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Wer Obama heute nicht zujubeln wird

Obamas "Krönungsmesse" soll Geschichte schreiben Zum Hauptartikel

Pomp und Symbolik: Die Angelobung Obamas wird als größte Feier der US-Geschichte gehandelt – und auf diese nimmt sie ausgiebig Bezug.

Barack Obama Obama wandelt auf den Spuren Lincolns. DruckenSendenLeserbrief
Nein aussperren will man sie natürlich nicht – aber dabei haben auch nicht unbedingt. Also werden Washingtons Obdachlose Montag in Bussen aus der Stadt gebracht: In geheizte Unterkünfte, wo sie warme Getränke und Essen erwarteten, betonte der zuständige Stadtrat.

Die Armut im heutigen Amerika, die wird am kommenden Dienstag in der US-Hauptstadt nur in wohlformulierten Worten ihren Auftritt haben. Von Arm und Reich, schwarz und weiß und der schmerzvollen amerikanischen Geschichte erzählen die Gedichte der schwarzen Lyrikerin Elizabeth Alexander. Die Freundin Obamas aus seiner Zeit an der Universität wird als "inaugural poet" ein eigens für die Angelobung formuliertes Gedicht vortragen.

Lincoln-Bibel

Ein außergewöhnlicher Moment bei einem Ereignis, das ganz und gar darauf angelegt ist, Geschichte zu schreiben – und auf diese Geschichte will Obama klar Bezug nehmen, wenn er um 12 Uhr Ortszeit ans Podium vor dem Kapitol tritt, um die Angelobungsformel zu sprechen. Die Bibel, auf der dabei seine Hand ruhen wird, ist jene seines großen Vorbilds, US-Präsident Abraham Lincoln.

Der Mann, der nicht nur für die Amerikaner vor allem für den Sieg über die Sklaverei steht, spielt nicht nur in diesem Moment eine tragende Rolle. Schon der Auftakt der Feierlichkeiten stand im Zeichen Lincolns. Von Philadelphia nach Washington war er 1860 zu seiner Angelobung gereist. Diese Strecke legten Obama und sein Vize Joe Biden in der Nacht zum Sonntag im Zug zurück.


Das "Biest" rollt an

Richtig präsidial wird sich Obama erst am Tag der Angelobung fahren lassen, traditionell der Termin für den ersten Auftritt des neuen Autos für den Mann im Weißen Haus.

Als ob Amerikas marode Autoindustrie noch einmal ihre so schrecklich aus der Mode gekommenen Stärken präsentieren wollte, wirkt "das Biest", jenes Auto, in dem Obama in den nächsten Jahren unterwegs sein wird. Der gepanzerte Gigant der Firma Cadillac soll sogar Granatangriffe unbeschadet überstehen und hat Blutkonserven des Präsidenten für Notoperationen an Bord.

Mit dem Auto wird sonst keiner der etwa zwei Millionen Menschen unterwegs sein, die bei den Feierlichkeiten in der Hauptstadt erwartet werden. Sie dürfen nicht einmal Rucksäcke oder Klappsessel bei sich tragen, all das ist unter den rigorosen Sicherheitsbestimmungen verboten. Noch strenger sind die Bestimmungen für jene 240.000 Menschen, die tatsächlich eine realistische Chance haben, zumindest einen Blick auf Obama vor dem Kapitol zu erhaschen. Alle anderen werden das Ereignis auf Video-Leinwänden verfolgen können, die überall im Zentrum von Washington aufgestellt werden.

Tanzparkett

Erleben werden sie eine eher nüchterne Zeremonie, bei der sich die Überraschungen auf Details wie Michelle Obamas Kleid oder das Gebet des erzkonservativen Predigers Rick Warren beschränken. Wirklich spannend wird es erst, wenn Obama seine erste Rede als Präsident hält.

Nach dieser Bewährungsprobe muss Obama auf einem anderen Parkett sein Können beweisen. Dutzende Bälle werden in Washington Dienstagnacht gefeiert – auf zehn davon werden die Obamas erwartet. Die Hunderttausenden, die nicht in so exklusivem Rahmen feiern können, werden wohl den Rest von Washington in eine Partyzone verwandeln.

Artikel vom 19.01.2009 10:57 | KURIER | Konrad Kramar

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Thema: Obama beerbt Bush



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