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"Das Sterben ist so schwierig"

Der israelische Dramatiker Joshua Sobol über sein Projekt für Linz 09, die Situation im Gaza-Streifen und die subtile Kraft jüdischen Humors.

Der Dramatiker Joshua Sobol ist ein politisch denkender Künstler Der Dramatiker Joshua Sobol ist ein politisch denkender Künstler DruckenSendenLeserbrief
Das Theater in der Drachengasse ist fast meine zweite Heimat geworden", meint Joshua Sobol. Kein Wunder, fast jedes Jahr wird hier ein Stück des Dramatikers aufgeführt. So hat heute, Montag, "Libera me" Premiere, ein Zwei-Personen-Drama über einen Vater, der sterben will und seinen Sohn, der ihn daran hindern möchte.

"Es geht dabei nicht um den Konflikt zwischen zwei Generationen, sondern um den Tod, um die Art, mit dem Sterben umzugehen, um das Recht, vom Leben loszulassen", sagt Sobol. Das klingt deprimierend? "Nein, nicht nur", lacht der Autor.

"Für mich ist ja der Tod auch ein Weg in die Freiheit, ins Universum. Obwohl persönlich halte ich mich da lieber an ein jüdisches Sprichwort: 'Das Sterben ist so schwierig, also bleiben wir doch lieber gleich am Leben.'"

Verständnis

Der Humor war schon immer eine Waffe des Schriftstellers, auch wenn die politische Situation in Israel derzeit wenig Grund zur Freude bietet. Sobol: "Es ist schrecklich, was im Gaza-Streifen passiert. Aber ich kann die israelische Regierung bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Die Hamas will die Vernichtung der Juden und feuert ständig Raketen auf Israel ab. Vielleicht bringt die militärische Zerstörung der Hamas Frieden zwischen Israel und Palästina, also zwischen jenen Menschen, die guten Willens sind, die miteinander leben wollen. So könnte aus der aktuellen Tragödie eventuell etwas Positives entstehen."

Dass Sobol ein politisch denkender Künstler ist, zeigt sich auch in seinen Theaterstücken. Sobol: "In Tel Aviv bereite ich die Uraufführung eines Dramas über Flüchtlinge aus Dafur vor. Tausende von ihnen leben an der Grenze zwischen Israel und Ägypten in diversen Lagern. Sie können nicht vor, nicht zurück. Mein Stück handelt von einem israelischen Soldaten, der drei Flüchtlinge nach Tel Aviv bringt. Es folgt eine Groteske. Ich glaube ja fest an die subtile Kraft des jüdischen Humors."


Schweine

Weniger komisch wird Sobols Projekt für die Kulturhauptstadt Linz 09. Am 11. März hat dort "Purimspil" in der Regie von David Maayan Premiere. Ein Stationentheater über das jüdische Purimfest in den von Hitler geplanten und von KZ-Insassen angelegten Linzer Tunnelwelten. Das Besondere dabei: "Wir erzählen die Geschichten aus der Perspektive von Schweinen. Denn die können oft die besseren Menschen sein."



Artikel vom 18.01.2009 15:55 | Peter Jarolin | MH

Kultur




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