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Hessen: CDU und FDP verhandeln

Roland Koch im Porträt Zum Hauptartikel

Ein Polittalent mit vielen Widersprüchen. Der 50-Jährige wird "verehrt und verachtet".

Roland Koch lacht. Roland Koch polarisiert. DruckenSendenLeserbrief
Roland Koch ist, da sind sich Freund und Feind einig, eine der größten Begabungen in der deutschen Politik. Seit elf Jahren führt der Wirtschaftsjurist aus Eschborn die hessische CDU, seit zehn Jahren regiert er das wirtschaftsstarke Bundesland, seit gut zwei Jahren ist er stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU hinter Angela Merkel. Dabei polarisiert kaum ein Politiker so sehr wie der 50-Jährige. "Roland Koch: verehrt und verachtet", schrieb 2004 ein Biograf.

Koch sog Politik schon im Elternhaus ein, sein Vater Karl-Heinz brachte es bis zum hessischen Justizminister. Das politische Handwerk lernte er bei der Jungen Union, seine Kameraden aus jener Zeit umgeben ihn heute als Minister. Der damalige Kanzler Helmut Kohl förderte den "jungen Wilden" und sah in ihm einen möglichen Nachfolger. Koch ist mit seiner Schulliebe Anke verheiratet und hat zwei Söhne.

Koch zeichnet sich durch eine enorme Sachkenntnis in fast allen politischen Themen aus. Im Fernsehen wirkt er oft überheblich. Wer ihn aber live reden hört, kann sich seiner Wirkung kaum entziehen. Er ist im Umgang freundlich, aber kein Kumpeltyp. Das Negativimage als konservativer Haudegen nährt sich aus der Skrupellosigkeit, mit der Koch manche Themen anpackt. Seinen ersten Sieg 1999 fuhr er ein, weil er seinem Wahlkampf ausländerfeindliche Untertöne gab. Im Wahlkampf des vergangenen Winters zog er gegen kriminelle junge Ausländer vom Leder.

Freundschaft zum Dalai Lama

Als im Jahr 2000 schwarze Kassen bei der hessischen CDU aufflogen, sagte Koch die Unwahrheit, hielt sich aber im Amt. Bis heute versteht sich die Landespartei als Kampfverband, in dem der Machterhalt fast jedes Mittel rechtfertigt. Im Gegensatz zu solcher Härte steht Kochs enge Freundschaft zum sanftmütigen Dalai Lama.

Als Ministerpräsident ist Koch kein Landesvater, er führt das Land eher als ehrgeiziger Vorstandschef einer Hessen AG. In dieser Haltung legte er sich zwischen 2003 und 2008 mit zu vielen Abteilungen der Firma zugleich an: Schulen, Studenten, öffentlicher Dienst, sozialer Sektor. Die Quittung war die Fast-Niederlage vom Jänner 2008. In der misslichen Lage, nur geschäftsführend regieren zu können, gab er sich gemäßigter.

Koch kam wieder ins Spiel, weil seine SPD-Gegnerin Andrea Ypsilanti bei der Machtübernahme patzte. Auch wenn er sich um weitere fünf Jahre als Ministerpräsident bewirbt, erwarten viele Beobachter doch irgendwann einen Wechsel nach Berlin.


Artikel vom 18.01.2009 19:51 | apa, dpa | big

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