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Alle Befunde auf einen Klick

Gesundheitsakte: Diagnosen übersichtlich gespeichert: Befürworter sehen Verbesserungen für die Therapie, es gibt aber auch Skeptiker.

Mann lässt ein EKG machen. Datenschützer sind ob der Befundkarte skeptisch. DruckenSendenLeserbrief
Viele ältere Menschen sind an dem Service sehr interessiert." Die Allgemeinmedizinerin Ilse Frühwirth aus Oberwart, Burgenland, verwaltet die Befunde von 20 älteren Patienten – deren Zustimmung vorausgesetzt – elektronisch: Die Patienten erhalten – kostenlos – eine Befundkarte. Bringen sie diese dann zum Arztbesuch mit und nennen sie dem Arzt ihren Code, kann dieser alle gespeicherten Befunde ansehen: "Wenn uns ein Labor oder ein Facharzt einen Befund elektronisch übermittelt, speichern wir ihn im Befundportal des Patienten ab. Ausgedruckte Befunde scannen wir ein." Damit sei die gesamte Krankheitsgeschichte auf einen Blick erfasst: "Ich bin überzeugt, dass sich dadurch die Therapien verbessern."

Für private elektronische Befundkarten bzw. Gesundheitsakten gibt es zwei große Anbieter in Österreich – die Firmen MCW sowie ICW. Jetzt stehen diese Angebote vor einer Ausweitung:
Die UNIQA hat die Kundenkarte ihrer Krankenversicherten in Kooperation mit MCW zu einer Befundkarte aufgerüstet. 45.000 Menschen (davon 35.000 UNIQA-Kunden) nützen das System bereits.
Die Wr. Städtische bietet künftig ihren Krankenversicherten die LifeSensor-Gesundheitsakte an, die derzeit 10.000 Menschen anwenden.
"Der Patient bestimmt, was in die Befundkartei hineinkommt und welcher Arzt Zugriff hat", sagt Peter Eichler, Vorstandsvorsitzender der UNIQA Personenversicherungs AG: "Unbeabsichtigte Doppelbefundungen können vermieden werden."

Datenschützer skeptisch

Datenschützer Hans Zeger (Arge Daten) ist skeptisch: "Der Kunde weiß nicht, wo genau seine Daten abgespeichert werden und hat keine Garantie, dass die Daten gelöscht werden, wenn er den Vertrag löst. Und ich erwarte, dass sich die Versicherungen Zugang zu den Daten verschaffen."
MCW-Geschäftsführer Klaus Propst weist das zurück: "Die Daten werden in Österreich gespeichert. Der Kunde hat auch eine vertragliche Garantie, dass die Daten gelöscht werden. Und die Versicherung hat kein Recht und keine Möglichkeit auf einen Zugriff."

Trotz seiner Kritik sind Hans Zeger vertrauenswürdige private Anbieter lieber als eine staatlich verordnete elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Ähnlich die Wiener Ärztekammer: "Wir wollen diese beiden Projekte weiter vorantreiben und versuchen, eine einheitliche Basis für alle Anbieter zu schaffen, um weit vor der staatlichen und teuren Zwangs-ELGA eine freiwillige Alternative zu etablieren."


Artikel vom 01.02.2009 19:47 | KURIER | Ernst Mauritz

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