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Über den Zaun gucken verboten?
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Der Blick über den Zaun bringt Ärger, denn hier baut der BND
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Christoph Faulhaber macht sich auf den Weg zu einer der bestgesicherten Baustellen Deutschlands. Mitten in Berlin errichtet der Bundesnachrichtendienst seine neue Zentrale. Ein 2,50 Meter hoher Zaun soll vor unliebsamen Blicken schützen. Der Künstler will wissen, was passiert, wenn er dennoch hinüber schaut. Christoph Faulhaber stellt die Bilder live auf eine Internetseite. Und auch den Dialog zwischen ihm und einem Sicherheitsmitarbeiter. Der will wissen:"Haben Sie eine Genehmigung dafür?" Faulhaber entgegnet: "Was denn? Auf der Leiter zu stehen? Ich darf da nicht rüber gucken?" "Nein, sollen Sie nicht." "Soll ich nicht?" - "Aber was passiert, wenn ich jetzt auf der Leiter hoch gehe?" - "Dann werde ich als nächstes die Polizei rufen und muss davon ausgehen, dass Sie hier einen Sabotagevorfall machen wollen."
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Bei fünf kommt der Wachmann
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Faulhaber wird von Polizisten befragt
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Christoph Faulhaber ist nicht das erste Mal ein Sicherheitsrisiko. Der Hamburger provoziert, um dann die Reaktionen zu dokumentieren. 2006 beginnt er gemeinsam mit seinem Kollegen Lukasz Chrobok, sich als falscher Wachmann in die Sicherheitsrepublik Deutschland einzuschleusen. Als "Mr. Security" schlüpft er in eine Second-Hand-Uniform, will das Verhältnis zwischen Freiheit und Überwachung erkunden. Eine Reise beginnt, die ihn bald verdächtig macht. Faulhaber meint: "Ich bin sicherlich nicht der erste Künstler, der auf dieser Terrorliste steht. Andererseits bin ich vielleicht schon der erste Künstler, der es darauf angelegt hat, auf diese Liste zu kommen." Die USA halten ihn für gefährlich. Begonnen hat es mit einer Performance vor der damaligen Berliner US-Botschaft. Christoph Faulhaber erinnert sich: "Ich bin hier vor gelaufen, habe dann die Kamera hoch genommen und vier Bilder gemacht. Ich habe dabei gezählt - eins - zwei - drei und vier." Beim fünften Bild sei ihm bereits die Kamera weggenommen worden.
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Der Überwacher der Überwacher
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Faulhaber dokumentiert seine Einsätze
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Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland überwacht der Künstler nun die Überwacher. Für seine fiktive Sicherheitsfirma "Mr. Security" baut er einen mobilen Büroraum. Eine Galerie auf Rädern, die Bilder und Dokumente seiner Aktionen genau dort ausstellt, wo zuvor Fotoapparate beschlagnahmt, der Künstler sogar festgenommen wurde. Ohne mit seiner Kunst je ein einziges Gesetz gebrochen zu haben.
Faulhaber meint: "Ich habe sozusagen etwas reingeschmuggelt. Ich hab es also in gewisser Weise geschafft, einen Kunstbegriff in die Terrorfahndung reinzuschmuggeln, wo man ihn gar nicht haben wollte."
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Unter Generalverdacht
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Dann die unglaubliche Reaktion: Das Künstlerhaus und die amerikanische Vermieterin setzen ihn vor die Tür. Rheinland-Pfalz kündigt das Stipendium, löscht Faulhaber von der Homepage. Christoph Faulhaber steht unter Generalverdacht. Wie werde ich den wieder los, will er wissen und besucht in Bremen Rechtswanwalt Bernhard Docke. Er ist seit der Verteidigung des Guantanamo-Verschleppten Murat Kurnaz weltweit bekannt.
Docke erklärt: "Das ist eine Liste, die vom Homeland Security Department geführt wird und auf die alle staatlichen US-Institutionen Zugriff haben, wo sie also flächendeckend in all ihren sozialen Bezügen Ärger kriegen. Man kann sehr leicht in dieses System einchecken und es ist unmöglich, wieder heraus zu kommen." Bernhard Docke empfiehlt Faulhaber, in den USA einen Antrag auf Löschung von der Terrorliste zu stellen. Über eine Million Menschen sollen sich mittlerweile auf ihr befinden.
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Es darf auch beim BND über den Zaun geschaut werden
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Die Polizei ist zur Stelle
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Zurück zum BND. Sicherheitskräfte und Künstler warten seit einer Stunde auf die Berliner Polizei. Faulhaber erklärt uns: "Und jetzt gibt es noch ein Gegenfoto, das jetzt abgeglichen wird mit meinen Akten."
Ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will, fotografiert. Wofür? Für eine neue Akte vielleicht oder gar eine bestehende? Faulhaber macht aus dem BND-Mitarbeiter Kunst. Dann ist die Polizei endlich da. Nach Rücksprache mit Landes- und Bundeskriminalamt ist klar. Der Künstler darf jederzeit wieder am Zaun stehen und hinüber schauen.
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