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Causa Madoff: Europäische Banken im Visier

Sonderprüfung gegen Bank Medici Zum Hauptartikel

Die Nationalbank leitet eine Sonderprüfung gegen die angeschlagene Bank Medici ein. Sie steht in Verbindung mit dem Madoff-Betrugsfall.

Medici Die Wiener Bank Medici ist in argen Turbulenzen. DruckenSendenLeserbrief
Laut dem Magazin "Format" hat die Österreichische Nationalbank Anfang der Woche eine Sonderprüfung gegen das schwer angeschlagene Wiener Geldinstitut eingeleitet. Die Mehrheitseigentümerin der Bank, Sonja Kohn, soll mit den Fonds des mutmaßlichen Milliardenbetrügers Bernard Madoff mehr als 50 Millionen Dollar jährlich verdient haben. Kohn habe die Fonds-Gelder in Irland und Luxemburg eingesammelt und dann über die Cayman Islands zu Madoff nach New York geschickt. Die eigenen Provisionen seien nach Europa geflossen. Von den mehr als 50 Millionen Euro Einnahmen seien nur rund 8 Millionen nach Wien gegangen. Der Großteil solle in der Schweiz gelandet sein.

Bei der Bank Austria (BA) zittern dem "Format" zufolge etwa 740 Kunden wegen der "Primeo"-Fonds um rund 800 Mio. Die Primeo-Fonds wurden gemeinsam von Kohn und Ex-Börse-Chef und dem damaligen BA-Wertpapier-Chef Stefan Zapotocky erfunden. Dieser auch bei Ex-Mayr-Melnhof-Chef Michael Gröller und der Fruchtsaft-Familie Rauch Werbung für den Madoff-Fonds gemacht haben, heißt es in dem Bericht. Die BA-/UniCredit-Fondsgesellschaft Pioneer habe mit den Primeo-Fonds im Vorjahr rund 17 Mio. Euro an Provisionen verdient.

In der OeNB sprach man am Donnerstag von einer "Prüfung aus dem Anlassfall". Wie lange diese dauern wird, sei noch nicht abzusehen, so ein Sprecher. In der Vergangenheit hatten OeNB-Sonderprüfungen - etwa bei Bawag, Hypo Alpe Adria, Meinl Bank oder Constantia Privatbank - meist zu Strafverfahren geführt.

Sonja Kohn meldet sich erstmals zu Wort

Die Chefin der Bank Medici hat sich indes erstmals seit dem Bekanntwerden Madoff-Skandals zu Wort gemeldet. "Wie viele weltberühmte Finanzinstitutionen ein Opfer einer Firma geworden zu sein, die von der US-Aufsichtsbehörde kontrolliert worden ist, mindert den Schmerz nicht", schrieb Kohn in einer E-Mail an Bloomberg. Darüber zu lesen, dass sie es besser hätte wissen müssen, mache den Schmerz "noch unerträglicher".
Madoff sei kein persönlicher Freund gewesen und habe sich ihr nicht anvertraut, so Kohn. Wann und wo sie ihn getroffen hat, spezifizierte sie nicht. Der Madoff-Betrug habe Leben, lebenslange Ersparnisse und aus jahrzehntelanger harter Arbeit entstandene Firmen zerstört. Madoffs Unternehmen sei kein "obskurer Hedgefonds" gewesen. "Es war eine 48 Jahre alte, hoch transparente Firma mit rund 200 Mitarbeitern und mehr als 600 Mio. Dollar Kapital", meinte Kohn, die fünf Kinder und 24 Enkelkinder hat.

Außerdem verwies die Medici-Gründerin darauf, dass sie der Wiener Börse zu Kooperationen mit den Börsen in Shanghai und Dubai verholfen habe. Sie habe auch Wien als Investment-Stadt propagiert. Eine solche Agenda habe kein "Socializing" und keine private Freundschaften erlaubt - "weder mit Herrn Madoff noch mit anderen", so Kohn.


Artikel vom 15.01.2009 15:35 | apa | csm

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