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"Es ist schon sehr viel zusammengekommen"

"An die Kinder denken ist gefährlich" Zum Hauptartikel

Vom österreichischen Team hat nur der dreifache Vater Michael Walchhofer beim heutigen Abfahrts-Marathon Siegeschancen.

Michael Walchhofer hofft auf einen Podestplatz. Michael Wlachhofer vor Wengens malerischer Kulisse. DruckenSendenLeserbrief
Die Mutter seiner drei Kinder wird heute bloß zweieinhalb Minuten auf den Bildschirm schauen. So lange dauert es ungefähr, bis ihr Michael 4400 Meter mit 2,15 m langen Latten auf einem eisharten Untergrund runterrattert.

Das Hotel Zentral in Zauchensee benötigt seine Chefin. Das Walchhofer-Haus ist stets voll und derzeit gastiert ein paar Meter weiter überdies der Damen-Ski-Weltcup. Barbara Walchhofer schaut jedoch auch in ruhigen Zeiten den rasenden Schneemännern nur selten zu.

Sie zählt nicht zur Million treuer ORF -Ski-Konsumenten. Michael Walchhofers Eltern wiederum ziehen Live-Erlebnisse dem Patschenkino vor. Sie fuhren Michael schon nach Gröden nach, wo sich dank ihres Sohnes der ÖSV erleichtert über den einzigen Abfahrtssieg im Jahr 2008 freuen durfte.

Nummer eins

Seither trägt Walchhofer das Rote Trikot des Abfahrtsweltcup-Führenden, weshalb es ihn ein bisserl wundert, dass der ORF wiederholt schon nicht ihn, sondern Klaus Kröll als Österreichs besten Abfahrer bezeichnet.

Aber vielleicht bekommt der Zeit-im-Bild -Experte nachträglich doch recht. Dazu wäre allerdings notwendig, dass Kröll heute die Folgen seines Trainingssturzes verdrängen und sich schon beim Start trotz einer stark geprellten rechten Hand kräftig abstoßen kann. Was am Lauberhorn wichtiger als in Kitzbühel (viel steilerer Start) wäre.

Kröll versuchte gestern im Hotel, einen Skistock in die stark geschwollene Hand zu nehmen. Walchhofer bezieht den Steirer dennoch in den Kreis der Top-Favoriten mit ein und zählt seine schärfsten Konkurrenten in bewusster Reihenfolge auf:
Didier Cuche, der Schweizer Erste beim ersten Zeitlauf .
Bode Miller, der Titelverteidiger beim Abfahrts-Marathon (Siege 2007 und 2008)
Klaus Kröll.

Und Hermann Maier? Walchhofer zögert kurz, bevor er, auf den slowenischen Bestzeithalter im Abschlusstraining anspielend, sagt: „Eher der Jerman, als der Hermann.“ Maier selbst kann sich keinen Reim auf sein gestern so enttäuschendes Abschneiden (Platz 30 u. a. hinter Slalomspezialisten) machen. Doch auch Walchhofer wirkte nach der Kombi-Abfahrt (Rang sieben) nachdenklich.


Heimsieg

Zweifellos war die überlegene Abfahrtsbestzeit des Schweizer Atomic-Markenkollegen Daniel Albrecht bei der Kombi ein Warnschuss. Zweifellos kommt nun auch der 25-jährige Allrounder für den ersten Heimsieg seit sechs Jahren infrage. Doch zweifellos könnte auch Walchhofer, wenn er heute zu einem anderen Ski greift, auf der gegenüber der Kombi-Abfahrt um 1392 Meter längeren Strecke, schon wieder den längeren Atem haben.

Die Erinnerungen an drei Lauberhorn-Stürze versucht Walchhofer im Gegensatz zu jenen an seinen Lauberhorn-Sieg 2005 zu verdrängen. „Aber als Familienvater werden einem die Gefahren schon immer wieder bewusst.“ Spätestes drei Minuten vor dem Start denkt auch Papa Walchhofer nicht mehr an Töchterl Hannah und seine Zwillingsbuben.

Artikel vom 17.01.2009 12:04 | KURIER | Wolfgang Winheim aus Wengen

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