Der spanische Finanzkonzern Santander verhandelt mit der angeschlagenen US-Sparkasse Sovereign Bancorp über eine Komplettübernahme - bei der die Bancorp-Aktien nur noch mit einem Zehntel des Preises bewertet werden, den die Spanier bei ihrem Einstieg vor drei Jahren gezahlt hatten.
Santander gehören bereits 25 Prozent der US-Sparkasse, die sich am Hypothekenmarkt verspekuliert hat. Santander setzt mit dem Plan der Komplettübernahme die Serie fort, angeschlagene, niedrig bewertete Banken zu kaufen. Santander ist eines der wenigen Institute, die aus der Finanzkrise bisher gestärkt hervorgegangen sind, da sie sich von riskanten und komplexen Finanzprodukten ferngehalten haben. In Europa hat sich Santander bereits das lukrative Sparkontengeschäft der Ende September verstaatlichten britischen Hypothekenbank Bradford & Bingley gesichert. Für umgerechnet 770 Mio. Euro kaufte Santander das 2,6 Millionen Kunden zählende Geschäft, das derzeit Spareinlagen von 24 Mrd. Pfund (30,1 Mrd. Euro) verwaltet, und übernahm die rund 200 Filialen von Bradford.
Der Zukauf soll nach Konzernangaben bereits im ersten Geschäftsjahr den Gewinn der Santander-Gruppe um 25 Mio. Euro steigern. Erst am vergangenen Freitag hatte Santander die Übernahme der britischen Hypothekenbank Alliance & Leicester abgeschlossen. Bereits vor vier Jahren hatten die Spanier die britische Abbey National geschluckt.
Es wird erwartet, dass Santander für 3,4 Anteilscheine von Sovereign Bancorp je eine eigene Aktie zahlt. Nach dem Absturz der Sovereign-Titel um 60 Prozent im vergangenen Monat wird die Bank am Markt aktuell mit knapp 2,5 Mrd. $ bewertet. Santander bestätigte am Montag die Gespräche mit Sovereign, wies jedoch darauf hin, dass die Verhandlungen immer noch platzen könnten.
"Santander kann Sovereign nun für einen sehr guten Preis bekommen", sagt der unabhängige Bankenexperte Bert Ely. Der Buchwert der Sparkasse sei fast fünfmal so hoch wie die Marktkapitalisierung. Allein in der vergangenen Woche verlor die Aktie der Sparkasse 32 Prozent. In ihrer Not wandte sich Sovereign schließlich an die Spanier.
Sovereign Bancorp hat 750 Filialen und ist vor allem im Nordosten der USA vertreten. Die Sparkasse aus Wyomissing im Bundesstaat Pennsylvania preschte auch in Märkte im Süden des Landes vor, in denen die Häuserpreise besonders stark gefallen sind. Zudem hielt Sovereign Vorzugsaktien der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, die Anfang September verstaatlicht wurden und dadurch ihren Wert effektiv verloren haben.
Kursinformationen + Charts
689,00 GBp | -8,13 % | [-61,00] |
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BANCO SANTANDE.. | 689,00 GBp | -8,13 % |
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SOVEREIGN BANC.. | 14,50 USD | -1,02 % |
Bereits seit Monaten suchen Santander und der spanische Konkurrent Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) eine Möglichkeit, ihre Präsenz auf dem amerikanischen Markt auszubauen. Dem US-Markt werden trotz drohender Rezession bessere Wachstumschancen beigemessen als den Märkten in Westeuropa. Santander war als möglicher Käufer für die größte US-Sparkasse Washington Mutual und für die Regionalbank Wachovia im Gespräch, kam jedoch nicht zum Zuge. BBVA hat bereits 2006 zwei Banken in Texas und im vergangenen Jahr eine in Alaska übernommen.
Santander war 2005 mit 25 Prozent bei Sovereign Bancorp eingestiegen und sicherte sich damals schon die Option, den Anteil nach dem 31. Mai 2008 aufzustocken - allerdings zum Aktienpreis von mindestens 40 $. Diese Einschränkung wurde zunächst auf 38 $ pro Aktie gesenkt. Marktbeobachter vermuten nun, dass sie ganz aufgehoben werde. Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, hat Sovereign bereits personelle Veränderungen angekündigt. Paul Perrault wird im Januar neuer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Er wird auf Joseph Campanelli folgen, der seit 1997 bei der Bank ist.
Kommt die Übernahme zustande, hätten alle drei großen amerikanischen Sparkassen ihre Selbstständigkeit verloren. Washington Mutual, die ehemals größte Sparkasse der USA, war Ende September kollabiert. Der nächstgrößte Konkurrent Countrywide wurde von der Bank of America übernommen.
Nach Angaben des Office of Thrift Supervision (OTS), der für die Sparkassen in den USA zuständigen Regulierungsbehörde, gibt es immer noch knapp 800 Sparkassen im Land. Bei den meisten davon handelt es sich um kleine, regional tätige Institute.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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BANCO SANTANDER S.A... | 689,00 GBp | -8,13 % | -61,00 | ||
SOVEREIGN BANCORP IN.. | 14,50 USD | -1,02 % | -0,15 |
Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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