Vollelektronisch erfolgt die redaktionstechnische Herstellung der „Wiener Zeitung“. Auf 60 Clients des DIALOG-Redaktionssystems unter dem Betriebssystem Windows NT/2000 produzieren Redakteure und Druckvorstufentechniker täglich die großteils mehrfarbigen 48 Seiten der Tageszeitung und darüber hinaus alle Supplements.
Alle Meldungen der Nachrichtenagenturen und Bilder werden über Standleitung und Satelliten-Übertragung empfangen. Externe Mitarbeiter und Redakteure auf Reisen übermitteln ihre Artikel über das Internet direkt in das Redaktionssystem. Auch andere moderne Softwarepakete, wie zum Beispiel InDesign, werden im Produktionsbereich verwendet.
Bei einlangenden Daten im Anzeigenbereich wird der Schwerpunkt auf digitale Datenübernahme gelegt. Ausschreibungsveröffentlichungen unserer Kunden werden bereits direkt über Internet in unsere Datenbank übernommen und stehen für das Druckprodukt zur Verfügung.
Die zentrale Datenhaltung erfolgt in SQL-Datenbanken. Dadurch ist es möglich, aus einem Datenbestand das Print-Produkt und zusätzlich die Online-Ausgabe weitgehend automatisiert zu produzieren. Modernste Hard- und Software schaffen die Voraussetzungen, die Zeitung nach einem dem heutigen Stand der Technik entsprechenden Workflow unter Gewährleistung aller Qualitätsansprüche herzustellen.
Die fertigen Seiten werden über eine Standleitung direkt in die Druckerei Herold übertragen. Der Druck erfolgt im Rollenoffsetverfahren. Die tägliche Auflage schwankt zwischen 20.000 und 52.000 Exemplaren. Fallweise liegen der aktuellen Ausgabe auch Supplements bei.
Umweltschutz
Umweltschutz beginnt in den Redaktionsräumlichkeiten, wo eigene große Papierkörbe das Mülltrennen erleichtern, und reicht hin bis zur sorgfältigen und nach strengsten Kriterien bewerteten Entsorgung der Druckfarben und zu einem eigenen Recycling.
Blick um 200 Jahre zurück
Redaktion und Druckerei befanden sich im ausgehenden 18. Jahrhundert bei der Firma van Ghelen: Seit 1722 im Fleckhammerhaus, heute Michaelerplatz 3, das 1741 zum „Neuen Michaelerhaus“ umgebaut wurde und die „Wiener Zeitung“ bis 1800 beherbergte.
Ein zeitgenössisches Bild, dass die Arbeit in der damaligen Druckerei zeigen würde, ist nicht erhalten geblieben. Bilder anderer grafischer Betriebe des 18. Jahrhunderts sind erhalten geblieben. Man kann sich die Wirkungsstätte der Redakteure der „Wiener Zeitung“ im Jahr 1790 als sehr einfache und schmucklose Räume vorstellen. Gearbeitet wurde an Stehpulten, nicht an Schreibtischen, in einfacher Alltagskleidung.
Die Druckerei war von der Redaktion räumlich getrennt. Die Ghelen’sche Firma galt damals als Großunternehmen ersten Ranges, obwohl das drucktechnische Bild der Zeitung diesem Ruf nicht unbedingt entsprach.
Wunderbare Kopfbilder
Ausgesprochen gut im ausgehenden 18. Jahrhundert ist die Zeichnung der Kopfbilder, die nicht nur den Raum gut teilen und ausnützen, sondern auch sonst sehr anspruchsvoll sind.
Die Schriften sind von durchschnittlich guter Qualität, der Druck allerdings sehr unterschiedlich, vor allem in der Intensität. Das Zeitungspapier ist löschpapierähnlich, weich und steif zugleich. Eine billige Sorte, die heute in der Konservierung enorme Probleme bereitet.
Hervorgehoben muss werden, dass Druckfehler eher selten vorkommen, auch die Gliederung des Blattes ist übersichtlich und gut.
Ein neuer Kopf
Der Wappenschild mit dem Doppeladler wird ab 1788 von Posaunen flankiert und 1790 während einer kurzen Vakanz des Kaiserthrones durch das schon öfters verwendete österreichisch-lothringische Phantasiewappen vorübergehend verdrängt.