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"Stadt der Senioren" im Wienerwald

In Pressbaum will die Wiener Privatklinik ein Luxuspaket für vitale 60-plus-Jährige schnüren. 90 Wohnungen sind geplant.

Vogel Reinhard "Lebensgefühl, statt Lebensabend", lautet das Credo der Projektverantwortlichen. DruckenSendenLeserbrief
Eine regelrechte "Stadt der Senioren" schwebt der Geschäftsführung der Wiener Privatklinik (WPK) vor. Mitten im Wienerwald will man 90 Wohnungen samt altersspezifischer Infrastruktur an 60-plus-Jährige "ohne akutes Pflegebedürfnis" verkaufen. Zusätzliche Seniorenbetreuung soll optional angeboten werden. Derzeit liegt diese "völlig neue Lebensform" bei der Gemeinde Pressbaum zur Genehmigung auf.

"Stadt der Senioren" hört Pflegedirektorin Marianne Fehringer aber nicht gern. Ihr wäre "Stadt der grauen Panther" lieber - "sonst klingt das so nach ,Endstation‘. Es geht nicht primär darum, hier seinen ,Lebensabend’ zu verbringen." Zielgruppe seien viel mehr "Menschen, die voll im Leben stehen; vielleicht gerade einen Bausparer heraus kriegen und keine Kinder mehr erhalten müssen."

Luxus ist Programm

Genau durchgerechnet hat man die Wohnungspreise zwar noch nicht, Verwaltungsdirektor Robert Nikolaus Winkler rechnet aber je nach Größe mit 110.000 bis 160.000 Euro (ohne Umsatzsteuer) - das Service nicht inkludiert.

Wer sich das exklusive Angebot im Wienerwald leisten kann und will, bekommt einiges dafür: Sämtliche der rund 90 Wohnungen zwischen 70 und 110 liegen nicht nur mitten im Grünen, sondern sind auch lichtdurchflutet und barrierefrei. In den acht zur Bewilligung eingereichten Türmen sind zudem Gemeinschafts- und Behandlungsräume untergebracht. Und auch das Serviceangebot kann sich sehen lassen: Die Bewohner müssen nicht selbst einkaufen oder mit dem Hund spazieren gehen, wenn sie nicht wollen; haben jederzeit jemanden für Reparaturen in der Wohnung und können - falls irgendwann nötig - zusätzlich Seniorenbetreuung in Anspruch nehmen. "Es ist auch denkbar, dass wir einen Wochenmarkt zu den Bewohnern bringen", so Winkler.

Um zu verhindern, dass in Zukunft ausschließlich Erben die Senioren/Panther-Stadt bewohnen und die spezielle Infrastruktur obsolet machen, überlegt man seitens der WPK Möglichkeiten der Zurücknahme.


Risiko-Projekt?

Otto Huber, Pflege-Experte des Landes NÖ, ist sich allerdings nicht so sicher. Vom KURIER erstmals mit dem Plan der WPK konfrontiert, meint er: "Aus meiner Sicht ist das Projekt zu groß dimensioniert. Ich stelle mir die Auslastung schwierig vor." Huber glaubt, "dass sich die Leute so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden aufhalten wollen und im Bedarfsfall einfach eine 24-Stunden-Pflege zukaufen. Warum sollte jemand extra nach Pressbaum ziehen?"



Artikel vom 20.01.2009 09:15 | KURIER | Bernhard Ichner

Niederösterreich



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