Der Kreml investiert in das Gesundheitssystem - und lockt ausländische Unternehmen an. Von der Modernisierung profitieren vor allem Reiche.
Es sollte der Höhepunkt seiner noch jungen Karriere werden. Am 13. Oktober wurde der 19-jährige Alexej Tscherepanow als einziger Spieler der Jugendauswahl für das russische Eishockey-Nationalteam nominiert. Wenige Stunden später war das Ausnahmetalent tot. In den letzten Minuten des Spiels seines Vereins Awangard Omsk gegen Wityas Tschekow brach Tscherepanow auf der Ersatzbank zusammen.
Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Zu diesem Zeitpunkt war der Rettungswagen, der vor dem Stadion stationiert sein sollte, bereits auf dem Weg zurück zu seinem Stützpunkt. Die Wiederbelebungsversuche in der Spielergarderobe blieben ohne Erfolg.
Am Tag nach dem tragischen Todesfall begannen die Schuldzuweisungen. Zeitungen berichteten, dass im Stadion kein funktionierender Defibrillator vorhanden war. Als offizielle Todesursache wurde eine Herzerkrankung Tscherepanows angegeben. Wer die Schuld am frühen Tod des Eishockey-Stars trägt, soll nun eine Untersuchung klären. Doch was auch immer das Ergebnis sein wird: Der Fall Tscherepanow ist symptomatisch für das russische Gesundheitswesen.
Jährlich sterben in Russland Tausende Menschen, weil der Rettungswagen im Stau steckt, die technische Ausrüstung veraltet ist oder den Patienten schlichtweg das Geld für eine adäquate Versorgung fehlt. Auch der Wirtschaftsboom der vergangenen Jahre kann nicht darüber hinwegtäuschen: Russland ist ein krankes Land. Nirgendwo in Europa ist die Lebenserwartung so niedrig wie in Russland.
Russische Männer erreichen nur selten das Rentenalter. Ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei 58 Jahren. Frauen leben durchschnittlich 13 Jahre länger - die Lebenserwartung der russischen Bevölkerung liegt 14 Jahre unter dem EU-Durchschnitt.
Die russische Verfassung garantiert jedem Bürger das Recht auf eine kostenlose medizinische Versorgung. 1993 wurde zudem die gesetzliche Pflichtversicherung OMS gegründet. Darüber hinaus hat bereits jeder fünfte Russe eine private Krankenversicherung abgeschlossen. Doch der russische Gesundheitssektor hat noch immer mit den Erblasten der Sowjetunion zu kämpfen.
In der zentral gesteuerten Planwirtschaft zählte nur eins: Quantität statt Qualität. Die Kliniken bekamen umso mehr Budget, je mehr Betten sie aufweisen konnten. So wurden Überkapazitäten aufgebaut, die teilweise bis heute noch bestehen. "Das Gesundheitssystem ist noch immer ineffizient, die Strukturen aufgeblasen", sagt Kirill Danischewski, Berater des Programms für Allgemeinmedizin der Moskauer Nichtregierungsorganisation Offenes Gesundheitsinstitut.
Russland gibt laut Natalja Grigorjewa, Leiterin des Zentrums für Sozialpolitik und Management der Moskauer Lomonossow-Universität, für die Gesundheit im Jahr nur drei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts aus. Die Folgen: Seit 1991 hat die Sterblichkeit unter Männern zwischen 30 und 60 Jahren um 60 Prozent zugenommen.
FTD.de, 04.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD; Quelle: Medical Equipment & Technology in Middle East
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