Trotz Milliardenverlusts

Dresdner-Vorstand verdient am meisten

Das Top-Management der Bank strich im vergangenen Jahr 58 Mio. Euro ein - mehr als jedes andere Führungsgremium eines Instituts hierzulande. Hauptgrund sind hohe Abfindungen: Keiner der Manager wird vom neuen Eigner Commerzbank übernommen.

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Die Spitzenmanager der Dresdner Bank haben 2008 trotz Milliardenverlusten weit mehr verdient als jeder andere Bankvorstand in Deutschland. Laut Geschäftsbericht des mittlerweile zur Commerzbank gehörenden Instituts kassierten die zeitweise neun Vorstände gut 58 Mio. Euro und damit mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Größter Posten waren Abfindungen von mehr als 24 Mio. Euro - keiner der Dresdner-Vorstände wird nach der Integration des Instituts in die Commerzbank weiterbeschäftigt.

Zum Vergleich: Die Vorstände der Commerzbank verdienten im vergangenen Jahr 4,3 Mio. Euro, die der Deutschen Bank 4,5 Mio. Euro. Weltweit ist eine hitzige Debatte über Bonuszahlungen an Banker entbrannt, die für Milliardenverluste verantwortlich sind. In den USA wird gar über eine Strafsteuer nachgedacht, um die Gelder bei staatlich gestützten Instituten wieder zurückzuholen.

Finanzkreisen zufolge hatten die Spitzenmanager der Dresdner Bank teils noch langlaufende Verträge, die vorzeitig aufgelöst wurden. Der Leiter der für Milliardenabschreibungen verantwortlichen Investmentbank Dresdner Kleinwort, Stefan Jentzsch, soll demnach mit 8 Mio. Euro die höchste Abfindungssumme eingestrichen haben. Vorstandschef Herbert Walter habe weniger als die Hälfte davon bekommen, sagte ein Insider.

Die Bank und die damalige Mutter Allianz äußerten sich nicht zu den Einzelsummen. Im vergangenen Jahr erlitt das Geldhaus wegen massiver Abschreibungen im Investmentbanking einen Verlust nach Steuern von mehr als 6 Mrd. Euro - mehr, als jede andere deutsche Bank 2008 verkraften musste.

Fast 13 Mio. Euro der Bezüge entfallen dem Bericht zufolge auf "kurzfristig fällige Leistungen", was unter anderem Festgehalt und Boni umfasst. Einige Vorstände hatten anders als Walter trotz der höchsten Verluste in der Geschichte der Bank nicht auf ihren Bonus verzichtet. Weitere 19 Mio. Euro sind aktienbasierte Vergütungen.

Anders als bei der neuen Tochter schrumpften die Vorstandsgehälter bei der Mutter Commerzbank 2008 wegen der Milliardenhilfen des Staates und der Finanzkrise um zwei Drittel. Eine Auflage für die staatlichen Kapitalhilfen von insgesamt 18,2 Mrd. Euro ist, dass die Bezüge von Bankchef Martin Blessing und seiner Kollegen auf 500.000 Euro pro Jahr begrenzt werden. Leistungsbasierte Prämien fallen weg. Dank Boni hatte Blessing 2007 noch mehr als das Dreifache verdient.

Der Commerzbank-Chef strich wegen der Krise sämtliche Prämien für die Belegschaft und die Vorstände zusammen. Einige Investmentbanker der Dresdner Bank wollen gerichtlich dagegen vorgehen. Die Allianz hatte den Dresdner-Bankern noch einen Bonus-Topf von 400 Mio. Euro zugesagt.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
COMMERZBANK AG INHAB.. 4,49 EUR 10,32 % 0,42
DEUTSCHE BANK AG NAM.. 32,92 EUR 2,09 % 0,68
ALLIANZ SE VINK.NAME.. 66,40 EUR -2,40 % -1,63
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reuters, 27.03.2009
© 2009 Financial Times Deutschland

 

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