Dienstag, 17. Feber 2009 | Schriftgröße: AAA

» Registrieren / Anmelden

Hirten folgen ihrer Herde

Die Kirchenkrise ist mit dem Rückzug des designierten Linzer Weihbischofs nicht ausgestanden. Die Bischöfe sind nun bemüht, die aufgebrachte Basis zu beruhigen.

Kardinal Christoph Schoenborn Kardinal Schönborn sagte, dass ein "verkürztes Verfahren" zu Wagners Kür geführt habe. DruckenSendenLeserbrief
Dass mit dem Rückzug des umfehdeten designierten Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner die Kirchenkrise nicht ausgestanden ist, wissen die heimischen Bischöfe. Daher fand die vergangene Woche von Kardinal Christoph Schönborn einberufene außertourliche Sitzung zur "Schadensbegrenzung" am Montag wie geplant statt.

Zu bereden gab es viel: Wie geht es in der oberösterreichischen Diözese weiter? Wie kann man weitere Kirchenaustritte verhindern? Wie die aufgebrachten Schäfchen besänftigen? Sechs Stunden lang berieten die katholischen Oberhirten im erzbischöflichen Palais in Wien. Das Ergebnis war ein Hirtenbrief, in dem Fehler eingestanden wurden (siehe Hintergrund) und auch der Vatikan kritisiert wird.

Konsequenzen

"Wir müssen aus den Ereignissen lernen, aus den Fehlern die richtigen Konsequenzen für die Zukunft ziehen", sagte Kardinal Schönborn nach dem Treffen mit den Bischöfen. Er räumte etwa ein, dass im Fall Wagner eine verkürzte Vorgangsweise im Vatikan bei der Auswahl zur Bestellung geführt habe. Gerade in Österreich sei, nach den Erfahrungen seit den 1980er-Jahren, bei Bischofsernennungen "aber höchste Sensibilität angebracht", betonte Schönborn. Das übliche Verfahren solle zwar beibehalten, müsse aber auch eingehalten werden. Dafür will sich die Bischofskonferenz vor allem im Hinblick auf eine Reihe von anstehenden Bischofsernennungen in den kommenden Jahren einsetzen.

Wer war dafür verantwortlich, dass der Papst Wagner als Weihbischof auserkoren hat? Der Apostolische Nuntius? Schönborn sagte dazu in der ZiB2: "Sicher spielt der Nuntius bei jeder Bischofsernennung eine ganz wichtige Rolle und sicher auch in diesem Fall."


Ruhephase

Wann es in Linz einen neuen Weihbischof geben wird, ist noch offen. Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz erklärte, "jetzt machen wir einmal eine Pause". Schönborn unterstrich, dass die Situation in der Diözese Linz den Bischöfen nach wie vor Sorgen mache. Der Kardinal spielte damit auf "Spannungen" zwischen einem sehr liberalen Flügel (der sich für die Einbindung von Laien stark einsetzt) und einem sehr konservativen Kreis (dem Wagner angehört) in Oberösterreich an.

Wiens Dompfarrer Toni Faber, der den Worten Schönborns bei der Pressekonferenz lauschte, sagte im KURIER-Gespräch: "Es tut uns gut, dass wir als Kirche zugeben, dass uns Fehler passieren."

Dialog gefordert

Der Pastoraltheologe Paul Zulehner betont, mit Wagner ist "das Problem an der Oberfläche beseitigt. Man muss sich die Probleme in der Tiefe anschauen." Eines davon sei zum Beispiel: "Wie gehen wir mit dem Priestermangel um?" Es seien "andere Formen des Zugangs" gefragt, etwa, dass Ehelosigkeit nicht Voraussetzung dafür sei. Jedenfalls sei Dialog innerhalb der Kirche notwendig.



Artikel vom 16.02.2009 23:14 | KURIER | Maria Kern und Karin Leitner

Nachrichten

Thema: Kirche im Kreuzfeuer



Werbung