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Viel Rauch um nichts

Lokalaugenschein: Wiens Gastronomen halten sich nur zum Teil an das Tabakgesetz. Der KURIER-Test mit einem Ex-Raucher.

a Ex-Raucher András G. im Bierlokal Krah Krah: "Für Nichtraucher die schlimmste Umgebung." DruckenSendenLeserbrief
Herr András G. war 36 Jahre lang Raucher – täglich zwei Packerln. Der 52-jährige IT-Manager hatte im Sommer endgültig genug: "Ich wollte aufhören. Und ging mit mulmigem Gefühl zur Raucherentwöhnung der Wiener Gebietskrankenkasse."
Den Stichtag 22. Juni '08 merkt sich der Wiener "sein Leben lang": "Heute sind es sieben Monate, dass Tschick tabu sind."
Den Lebensstil stellte der Hobby-Basketballer nicht um: "Meine Frau und ich gingen immer gerne fort. Ich war oft einer der Letzten. Das bin ich immer noch."

Somit ist András G. eine neutrale Testperson, um den seit heuer gültigen Nichtraucherschutz (Tabakgesetz) in der Gastronomie zu testen. Erste Station: Das Bierlokal Krah Krah in der Wiener-City. Schon um 19 Uhr bestens besucht, ziehen dichte Rauchschwaden durch den Gastraum. Tische und Theke sind mit vollen Aschenbechern nur so gespickt.
"Für Nichtraucher die schlimmste Umgebung. Seit ich nicht mehr rauche, fällt mir der Gestank auf. Ich halte das aus. Aber meine Frau, sie raucht seit 17 Jahren nicht mehr, würde hier nie hereingehen", ist sich der Ex-Raucher sicher. Für Unverständnis sorgt der Nichtraucher-Tisch im letzten Eck des Lokals. "Das ist Unsinn. Ein schlechter Witz." Nachsatz: "Wer nicht raucht oder nicht mehr raucht, kommt hier gar
nicht her."
Das Krah Krah verstößt gegen kein Gesetz. Dank der großzügigen Übergangsfrist muss ein baulich getrennter Raucherbereich erst im Sommer 2010 errichtet sein.

Die Lokal-Tour geht weiter in das Café-Restaurant de l’Europe am Graben. Ein Hotspot für das Bürovolk, um nach dem Job auf einen Drink zu gehen. Auch hier: Zigarettenpackerl auf jedem Stehtisch. Die starke Lüftung kämpft gegen den abgestanden Rauch. Am späteren Abend – bei weniger Gästen – wird die Luftqualität besser. Fazit des Testers: "Jetzt ist es auch für Nichtraucher erträglich." Auch die rauchfreie Zone im ersten Stock verdient ihren Namen.

Frischluft-Oase

Abschließend steht ein kleiner Imbiss im Nichtraucher-Café Griensteidl am Michaelerplatz auf dem Programm. Eine Oase der Frische. Der helle Gästebereich schafft Wohlbefinden. "Restaurants sollten baulich getrennte Raucher- und Nichtraucherzonen haben", forderte András G. Im Café Griensteidl fällt jedoch auf, dass nur wenige Tische besetzt sind.
Der Ex-Raucher würde sich zwischen den Fronten mehr Verständnis erwarten: "Ich hab’ die Nichtraucher immer verstanden. Von dieser Seite fehlt mir aber ein Signal."
Kein Verständnis zeigt er für die Regierung: "Ein Gesetz muss auch kontrolliert und exekutiert werden."


Artikel vom 21.01.2009 16:21 | KURIER | Michael Berger

Wien



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