Begraben: Lille
Einziger Sohn des Grafen
Balduin IV. Schönhaar von Flandern aus seiner 1. Ehe mit der
Otgiva
von Luxemburg, Tochter von Graf
Friedrich
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1370
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Balduin V., Graf von Flandern
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+ 1067
Begraben: in seinem Herrschaftszentrum Lille
oo Adela, Schwester Heinrichs I. von Frankreich
Vor seinem Herrschaftsantritt lehnte sich Balduin
mit Hilfe des Herzogs der Normandie gegen seinen Vater Balduin
IV. auf. Die Versöhnung fand möglicherweise während
der Verkündigung des ältesten bekannten flandrischen Gottesfriedens
(1030) statt. 1035 folgte Balduin seinem
Vater nach, dessen Expansionspolitik gegen das Imperium er fortsetzte.
Vermutlich 1045 übertrug ihm König
HEINRICH III. Grenzgebiete um Ename und Valenciennes. Der
Expansionsdrang
Balduins, der sich
mit Gottfried
dem Bärtigen, Herzog von Ober-Lothringen, und Dietrich
IV., Graf von Holland, gegen das Imperium verbündete,
wurde von einer Gegenoffensive HEINRICHS III.
(1049)
nur kurzzeitig unterbrochen. Ohne kaiserliche Erlaubnis vermählte
sich Balduins ältester Sohn Balduin
VI. 1051 mit Richilde,
Witwe des Grafen von Henneberg. Erst nach gegenseitigen Kriegszügen
erfolgte 1056 die Belehnung Balduins VI. mit
Hennegau.
1063 heiratete Balduins 2. Sohn
Robert
die Witwe des Grafen von Holland,
Gertrud.
Der flandrische Graf stand auf dem Gipfel seiner Macht: Durch Verfügung
König
Heinrichs I. von Frankreich erhielt er als Schwager des
Königs nach dessen Tod (+ 1060) die Regentschaft für den
minderjährigen
Thronfolger
Philipp.
IX. 51 a. BALDUIN V. INSULANUS, Graf von Flandern
1035
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* ca. 1012, + 1067 1. IX..
Gemahlin:
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1028
Adelheid, Tochter König Roberts II. von Frankreich,
Witwe Richards III. Herzog der Normandie (siehe XI. 245.)
+ 1079 8. I.
Anmerkungen: Seite 131
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IX. 51. Balduin V.
Geburtszeit: Er hat schon vor dem Tod des Vaters (1035)
Regierungshandlungen ausgeübt, muß also damals über 15
Jahre alt gewesen sein; andererseits kann die Heirat seiner Mutter nicht
viel früher als 1012 angesetzt werden, da sonst ihr Alter zu stark
von allen übrigen Geschwistern abweichen würde (siehe IX. 22f.).
Daß Balduin schon 1028 heiratete, noch dazu
eine Witwe, beweist an sich kein heiratsfähiges Alter. Adele
war als kleines Kind an Richard von der Normandie verheiratet worden und
könnte ebenso wie Balduin ein Kind gewesen sein, als sie zum
zweiten Male verheiratet wurde. Ihr ältester Sohn muß aber um
1030 geboren sein (siehe X 59).
Sonst siehe Vanderkindere I, 298 f.
