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Große Batterien und versteckte Fragezeichen

Autoshow in Detroit: Von der Kluft zwischen den Wünschen der Politik und jenen der Autokäufer und warum nur die Deutschen feiern durften.

Cadillac Converj Großer Auftritt durch das Spalier aus demonstrativ optimistischen GM-Mitarbeitern: Die Studie Cadillac Converj verwendet die Technik des E-Mobils Chevrolet Volt. DruckenSendenLeserbrief
Ohne Elektro-Autos auf dem Showstand geht gar nichts. Zumal als US-Hersteller. Zumindest an den Medientagen vor der morgen erfolgenden Öffnung der Autoshow in Detroit für das Publikum.

Denn hier geht es darum, der Welt - vor allem der amerikanischen - zu zeigen, dass das eigene Unternehmen zukunftsfähig ist und die Milliardenkredite des Staates zu Recht investiert wurden. Und die Zukunft zeigt sich in Gestalt des batteriebetriebenen Elektroautos. Daran gibt es keinen Zweifel - zumindest nicht in Washington und bei den Eliten des Landes und ihren Medien. Wobei es denen weniger um die CO2-Problematik geht, sondern um die simple Rechnung: Wer kein Benzin braucht, um das auf dem Auto als dominierendem Verkehrsmittel aufgebaute Land mobil zu halten, der muss auch keine Kriege ums dafür nötige Öl führen - und schon gar kein anderes Mobilitätskonzept entwerfen.

epa Bob Nardelli, geplagter Boss von ChryslerDie Masse der Autokäufer, die zum sozialen Überleben auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen ist, sieht das offenbar nicht ganz so. Hybrid-Autos, wie der in den letzten Jahren in vielen US-Medien als anstrebenswertes Gegenstück zu den robusten, ausgewachsenen Spritfressern aus Detroit gefeierte Toyota Prius, sind trotz enormer medialer Präsenz weit von einer Massenverbreitung entfernt. Und seit der Benzinpreis vom Vorsommerhoch von mehr als 4 Dollar für die Gallone wieder auf weit unter 2 Dollar gefallen ist, greifen jene, die sich ein neues Auto trotz der durch die Finanzkrise praktisch versiegten Kredit-Quellen leisten können, wieder zu den medial verfemten großen Vans, SUV und Pickups. Die Verkaufszahlen beim Prius hingegen sind nach dem Hype im Sommer, wo für Neuwagen angesichts des Benzinpreis-Schocks noch mehr als der Listenpreis geboten wurde, etwa im Dezember um 44 % eingebrochen.


epa Hybrid-Rivalen: Überarbeiteter Toyota Prius und (etwas weiter unten) neuer Honda InsightOb das neue, optisch und technisch aufgefrischte Modell, das von Toyota auf der Show erstmals gezeigt wurde, daran etwas ändern wird können, dürfte also weniger von seinen Qualitäten (und denen des ebenfalls neuen und preislich günstigeren Hybrid-Rivalen Honda Insight) abhängen als vom Benzinpreis.

An dem wird es auch vornehmlich liegen, ob all die von General Motors, Ford und Chrysler auf der Show ins Rampenlicht gestellten 
Elektroauto-Konzepte beim Publikum ankommen werden. GM will den Chevrolet Volt (einen batteriebetriebenen Viersitzer, dessen Lithium-Ionen-Akkus unterwegs von einem Verbrennungsmotor und zu Hause an der Steckdose geladen werden können) Ende 2010 auf den Markt bringen. Preis: Nicht unter 40.000 Dollar, also kein Fall für den Massenmarkt.

Chrysler

Chrysler präsentiert auf der Show zusätzlich zu den bekannten elektrifizierten Versionen des Voyager und Jeep Wrangler eine E-Variante des Jeep Patriot, eine optisch stärker auf Dodge getrimmte Version des auf einem Lotus-Chassis basierende Sportwagens Circuit EV und mit dem Chrysler 200C EV Concept eine Studie eines möglichen Sebring-Nachfolgers, natürlich mit E-Antrieb. Ab 2010 will man mit einem dieser Modelle auf dem Markt sein, 2013 sollen drei weitere folgen.



epa Honda InsightDa kann Ford, obwohl noch immer mit dem eigenen Geld und ohne Staatskredite unterwegs, nicht zurückstehen und kündigt für 2010 ein Nutzfahrzeug und 2011 den ersten Personenwagen mit Elektroantrieb an, dem pro Jahr je eine weiteres Modell folgen soll. Für die Entwicklung der dafür notwendigen Batterien hat man sich übrigens mit Magna zusammengetan, während GM die Lithium-Ionen-Zellen für den Volt in Korea einkauft und in Michigan in einem eigens zu errichtenden Werk montieren wird.

Unter die an Washington gerichteten Beteuerungen, man wolle mit den staatlichen Hilfsgeldern die Elektroauto- und Batterietechnik-Metropole der Welt werden und man stehe damit an einem epochalen Wendepunkt für die Autoindustrie, mischen sich nur am Rande ein paar skeptische Anmerkungen.

GM GM-Totem-Pfahl: Batterieblock des VoltSo wies etwa Bill Ford dezent darauf hin, dass der Markt-Erfolg davon abhängen werde, wie man den Käufern die Zusatzkosten für die teure Batterietechnologie schmackhaft machen werde können und dass diese Frage in der Kompetenz des Staates liege.

Etwas deutlicher wurde da wie gewohnt GM-Veteran Bob Lutz im Gespräch mit Journalisten: "Wir können nicht den weltweit benzinsparendsten Fuhrpark haben wollen und gleichzeitig die niedrigsten Benzinpreise." Und mit einem Wink an die Politik: "In Europa fahren die Leute treibstoffsparende Autos, weil sie die Staaten mit ihrer Steuergesetzgebung dazu bringen!"

Artikel vom 15.01.2009 17:27 | KURIER | Horst Bauer

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