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Die Zinsen fallen in den Keller

Am Montag haben heimische Banken die nächste Runde an Zinssenkungen eingeläutet. Weitere Schritte stehen bevor.

Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank EZB-Präsident Jean-Claude Trichet: Senkt diese Woche oder Anfang März erneut. DruckenSendenLeserbrief
Enorme Hilfspakete für Banken und Staatsgarantien für den Finanzsektor haben einen Effekt gebracht, den jeder einzelne Sparer zu spüren bekommt: Die Zinsen fürs Ersparte sind massiv gefallen. Und sie werden weiter in den Keller rutschen.
In der Vorwoche noch hat die easy bank, die Online-Banktochter der Bawag, für ihr täglich fälliges Produkt "easy zinsmax" leckere 4,6 Prozent gezahlt. Mit Beginn dieser Woche wurde die Verzinsung auf 3,2 Prozent zurückgefahren. Die Denizbank hat die Verzinsung für täglich fällige Einlagen mit Montag von 3,5 auf 3,0 Prozent gesenkt.

Doch auch bei Sparprodukten mit Bindungsfristen hat sich das Zinsgefüge zum Teil deutlich geändert. Beispiele dafür: Bei der Erste Bank wurde die Verzinsung für Kapitalsparbücher mit zwölf Monaten Laufzeit von 2,75 auf 2,5 Prozent zurückgenommen. Bei der Denizbank gibt es für dieselbe Laufzeit jetzt 3,5 Prozent – nach bisher 4,375 Prozent. "Schuld" daran, dass Sparern nun weniger Ertrag winkt, ist zum Teil die Europäische Zentralbank (EZB) unter Präsident Jean-Claude Trichet. Sie hat seit Herbst die Leitzinsen für den Euroraum von 4,25 Prozent auf zwei Prozent zurückgestutzt, um damit die Konjunktur zu stützen.

Aufschläge

Der Hauptgrund aber, warum die Spar- und Kreditzinsen tatsächlich nachgeben, ist die Tatsache, dass sich der Geldhandel zwischen den Banken normalisiert hat. Abzulesen ist dies am sogenannten Euribor, einem Zinssatz, den Banken für Geschäfte untereinander verrechnen und der als Messlatte für Spar- und Kreditzinsen gilt. Im Herbst ist der Abstand zwischen diesem Euribor und dem EZB-Leitzinssatz auf ein historisches Hoch geklettert. Die Finanzkrise hatte dazu geführt, dass die Institute einander nur widerwillig Geld borgen wollten. Und wenn doch, dann nur mit hohen Aufschlägen auf den EZB-Leitzins. Mit den staatlichen Rettungsaktionen für den Bankensektor sind diese Aufschläge wieder zusammengeschmolzen.

Mit jeder weiteren Reduktion der Euro-Zinsen wird daher auch der Euribor weiter nachgeben – und mit ihm die Spar- und Kreditzinsen. Die nächste EZB-Zinsentscheidung wird am Donnerstag fallen. Auch wenn die Währungshüter in Frankfurt diese Woche noch eine Verschnaufpause einlegen sollten: Spätestens in einem Monat werden die Leitzinsen gesenkt, erwarten die Experten. Ihr Tipp für Sparer daher: Jetzt auf längere Bindungsfristen setzen, um sich die Zinsen für die gesamte Laufzeit zu sichern. Zinsänderungen gelten immer nur für Neuabschlüsse und variabel verzinste Produkte (wie täglich fälliges Sparen).


Artikel vom 02.02.2009 17:49 | KURIER | Christine Klafl

Geld & Wirtschaft



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