BALDUIN V. "DER FROMME"
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* um 1012, + 1067
Sohn des Grafen Balduin IV. Schönbart
Balduin V. Insulanus folgte 1035 in Flandern-Reichsflandern, stand jahrelang gegen die Herzöge von Nieder-Lothringen, die Vertreter der kaiserlichen Herrschaftsansprüche. Ihm gelang bereits im Jahre 1033 die Eroberung und Schleifung der Grenzfeste Eename. Er besetzte 1045 die Mark Antwerpen und förderte 1046 entscheidend die Rebellion von Hennegau, Holland und Brabant gegen Kaiser HEINRICH III. Balduin konnte 1051 nach dem Tode des Grafen Hermann von Hennegau seinen gleichnamigen Sohn mit dessen Witwe Richilde verheiraten und damit die Voraussetzungen für eine künftige Vereinigung des Hennegau mit Flandern schaffen, der die wenige Jahre später erfolgte Ausschaltung der Kinder Richildes endgültig den Weg bahnen sollte. Im Jahre 1053 fiel er erneut ins Reich ein und verheerte Besitz der Lütticher Kirche. Sein Sohn Balduin kam ihm, von Hennegau her operierend, bei diesem Vorstoß gegen das stärkste Bollwerk des Reiches in Nieder-Lothringen zur Hilfe; die Einäscherung von Thuin und Huy markierte die Erfolge. Auf dem Kölner Hoftag im Dezember 1056 huldigte er dem jungen König HEINRICH IV. und erhielt für die Gebiete, die das sogenannte Reichsflandern ausmachten, die Bestätigung. Damit wurde die für die Selbständigkeit Flanderns günstige Doppelstellung des Grafen zwischen Frankreich und den von den deutschen Königen beherrschten Reich weiter gefestigt. 1060-1067 war er als Vormund für König Philipp I. Regent von Frankreich und nutzte diese Position rigoros für die eigenen Ziele aus. Er unterstützte 1059 den abgesetzten Herzog Gottfried II. von Nieder-Lothringen, fiel mehrmals plündernd in Lothringen ein, stand ständig gegen die expandierende Normandie und gab zeitweise den Fürsten von Wessex Asyl. Ab 1066 unterstützte er aber den Schwiegersohn bei der Gewinnung Englands und festigte die Landesherrschaft konsequent. Er brachte im Streit mit Hennegau das Bistum Cambrai in Abhängigkeit, machte sich sehr verdient um die Urbarmachung großer Sumpfgebiete und förderte in starkem Maße die Kirche und Klöster. Städte mit Handel und Gewerbe blühten weiter auf, besonders Brügge und Gent. Er besaß im Raum Nieder-Lothringen größtes Ansehen und trug entscheidend dazu bei, dass sich dieser Raum mehr und mehr vom Deutschen Reich zu lösen begann.
oo 1028
ADELHEID
VON FRANKREICH
+ 1079
Tochter des Königs Robert II. der Fromme, Witwe des
Herzogs Richard III. von der Normandie (+ 1027)
Graf Balduin V. von Flandern, Schwager des französischen
Königs, trat dieser Allianz bei. Als Teile des normannischen Adels
im Winter 1046/47 gegen ihren Herzog aufstanden, akzeptierte Heinrich
I. den Bündnisfall und hatte große Verdienste beim
Niederkämpfen der Opposition in der Schlacht bei Val-es-Dunes (Dep.
Calvados) im Januar 1047.
Heinrich I. hatte
seinen Schwager Balduin, Graf von Flandern, für die Regentschaft
vorgesehen, einen der mächtigsten Fürsten auf dem Boden des ehemaligen
westfränkischen Reiches. Balduin erkannte den französischen
König als seinen Oberlehnsherrn an, verhielt sich aber ebenso unabhängig
wie die Herren der übrigen Prinzipate des Reiches und suchte diese
Stellung durch Bündnisse zu sichern. Das Wichtigste hatte er zu Herzog
Wilhelm von der Normandie geknüpft, der Balduins
Tochter Mathilde zur Frau genommen hatte. Nun gab die Regentschaft
dem Grafen von Flandern die Möglichkeit, sich gegenüber anderen
Fürsten repräsentativ und effektiv zu stärken, indem er
für den König handelte, also königliche Rechte wahrnahm.
Dazu gehörten Eidesleistungen, die er von den Großen forderte
und erhielt, vor allem aber eine Art Umritt in Begleitung des jungen Königs
durch zentrale Orte der Krondomäne (Dreux, Paris, Senlis, Etampes,
Orleans); hierbei scheint es auch um die Niederschlagung lokaler Opposition
gegangen zu sein.
Balduin V. hatte seinen Einfluß auf die
Belange des Königtums zunächst mit der Königin-Mutter
Anna
zu teilen, die offenbar als
consors regni auftrat und akzeptiert
wurde (Prou, Seite 40, Nr. 13), bis sie, wohl schon 1061, eine zweite Ehe
mit dem Grafen Rudolf von Valois schloß und daraufhin vom Hof verdrängt
wurde.
Als Schwiegervater Herzog Wilhelms
konnte (und wollte?) Graf Balduin V. von Flandern das Unternehmen
nicht verhindern, wenngleich seine Pflichten gegenüber dem damals
14-jährigen Philipp I. wenigstens
den Versuch gefordert hätten.
1028
oo 2. Adela von Frankreich, Tochter des Königs
Robert II.
1014-8.1.1089
1. oo Richard III. Herzog der
Normandie
-6.8.1027
Kinder:
Balduin VI.
ca 1030-17.7.1070
Robert I. der Friese
ca 1035-3.10.1093
Mathilde
ca 1032-2.11.1083
1053
oo Wilhelm I. König von England
1027-8./9.9.1087
Literatur:
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