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Inquisition und Schisma

Stellungswechsel heißt das im Sport: In der katholischen Kirche herrscht plötzlich Basisdemokratie; bei den Grünen autoritärer Zentralismus. Dabei sind die Grünen die Erfinder der Basisdemokratie, und die Kirche hat nicht zuletzt deshalb 2000 Jahre überlebt, weil sie wie eine Monarchie geführt wird (oder: worden ist?).

Beide Institutionen haben bei diesem Stellungswechsel extrem sparsam informiert. Die Grünen können ihren (Ex-)Wählern nicht klarmachen, warum es für Johannes Voggenhuber, ihren Mister Europa, nicht einmal mehr den letzten Listenplatz geben darf. Und die Kirche kann ihren (Ex-)Schäfchen) nicht vermitteln, aus welchen Gründen man den schlichten Windischgarstener Pfarrer zuerst als Bischof erwählt hat und was jetzt zum historisch einmaligen und künftig weltweit wohl als Präzedenzfall aufgefassten Storno dieser Entscheidung geführt hat (das ja wohl kein kompletter Alleingang jenes Pfarrers aus Angst vor Protestaktionen gewesen sein dürfte).

Die heimischen Bischöfe haben nicht professioneller reagiert als der schweigsame Vatikan. Zuerst hat man ständig zwischen Sich-tot-Stell-Versuchen und Panik-Formulierungen gewechselt – und damit die von den Medien kirchenkritisch überschütteten Gläubigen endgültig verunsichert. Der hauptbetroffene Linzer Bischof strahlt Überforderung und Führungsschwäche aus. Der Führungskonflikt zwischen dem Grazer und dem Wiener Bischof kann nicht mehr ganz vertuscht werden. Der Pfarrer von Probstdorf hat gar ein "grundsätzliches Problem" damit, dass der Papst in der römisch(!)-katholischen Kirche Anordnungen trifft. Die aufmüpfigen Dechanten wiederum fordern eine "Untersuchungskommission" zu der Frage, wer gegen das neue elfte Gebot verstoßen und sich für die Ernennung Gerhard Wagners starkgemacht habe. Früher nannte man solche Kommissionen in der Kirche Inquisition (Was werden die Dechanten übrigens machen, wenn sich am Schluss der Papst als Täter entpuppt – ihn exkommunizieren?). Und auf der nun tief deprimierten konservativen Seite der Kirche spricht man schon von Schisma, will Windischgarsten zu einer Art Wallfahrtsort machen und fürchtet, dass es in Österreich 20 Jahre lang zu keinen Bischofsbestellungen mehr kommen wird.

Da bricht viel mehr auf, als es drei problematische Sätze von Herrn Wagner eigentlich wert sind.

Printausgabe vom Dienstag, 17. Februar 2009


Kommentare zum Artikel:

16.02.2009 mein leben
als mauserin.. und nach 10 jahren im exil
martina
16.02.2009 respekt
ich habe nicht besseres und knapperes zum ganzen thema gelesen als ihre analyse.
ich hoffe sehr, dass ihre gedanken noch den weg zu einigen akteuren in der causa finden!
danke sehr
wolfgang gracher
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