Die Fusion der KKH mit der kleinen Allianz BKK ist eines der spannendsten Projekte im Gesundheitsmarkt - weil sich gesetzliche und private Krankenversicherung so nah kommen wie niemals zuvor.
Ingo Kailuweit hält es nicht länger auf seinem Stuhl. Der Vorstandschef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) holt eine Tafel hervor, kritzelt mit farbigen Filzmarkern drauflos, reiht Zahlenkolonnen aneinander, zieht Pfeile, die dicke und dünne Punkte strukturieren und sortieren. Kailuweit ist in seinem Element. In seinem Büro, im neunten Stock der KKH-Zentrale in Hannover, skizziert er den Masterplan für sein aktuelles Lieblingsprojekt: die geplante Zusammenarbeit mit der Allianz.
Mit dieser Kooperation zwischen der bundesweit viertgrößten gesetzlichen Krankenkasse und dem privaten Krankenversicherer will Kailuweit die KKH stärken - und die deutsche Kassenlandschaft verändern.
Mittelfristig, so schwebt dem Manager vor, sollen sogar die Vertriebsprofis der Allianz Produkte der KKH anbieten und umgekehrt: "Wir verzahnen das Angebot der privaten und der gesetzlichen Versicherung, wo es möglich ist", heißt es aus Hannover.
So nah waren sich gesetzliche und private Krankenversicherung, GKV und PKV, in Deutschland noch nie. Lange Zeit war es schlicht unvorstellbar, dass im fest zementierten Gesundheitswesen mit den traditionell unüberwindbaren Gräben zwischen beiden Lagern private Krankenversicherer und Kassen in wichtigen Bereichen so eng zusammenarbeiten.
Nun heißt es auch von Seiten der Allianz, das neue Bündnis habe "die Vision, neue Versorgungs- und Serviceangebote für den Krankenversicherungsmarkt der Zukunft aufzubauen". Unter einheitlichem Marktauftritt wollen die neuen Partner vor allem bei der Produktentwicklung, der Kundenbetreuung und im Service eng zusammenarbeiten.
Geht es nach Kailuweit, sollen die rund 10.000 Vertriebsprofis der Allianz in absehbarer Zeit auch Kunden für das KKH-Leistungsspektrum begeistern. "Die Schulungen für den Vertrieb sind schon angelaufen", sagt der KKH-Chef. Sogar gemeinsame Geschäftsstellen von KKH und Allianz hält Kailuweit mittelfristig für denkbar. "Wir werden mit der Allianz wachsen", verspricht er.
Probleme |
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Das Geschäft der privaten Krankenversicherer steht unter Druck. Die Branche klagt über Mitgliederschwund. Wachstum verspricht das Geschäft mit Zusatzpolicen – und dafür suchen die Versicherer Partner unter Krankenkassen. |
Plattform für den großen strategischen Wurf ist die für April angesetzte Fusion der KKH mit der gesetzlichen Betriebskrankenkasse des Münchner Versicherungsriesen, der Allianz BKK. Nach den reinen Zahlen ist das ein ungleicher Zusammenschluss: Die KKH setzte 2007 mit rund 1,9 Millionen Versicherten mehr als 3,9 Mrd. Euro um, die BKK mit 101.000 Versicherten gerade 289 Mio. Euro. Trotzdem wird die neue Kasse künftig "KKH-Allianz" heißen - ein Hinweis auf die strategische Bedeutung der Fusion.
Die Branche schaut seit Ende des Jahres genau darauf, was in Hannover und München passiert. Denn bislang beschränkt sich die Kooperation zwischen GKV und PKV auf die Vermittlung privater Zusatzpolicen für Zahnersatz oder Chefarztbehandlungen. Nun scheinen die einst starren Grenzen zwischen PKV und GKV aufzuweichen. Beide Lager bringen sich in Stellung für den Fall, dass die Bundesregierung nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 das gewohnte Kräfteverhältnis beider Systeme weiter aushebelt.
KKH und Allianz haben einen Kooperations- und einen Markenlizenz-Vertrag geschlossen, in dem sie sich zu gegenseitiger Exklusivität verpflichten. "Es geht nicht um ein kurzfristiges Geplänkel", sagt Ulrich Rumm, Chef der Allianz Private Krankenversicherung. "Wir wollen vielmehr auf lange Sicht eng zusammenarbeiten."
FTD.de, 14.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD, FTD.de
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