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Der Seitensprung gehört dazu

Neueste Erkenntnisse über Paarungsverhalten im Tierreich

Fremdgehen scheint bei Singvögeln weit verbreitet zu sein. Von den bisher als "sozial"
monogam eingestuften Singvogelarten sind nur 20 bis 25 Prozent auch tatsächlich ihren
Partnern treu. Mit Hilfe genetischer, im Bereich der ethologischen Forschung etablierter
Untersuchungsmethoden, wie beispielsweise DNA-Fingerprinting, haben
Wissenschafter herausgefunden, daß die bisherige Definition von Paarungssystemen, die
sich vor allem auf soziale Faktoren stützte, zum Teil irreführend ist. Monogamie ist nicht
mit Partnertreue gleichzusetzen. Diese spezielle Fragestellung auf dem Gebiet der
Verhaltensökologie, der zur Zeit weltweit sehr viel Beachtung geschenkt wird, stand
vor kurzem im Mittelpunkt eines internationalen Workshops zum Thema "Mating
systems and Parentage" (Paarungssysteme und Elternschaft) am
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der ÖAW am
Wilhelminenberg in Wien.

Die Untersuchung von Paarungssystemen auf genetischer Basis ist auch ein
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten am ÖAW-Institut. Untersuchungen an
Bartmeisen haben gezeigt, daß die einmal gewählten "Lebenspartner" keineswegs
immer die Väter der Jungen der untersuchten Weibchen sind. Weibliche Bartmeisen
bevorzugen es, in Kolonien zu brüten, da sich dadurch ihre Möglichkeiten für
"Seitensprünge" erhöhen. Allerdings erhöhen sie damit auch das Risiko, fremde Eier
auszubrüten. Welche Faktoren für die Entscheidung, "fremdzugehen" maßgeblich sind,
ist noch nicht ganz klar. Möglicherweise können die Weibchen in einem monogamen
System dadurch frühere "Entscheidungsfehler" bei der Partnerwahl korrigieren und sich
als Vater ihrer Kinder das "beste" Männchen aussuchen. Oder die Weibchen
organisieren sich mit dieser Strategie zusätzliche Hilfe bei der Aufzucht ihrer Jungen, so
Dr. Herbert Hoi vom ÖAW-Institut.

Das häufige Auftreten von Fremdkopulationen ist also nicht nur im Interesse der
Männchen, vielmehr ergeben sich auch Vorteile für die Weibchen, wenn sie aktiv nach
vielfältigen Partnerkontakten suchen. "Neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet bekräftigen
den in der Verhaltensforschung momentan stattfindenden Paradigmenwechsel. Die
bisher eher männchenorientierte Sichtweise gerät immer mehr ins Wanken und wird
durch eine mehr weibchenorientierte Sicht abgelöst", erklärt der Wissenschafter.

Im Rahmen des Workshops wurde daher unter anderem der Frage nachgegangen,
welche Möglichkeiten Weibchen haben, um eine aktive Rolle zu übernehmen.
Konkretes Beispiel dazu sind Untersuchungen an einer scheinbar monogamen
amerikanischen Drosselart, die an der Queen's University in Kanada durchgeführt
werden. Ein weiterer Beitrag (Universität Cambridge) beschäftigte sich mit dem
Problem, wie sich das Auftreten von Fremdkopulationen auf die elterliche Fürsorge der
betroffenen Elternteile auswirkt und welche Möglichkeiten Männchen und Weibchen
haben, um Fremdkopulationen ihrer Partner zu verhindern.

Bei der Forschung nach den Ursachen, die diesem "Fremdgehen" im Tierreich zugrunde
liegen, fanden englische Forscher heraus, daß Weibchen mit Hilfe physiologischer
Mechanismen im Genitaltrakt die eigentliche Kontrolle über die Vaterschaft ihrer
Jungen übernehmen. Auch wenn ein Weibchen mit mehreren Partnern kopuliert, kann
es Spermien eines Männchens selektiv auswählen. Untersuchungen an der Universität
Sheffield haben ergeben, daß bei Kopulationen eines Weibchens mit mehreren
Männchen die Spermien dieser verschiedenen Männchen um die Befruchtung des Eies
im Genitaltrakt des Weibchens in Konkurrenz treten.

Montag, 25. Mai 1998

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