne entfernen lassen.
Zuletzt hatte die NPD dem Polizeidirektor vorgeworfen, dass er bei einer Gedenkveranstaltung während des Volkstrauertages am 16. November Mitglieder der extremistischen Partei "belästigt" habe. Konkrete Hinweise auf eine Gefährdung des Polizeichefs hat es nach Angaben der Ermittler aber nicht gegeben.
Mannichl gilt als ein ebenso umsichtiger wie auch professioneller Polizist. Er ist seit 35 Jahren bei der bayerischen Polizei und hat bereits eine ganze Reihe von Führungspositionen besetzt. Nach seiner Zeit bei der Grenzpolizei wurde er 1997 Chef der Abteilung für organisierte Kriminalität beim Regensburger Polizeipräsidium. Später wurde er zunächst stellvertretender Leiter der Passauer Polizei, ehe er im September 2004 zum Polizeidirektor in der niederbayerischen Dreiflüssestadt ernannt wurde.
Der Beamte konnte nach dem Anschlag noch selbst seinen Kollegen Hinweise auf den Täter geben. Bisher wird nach Polizeiangaben zwar noch in alle Richtungen ermittelt, nach den ersten Erkenntnissen wird eine rechtsextremistische Tat aber als die wahrscheinlichste Version angesehen. Der Täter soll bei dem Attentat zu dem 52-Jährigen gesagt haben: "Viele Grüße vom nationalen Widerstand." Anschließend warf der Mann das Messer in der Nähe weg und fuhr mit einem Auto davon. Die Polizei schließt nicht aus, dass in dem Wagen ein Komplize wartete.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch sprach von einem heimtückischen Mordversuch, der im Höchstfall mit lebenslanger Haft bestraft werden könne. Die Passauer Kriminalpolizei hat eine 20-köpfige Sonderkommission zur Aufklärung der Bluttat ins Leben gerufen, auch das Bayerische Landeskriminalamt ist in die Ermittlungen eingebunden.
dpa, 14.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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