Der wegen Betrugs angeklagte US-Broker Bernard Madoff hat weltweit Banken, Hedge-Fonds und Privatpersonen mutmaßlich um Milliarden geprellt. Der 70-jährige Chef der nach ihm benannten Investmentfirma war in der Nacht auf Freitag vom FBI festgenommen worden.
Jahrelang soll er angebliche Gewinnausschüttungen mit den Einzahlungen neuer Anleger finanziert und so Kunden um insgesamt 50 Mrd. $ geprellt haben. Laut Anklageschrift ist Madoff geständig. Ihr zufolge bezeichnete er sein Geschäft als "gigantisches Schneeballsystem".
Bereits am Freitag erklärte Maxam Capital Management, wegen des Skandals einen Verlust von 280 Mio. $ gemacht zu haben und das Geschäft aufgeben zu müssen. Die US-Investmentgruppe hatte über Madoff in Hedge-Fonds investiert. "Ich bin am Ende", sagte Gründerin Sandra Manzke nach Madoffs Verhaftung, der gegen eine Kaution von 10 Mio. $ wieder auf freiem Fuß ist. Auch andere Investmentgruppen stehen vor hohen Verlusten: Fairfield Greenwich Group und Tremont Capital Management hatten Madoff dreistellige Millionenbeträge anvertraut.
Der Fall zieht bereits Kreise weit über die Finanzwelt hinaus. Die US-Stiftung Robert I. Lappin Charitable Foundation gab den sofortigen Stopp aller Zahlungen bekannt. Sie unterstützt Bildungsprogramme in Israel und hatte ihr Kapital in der Hoffnung auf hohe Renditen bei Madoff angelegt. Und die Liste der betroffenen Privatpersonen ist mit einer beachtlichen Zahl US-Prominenter bestückt. Zu ihnen gehören etwa Fred Wilpon, Besitzer des New Yorker Baseballvereins Mets, oder Norman Braman, dem einst die Footballmannschaft Philadelphia Eagles gehörte.
Darüber hinaus hat eine noch unbekannte Zahl von internationalen Banken Madoff Kapital anvertraut. Dazu zählen laut "Wall Street Journal" BNP Paribas, Nomura Holdings aus Japan und die Neue Privat Bank aus der Schweiz. Auch die Schweizer Privatbank Benedict Hentsch gehört zu den potenziellen Opfern; laut Schweizer Medienberichten zudem die Union Bancaire Privée. Dem Vernehmen nach sollen zudem Herald-Fonds der Wiener Bank Medici betroffen sein. Medici-Manager Andreas Schindler: "Wir können derzeit nichts dazu sagen. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Stellungnahme." Herald verwaltet ein Volumen von rund 1,8 Mrd. $. Auch die österreichische Fondsgesellschaft Primeo, eine Unicredit-Tochter, legte ihr Geld bei Madoff an.
Aus Kreisen der österreichischen Finanzmarktaufsicht heißt es, noch sei es zu früh, die Auswirkungen des Falls auf die Banken des Landes abschätzen zu können. Allerdings dürfte der Skandal das ohnehin beschädigte Vertrauen in die Finanzbranche weltweit dauerhaft erschüttern. "Dieser Vorfall wird den Nerv der Investoren treffen, mit langwierigen Auswirkungen", sagte Anirvan Banerji vom Economic Cycle Research Institute.
Bekannte Namen: Ausgewählte Madoff-Investoren | |
---|---|
Quelle: zusammengetragen von Bloomberg |
|
Kunde |
Investment |
Fairfield Greenwich |
7,5 Mrd. $ |
Banco Santander |
3,1 Mrd. $ |
Kingate Management |
3,5 Mrd. $ |
Benbassat & Cie |
935 Mio. $ |
Union Bancaire Privée |
850 Mio. $ |
Fix Asset Management |
400 Mio. $ |
Reichmuth Matterhorn |
330 Mio. $ |
Maxam Capital |
280 Mio. $ |
EIM Group |
230 Mio. $ |
Shapiro Foundation |
145 Mio. $ |
Banque Bénédict Hentsch |
48 Mio. $ |
Madoff Family Foundation |
19 Mio. $ |
Aus der FTD vom 15.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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