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Welt im Fokus | 23.02.2009 | 17:30

Strom ernten und mit Sonne kochen

Der Sprit wird knapp, der Klimawandel schreitet voran, die Wüsten kommen näher. Die Welt ist gezwungen, erneuerbare Energien zu entdecken. In der Reihe "Internationale Koproduktionen" stellen wir Beispiele aus Mali und Bangladesh vor.

 

Im afrikanischen Mali, wo es kaum noch genügend Feuerholz gibt, um das Mittagessen zu kochen, hatte eine Ingenieurin die zündende Idee, die Sonne für sich kochen zu lassen. Man nehme Kaugummi-Papier, Pappe und eine Plastiktüte und fertig ist der Solar-Herd. „Der Kuchen wird knusprig, der Kartoffelauflauf auch. Eigentlich kann man alle malischen Gerichte mit Solarenergie kochen. Den Schafskopf hier habe ich gestern zubereitet. Und er ist immer noch heiß, schau mal!“ Dampf steigt auf und der Duft nach einem stark gewürzten Eintopf, als Madame Djénéba Sow den Decken von einem schwarz angepinselten Kochtopf lüftet. Sie hat uns zu sich zum Mittagessen eingeladen, ins Quartier 659, eine Sozialbausiedlung für Witwen, wenige Kilometer südöstlich von Bamako. „Das spart so viel Geld – ich habe nur 100 Franc für die Zutaten ausgegeben, normalerweise brauche ich Holzkohle für noch mal mindestens 300 oder 400 Franc.“

 

Die Sonne für sich kochen lassen

 

Begeisterte Solarköchin: Djénéba Sow vom Quartier 659Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Begeisterte Solarköchin: Djénéba Sow vom Quartier 659Madame Djénéba kommt fast ganz ohne Holzkohle aus. Für die staunenden Nachbarn eine kleine Sensation, doch für die Mutter, die jeden Tag sechs Kinder satt kriegen muss, schon ganz normal. Denn sie ist eine der Frauen im Viertel, die die Sonnenenergie für sich entdeckt und preiswerte Solarkocher angeschafft haben. „So sieht das Ganze aus: Der Sonnenkollektor ist nichts Anderes als ein Karton aus Pappe, 2 Meter mal 1,90. Darauf haben wir Aluminiumfolie geklebt, eigentlich aus Kaugummi-Papier, und die sammelt dann die Sonnenenergie.“ Haoua Keita, die Erfinderin des Solarkochers und Leiterin von Malis Ingenieurinnenverband, beugt sich über den Karton. „Zwei Plastikbeutel sind in unserem Set dabei – darin steht der Topf. Der ist schwarz beschichtet, denn das absorbiert die Sonnenstrahlen. Hier drüben tut sich schon etwas, die ersten Tropfen von kondensiertem Wasserdampf bilden sich innen im Beutel. Das bedeutet, dass der Garprozess begonnen hat.“

 

Entspannter Ramadan

 

Koch-Körbe mit schwarzem StoffBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Koch-Körbe mit schwarzem StoffDie Solarküche ändert und vereinfacht den Tagesablauf der Witwen. „Während des islamischen Fastenmonats Ramadan essen wir ja nach Sonnenuntergang, und in dieser Zeit dürfen wir tagsüber nicht kochen, sondern sollen ja beten. Da hat uns der Solarkocher sehr geholfen, denn wir haben die Sonne für uns kochen lassen - bis zum Abend ist immer alles fertig.“, erzählt Djénéba Sow. „Wir mussten also nicht wie früher um drei oder vier Uhr morgens aufstehen, um vor Sonnenaufgang schon das Essen für den Abend fertig zu haben.“

 

Eier kochen mit SolarkocherBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Eier kochen mit Solarkocher

 

30 Frauen haben die Idee von Madame Keita begeistert aufgenommen – ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin ein Anfang. Sie haben nun mehr Zeit für die Kinder und können auf dem Markt ihr Gemüse verkaufen, statt zu Hause am Herd zu stehen – und natürlich sparen sie viel Holz und Kohle, ein Segen für die gestresste Umwelt. Denn solange Malis Energiepolitik im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Holzweg ist, liegt Tag und Nacht schwerer Rauch von Kohlefeuer über dem Land.

 

Auch im südasiatischen Bangladesh machen sich die Menschen die Sonne zu nutze – zum Beispiel, um abseits der großen Städte kranke Menschen medizinisch zu versorgen, wie in Kamarul.

 

Ein Landarzt mit Ideen

 

Kamarul - Die Dorfgemeinschaft trifft sich abends dort, wo es noch Licht gibt: am Solarkrankenhaus Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Kamarul - Die Dorfgemeinschaft trifft sich abends dort, wo es noch Licht gibt: am Solarkrankenhaus Kamarul ist ein kleines Dorf im Südwesten von Bangladesch. Hier, zwischen Palmen und überfluteten Feldern, die mit Wasser-Hyazinthen bedeckt sind, hat Dr. Haran Chandra Vokta ein kleines Wunder vollbracht. Der Mediziner baute eine kleine Landklinik auf - das einzige Krankenhaus in ganz Bangladesch, das mit Sonnen-Energie betrieben wird. Und wahrscheinlich, so strahlt Dr. Haran, ist es die einzige Solar-Klinik auf der ganzen Welt.

 

Kühl gelagerte Medizin und Licht für die OPs

 

Solarkrankenhaus von KamarulBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Solarkrankenhaus von KamarulDas Krankenhaus wurde vor neun Jahren vom UN-Entwicklungsprogramm finanziert und kostete damals umgerechnet rund 10.000 Euro. Eine vergleichsweise kleine Investition - mit großer Wirkung.

 

Endlich sind die rund zwei Dutzend Familien, die in Kamarul leben, medizinisch versorgt. Denn Strom gibt es sonst in Bangladesh kaum. Die für das Land so typischen Flussläufe, Bewässerungskanäle und überfluteten Reisfelder machen es fast unmöglich, ein flächendeckendes elektrisches Leitungsnetz zu verlegen.

 

Besser operieren mit Sonnenenergie

 

Dr. Haran Chandra Vokta  mit seinem KrankenhausteamBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Dr. Haran Chandra Vokta mit seinem KrankenhausteamTag für Tag kommen etwa 30 Patienten in die Ambulanz der Klinik. Pro Woche operieren Dr. Haran und sein kleines Team von insgesamt drei Ärzten drei bis sechs Patienten im wohl einzigen voll solar-betriebenen Operations-Saal von Bangladesch. In den knapp acht Jahren seit der Installation der Solar-Anlage, erinnert sich der Doktor,  habe man noch kein einziges Mal während einer OP die Notstrom-Aggregate anwerfen müssen.

  

Krankenhaus als Kino-Ersatz

 

Solarenergie macht's möglich: Fernsehen vorm KrankenhausBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Solarenergie macht's möglich: Fernsehen vorm KrankenhausDas Solarkrankenhaus übt auch auf gesunde Dorfbewohner eine magische Anziehungskraft aus. Vor allem nachts, wenn die solarbetriebenen Außenleuchten der Klinik die tiefe Finsternis des Dorfes erhellen und der kleine Schwarz-Weiß-Fernseher läuft - ein echtes Highlight. Die eigenen Kerosin-Lampen in ihren Hütten können sie nur für ein paar Stunden anzünden - Kerosin ist in den vergangenen Jahren zu teuer geworden.

 

 

Reportagen von Alexander Göbel und Thomas Kohlmann

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