Donnerstag, 11. Dezember 2008 | Schriftgröße: AAA

» Registrieren / Anmelden

Für den Euro wird die Luft dünn

Der Euro hat sich zu vielen Währungen in kurzer Zeit stark abgeschwächt. In nächster Zeit soll sich die Lage stabilisieren.

Euro-Münze Der Eurokurs dürfte zu vielen anderen Währungen so schnell nicht mehr zu alter Stärke zurückfinden. DruckenSendenLeserbrief
Im Frühjahr hat die europäische Gemeinschaftswährung noch nie gesehene Spitzen erklommen. So wurde im April ein Allzeithoch zum US-Dollar von über 1,60 erzielt.

Damals waren die Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf die USA beschränkt, das wirkte sich negativ auf den Dollar aus. Mittlerweile sitzen aber alle im selben Boot, so dass sich die Verhältnisse zuletzt stark geändert haben.

Der Euro verlor zum Dollar binnen kürzester Zeit drastisch an Wert auf bis unter 1,25. Neben dem Überschwappen der Krise auf Europa macht Michael Rottmann, Devisenexperte der HVB, die kleiner werdenden Unterschiede bei den Leitzinsen der beiden Währungsräume dafür verantwortlich. Denn wo höhere Zinsen gezahlt werden, da fließt mehr Geld zu. Seit Jänner des Jahres liegen die Leitzinsen in den USA unter jenen der Eurozone. Während die US-Notenbank die Zinsen laufend reduzierte, hob sie die Europäische Zentralbank Anfang Juli sogar nochmals an.

Die Finanzkrise führte aber zu weltweit akkordierten Zinssenkungen.

"Die EZB wird frühestens Mitte 2010 wieder erhöhen, während die Fed schon Ende 2009 dies tun könnte. Denn die amerikanische Wirtschaft dürfte früher wieder auf die Füße kommen". Rottmann: "Dann dreht sich die Leitzinsdifferenz." Für den Wechselkurs heißt dies bis Mitte 2009 ein Niveau von rund 1,24 Dollar. Noch höher, auf bis zu 1,15, sieht Volker Zenk von der deutschen FXdirekt Bank den Dollar.

Denn die Belastungen aus der Krise seien noch nicht ausgestanden; als nächstes würden Hedgefonds massiv in Schieflage geraten, so dass sie infolge zur Liquititätsbeschaffung Gelder aus Europa abziehen.


Schweizer Franken

Auch zum Schweizer Franken, der in Krisenzeiten immer als sicherer Hafen gilt, gab es jüngst einen sehr starken Abwärtstrend auf bis zu 1,44. "Das war der Tiefpunkt", meint Rottmann. In rund einem Jahr würde der Euro wieder bei 1,51 stehen. Ähnlich sieht das Friedrich Glechner von der Investkredit. "Auch für die Schweiz zeichnet sich eine signifikante Abschwächung der Konjunktur ab." Das werde zu Zinssenkungen führen. Zenk hingegen hält eine weitere Abschwächung auf bis zu 1,40 für möglich.



Japan

Ähnlich auseinander gehen die Meinungen beim japanischen Yen, der ebenfalls stark zulegte. Während Rottmann das aktuelle Niveau von rund 120 Yen als Maßstab für die nächsten Monate sieht, hält die FXdirekt einen Kurs von 112 bis 115 für denkbar. Denn Spekulanten auf den Wechselkurs würden verstärkt ihre Positionen in Euro auflösen.

Zum britischen Pfund hingegen konnte der Euro stark zulegen. Das Land leidet massiv unter der Konjunkturkrise, die Notenbank musste den Leitzins in der Vorwoche um 1,5 Prozentpunkte absenken.

Artikel vom 05.12.2008 14:26 | KURIER | Robert Kleedorfer

Geld

Thema: Veranlagung



Werbung