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Dreißig und deppert

Ich habe endlich "Mein halbes Leben" von Marco Doringer gesehen. Es geht in dem Film darum 30 zu sein. Ja, und wie geht das jetzt genau?

Szenenbild aus Szenenbild aus "Mein halbes Leben". Wir werden 30 und finden uns plötzlich nicht mehr zurecht. Aber: wir sind nicht alleine! DruckenSenden


Wir werden 30 und wissen nicht, wie man 30 ist, 30 zu sein hat. Wir sehen unsere Freunde, die ebenfalls 30 sind und mit diesem Zustand ebenfalls nicht umgehen können. Und wir sehen die, die das können. Oder tun die nur so? Wir kommen vom Land und leben in der Stadt. Wir besuchen unsere Freunde, die mittlerweile nur mehr Bekannte sind, zu Hause in ihren – jawohl – Häusern. Die haben sie gebaut, einfach so. Stellen da Häuser hin, haben Frauen, haben Kinder. Mit 30?!

Wir sind verunsichert. Wir lassen uns unser Leben, alles Erreichte, alles Gegenwärtige (von Zukünftigem reden wir eher weniger) von unseren Eltern vermiesen und werden mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit unseren eigenen Kindern irgendwann das Leben vermiesen. Sollten wir denn je welche bekommen. Sollten wir? Wir wissen es nicht. Kind oder ich? Ich oder Sie? Sie oder keine? Oder keine! Oder keine? Wir suchen Freiheit und wenn wir sie dann endlich haben, die Freiheit, suchen wir Sicherheit. Die uns dann auch wieder zu langweilig wird.

Wir hören Kettcar und Leonard Cohen: Das Prekariat auf der Suche nach Liebe. Wir mögen Popliteratur und Milchkaffee. Und Zigaretten – ach so, nein Danke, ich hab ja aufgehört. Und Alkohol. Den wir leider nicht mehr ganz so gut vertragen wie früher. Vermutlich sollten wir mehr Salat essen. Obwohl, ich hab gehört, der ist gar nicht so gesund wie die Erwachsenen immer sagen. Die Erwachsenen… Papa, bitte, jetzt schau doch her…

Wir wollen Bücher schreiben und wissen gar nicht, wie das geht. Wollen uns selbst verwirklichen, aber wirklich. Und zwar richtig. Nicht so wie die anderen Typen, die Gescheiterten. Und reiben uns auf. Die Twens lachen über uns, die Über-40-Jährigen bemitleiden uns. In beiden Fällen gilt: zu Recht. Denn wir sind 30 Jahre alt und deppert. Aber, und das beruhigt mich, wir sind viele.


3 Kommentare zu "Dreißig und deppert"
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  1. Stephan W.

    Spricht mir direkt aus der Seele der Beitrag.

  2. Lukas F.

    Großartig, jetzt fühle ich mich auch nicht mehr allein! ;o)

  3. Christian H.

    Amen! Wenn ich religiös wäre, wäre das die richtige Antwort darauf! Als fast 30iger fühlt man sich genau so!

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Artikel vom 20.01.2009, 15:07 | KURIER | Gregor Tischberger

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