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Finanzkrise: Pfusch wird zunehmen

Von der Wirtschaftskrise betroffene Menschen sind verleitet, Einkommenseinbußen durch Schwarzarbeit auszugleichen.

Pfusch am Bau Pfusch nimmt heuer um 5 Prozent zu, sagen Experten. DruckenSendenLeserbrief
Der "Pfusch" wird heuer in Österreich erstmals wieder zunehmen, konkret um 5 Prozent auf insgesamt 20,5 Mrd. Euro. Die Ursache ist die Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Menschen würden versuchen, Einkommenseinbußen durch Pfusch auszugleichen. Das berichtete der "Schwarzarbeitsexperte" Universitätsprofessor Friedrich Schneider vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Johannes Kepler Universität Linz.

Schneider hat in einer Studie die Aussichten für Schwarzarbeit für heuer berechnet und dabei auch Umfrageergebnisse des Linzer Meinungsforschungsinstitutes "market" einbezogen. Dazu wurden zuletzt im vergangenen Dezember über 1000 repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ausgewählte Personen befragt. Damals waren die realwirtschaftlichen Konsequenzen der Finanzkrise erst in Ansätzen wirksam, gibt er zu bedenken, vermutlich würden die Ergebnisse bei einer Umfrage etwa im kommenden Mai noch deutlicher ausfallen. Außerdem habe er für seine Berechnungen "konservativ" einen Rückgang des offiziellen BIP um nur 1 Prozent angenommen.

"Der Staat ist selbst schuld"

Der Vergleich mit Werten aus früheren Jahren zeigt, dass das Volumen der Schattenwirtschaft seit 2005 jeweils um bis zu 4,35 Prozent rückläufig war. Schneider argumentiert, es habe zuletzt "fette Jahre" mit schönen Einkommen - etwa durch zusätzliche Überstunden - gegeben. Somit hätten sich die Menschen auch so größere Ausgaben leisten können. Am meisten verbreitet ist die Schwarzarbeit im Bereich Renovieren einer Wohnung und eines Hauses sowie Hausbau, bei Instandsetzungen im (Elektro-)Gerätebereich, bei Autoreparaturen, Kosmetik- und Friseurdienstleistungen sowie bei der Inanspruchnahme von Hilfe im Haushalt.

Bei der market-Umfrage erwarteten 56 Prozent der Befragten, wegen der Finanzkrise weniger Geld ausgeben zu können. 14 Prozent gaben an, wegen der Krise werde im Haushalt mehr durch Pfuscher erledigt, um so Kosten zu ersparen. 10 Prozent wollen mehr pfuschen, um die Haushaltskasse aufzubessern. Jeweils 54 Prozent stimmten den Aussagen "Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten" und "Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt, die Steuern sind einfach zu hoch" zu.


5 Prozent Zunahme

Für heuer erwartet Schneider deshalb eine Zunahme der Schattenwirtschaft um rund 5 Prozent oder 600 Mio. Euro auf rund 20,5 Mrd. Euro. Den größten Umfang dürfte der Pfusch in Wien mit 5,65 Mrd. Euro haben, gefolgt von Oberösterreich mit 3,42 Mrd. Euro und Niederösterreich mit 3,32 Mrd. Euro.

Dem Anstieg bei Pfusch steht das Umfrageergebnis gegenüber, dass immer weniger Österreicher die Schwarzarbeit als "Kavaliersdelikt" entschuldigen. Denn ihr Anteil ist seit einer ähnlichen Befragung im September 2006 um 22 Prozentpunkte auf 41 Prozent gesunken. market-Chef Werner Beutelmeyer beschreibt den Widerspruch zwischen den Aussagen und dem Verhalten der Menschen mit: "Wir tun's, aber reden wir nicht darüber."

Artikel vom 21.01.2009 14:56 | apa | dk

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