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Unterhosen-Poesie

Die Vergenitalisierung der Spaßgesellschaft

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Wer Skihüttenliedergeschichten sät, erntet Skihüttenliedergeschichten. Was einerseits gut ist: denn die öffentliche Belästigung mit Liedgut zum Thema Geschlechtsteile wird zusehends diskussionswürdig. Andererseits muss man sich mit Liedtexten beschäftigen, deren Vormittagstalkshow-Poesie einem die Zehennägel aufrollt.

Leser Andreas O. etwa schickte mir einen Text, den er beim Eislaufen mit seiner Frau am Jagatee-Ausschank des Weissensees aus den Lautsprechern zu hören bekam. Das Lied heißt "Die Möhre", hier ein paar Auszüge: "Das sind nicht 20 Zentimeter, nie im Leben kleiner Peter." Und: "In der Kürze liegt die Würze, doch ich mag es lang und dick" und "Ich bin deine Erklärerin, ich zeig dir, wie er steht".

Leser Wolfgang S. musste sich beim Skifahren in Kleinarl während des Mittagessens – und in Gesellschaft zahlreicher Kinder, die gerade Skikurs-Pause machten – adäquates anhören: Lieder über "Beischlafvariationen und die zentimetergenaue Bestückung mancher Männer", wie er schreibt: Beschwerden beim Hüttenwirt und beim Kleinarler Gemeindeamt seien ohne Reaktion geblieben.

Diese totale Vergenitalisierung der Spaßgesellschaft ist mir allmählich nicht mehr wurscht. Wenn sich verblödete Erwachsene privat verblödete Musik anhören wollen: bitte gern, ihre Sache. Aber wie kommen weniger verblödete Menschen und Kinder dazu, an diesem Hobby partizipieren zu müssen? Dass Lieder über Genitalien und Sexpraktiken völlig selbstverständlich tagsüber an Skiliften, in Gasthäusern und auf Eislaufplätzen gespielt werden, fällt unter sexuelle Belästigung von Kindern. Das gehört abgestellt, und zwar hui.


5 Kommentare zu "Unterhosen-Poesie"
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  1. Gini B.

    Wie wärs mit "einfach weghören"??? Im Lebensmittelladen, in dem Sie immer wieder einkaufen, regen Sie sich über die Dauer-Beschallung, die da z. B. auch zur Advent und Weihnachtszeit mindestens 6 Wochen erfolgt, doch wohl auch nicht dauernd auf, sondern das geht links rein und rechts wieder raus bei den Ohren. Man kann sich die künstlichen Aufreger auch krampfhaft suchen, so wie Sie immer wieder. Da muss einem aber ganz schön "fad" sein im Kopf und im Herzen.
    Und wenn mich meine Menschenkenntnisse nicht ganz im Stich lassen, dann sind just die Kinder die, die sehr schnell von anderen Dingen, Erlebnissen abgelenkt werden und sicherlich nicht mehr zuhören, solche Dinge nicht mehr interessant finden, es sei denn, man lenkt sie mit künstlicher Aufgeregtheit und Empörung immer wieder dorthin.
    Unsere Kinder wachsen doch ohnehin mit Nacktbildern, "anzüglichen" Plakaten an den Wänden, Musik und diversen Geschäftsauslagen, die "mehr" zeigen, eindeutigen Szenen + Hinweisen im Fernsehen auf!?

  2. Gini B.

    Was tun Sie dann? Ihren Kindern ständig die Augen verdecken, die Ohren zuh alten, sie aus dem Zimmer schicken oder auf die andere Straßenseite zerren??? Ein bisschen sehr weltfremd erscheint mir das.
    Für sehr viele Menschen bedeutet so ein freier Sport- Tag auf einer Piste und in einer Hütte, oder davor Urlaub und Erholung, weg vom Streß zuhause, die wollen Spaß haben und solche Musik kann zumeist auch - auch wenn sie mir sowieso gräßlich in den Ohren klingt - auch "Spaßhaben" bedeuten, weil sie animiert und aufreizt, speziell dann, wenn schon genug Jagatee oder sonstiges gebechert wurde. Ob DAS richtig oder falsch ist, ist jedermalls eigene Sache, das können Sie und ich nicht ändern und auch nicht beurteilen.

    mfG

  3. Nathalie K.

    Vielleicht hab ich ja besonders aufmerksame Kinder, aber gerade solche Lieder bleiben im Gedächtnis kleben wie Kaugummi an der Schuhsohle. Und nicht nur, dass der Text nachgeträllert wird, auch wenn er gar nicht verstanden wird, nein, das wird auch gleich jenen Altersgenossen beigebracht, die nicht das Vergnügen einer Beschallung hatten. Derartige Lieder sind ja lustig, wenn man sie am Abend unter Erwachsenen hört - möglicherweise. Aber tagsüber muss ja nicht alles sein. Ich sehe bei den Beiträgen keine übertriebene Aufgeregtheit, nein, ich sehe, dass sich jemand Gedanken darüber macht, ob es angebracht ist, einem (in meinem Fall vierjährigen) Kind im Falle von Rückfragen zu diversen Texten erklären zu müssen, was ein Puff ist, z.B.

  4. ralf p.

    Doris Knecht... zurecht ?!

    nur wen und wer... knechtet mit was... und läßt knechten

    vorspiel ...
    der noch beKnechtete Kurier mit (schi...)hittngschichtn... so hoaßts bei uns in östareich... oiso aundas wie bei daKnecht und im benachbarten xiberg

    zum akt an sich ...
    zensur... -die nur- bei -de aundan- steht dem gemeinen bildungsbürger/in zu ... denn oh'drahn... ois ?! is für -den/die- erziehungsberechtigten vüh kohmodda... ois mit de gschrobbm (net kids sogn !) des zu beredn... denn... -des- kostet jahre

    nachspiel ...
    die so schöne... zensorin Doris K. zur KurierGF... ich will ? dass die hurn... und strichbuaminserate... die 6x & nepplines und deren angebote... naturfranzösisch... orginal griechisch... 3t'end euro sofortverdienst... abgelehnt werden

    zum ende ohne schluß ...
    die GF und i ... wer ? zoiht daun der moralisierenden csjournaille... -den- wohlfeilen... erbuckelten... erknieten... unverdienten obszönen obolus / sprich schandgeld

    mit vorzüglicher verachtung ... nur i da ralf

  5. Peter K.

    Der Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf.
    Die permanente Ballermann-Beschallung ist für Menschen die über etwas mehr Kultur verfügen als ralf p. oder sich ohne Alkoholbetäubung dem Skispass hingeben, nahezu unerträglich. Übrigens, es gibt auch rühmliche Ausnahmen: Ich komme gerade vom Nassfeld, dort gibt es auf der Tressdorfer Alm gleich bei der Gondelstation die Kristallhütte: Keine Ballermann-Beschallung, dafür angenehme Musik in normaler Lautstärke und obendrein ein perfektes Service! Ein Besuch dieser Hütte ist gut für das eigene Gemüt und ein kleiner Beitrag gegen den Ballermann-Wahnsinn.

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Artikel vom 19.01.2009, 17:21 | KURIER | Doris Knecht

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