Christoph Straub stand kurz davor, Vorstandschef von Deutschlands größter Krankenkasse zu werden. Dann überraschte er die Branche - und wechselte in den Vorstand des Rhön-Klinikums.
Bei dem Telefonanruf, der dem Leben von Christoph Straub eine ungeahnte Wendung geben wird, steht Norbert Klusen zufällig neben ihm. Der Chef hat den Raum nicht verlassen, als Straub den Hörer abnimmt, sie sind mitten im Gespräch. Auch als Straub nach wenigen Sätzen klar wird, dass dies kein Telefonat wie jedes andere wird, bittet er Klusen nicht, ihn allein zu lassen.
Er blockt den Anrufer auch nicht ab, um einen diskreten Termin abzusprechen, um offen sprechen zu können, mit leiser Stimme, die Türen geschlossen. Er fährt fort. "Das war ein Headhunter", teilt er Klusen unumwunden mit, als er den Hörer schließlich aufgelegt hat.
"Was will der von mir?" Klusen weiß in dem Moment, dass er den Mann, den er sich immer als Nachfolger in seinem Amt gewünscht hat, verlieren wird. Er kennt den Namen des Headhunters und weiß, für wen er arbeitet. "Der will Sie in den Vorstand des Rhön-Klinikums holen", antwortet er nur.
Die Nachricht war ein Schock, nicht nur für Klusen, den Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse (TK). Lange nicht mehr hat ein Wechsel in der Branche für solches Aufsehen gesorgt. Straub stand in der TK kurz vor dem letzten, ganz großen Karrieresprung - dem zum Vorstandschef von Deutschlands größter Kasse. Er war der Kronprinz von Klusen. Der hatte ihn ins Haus geholt, er baute ihn auf.
Straub sollte sein Nachfolger werden, das war unbestritten. Klusen hatte Straub sogar die Wahl des Zeitpunktes überlassen, zu dem er ihn beerben wolle. "Ich hätte ihm den Weg frei gemacht, wann immer er gewollt hätte." Ehe es so weit kam, war Straub plötzlich bei Rhön. "Mir persönlich tut das sehr weh", sagt Klusen.
Arzt ohne Kittel |
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Familie Christoph Straub ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Familie blieb in Hamburg wohnen. Er pendelt zwischen der Hansestadt und Wiesbaden. |
Privat Der 47-Jährige ist aktiver Sportler. In Hamburg joggt er leidenschaftlich den Alsterlauf entlang. Im Winter fährt er regelmäßig zum Skilaufen. |
Karriere Straub hat Medizin studiert. Nach wenigen Jahren als Arzt arbeitete er für die Stiftungsprofessur Gesundheitssystemforschung in Tübingen. 1994 ging er zum Verband der Angestellten-Krankenkassen. 2000 kam er zur TK. |
Trotzdem hat er seinem Zögling geraten, das Angebot von Rhön anzunehmen - gegen seine eigenen Interessen. Seit Januar sitzt Straub nicht mehr im Nebenzimmer in der repräsentativen Hamburger Zentrale der TK, sondern 500 Kilometer entfernt im hessischen Wiesbaden in einer Klinik des Rhön-Konzerns.
Seinem Büro sieht man nicht auf den ersten Blick an, dass er nun Vorstand eines börsennotierten Unternehmens ist, Jahresumsatz rund 2 Mrd. Euro. In diesem Zimmer würde man eher eine Verwaltungsfachkraft vermuten, die den Dienstplan für die Nachtschichten auf Station schreibt. Das Büro liegt auf einem Krankenhausflur, rechts des Eingangs geht es zu Pädiatrie und Augenabteilung, links zu Vorstand Dr. Christoph Straub.
FTD.de, 18.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Katrin Denkewitz
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