Bernard Madoff

Nichts wie weg hier

von Sebastian Bräuer und Carmen Dautzenberg

Bernard Madoff ist eines der Gesichter der Krise. Am Donnerstag steht der Betrüger erstmals in New York vor Gericht - und macht nicht den Eindruck, als würde er seine Tat aus tiefstem Herzen bereuen.

ZUM THEMA

Bernard Madoff ist die Angst vor zornigen Anlegern förmlich anzusehen, als er am Dienstagnachmittag New Yorker Zeit das Gerichtsgebäude in der Pearl Street in Süd-Manhattan betritt. Schon drei Stunden vor der ersten Verhandlung eilt der mutmaßlich größte Betrüger aller Zeiten, der nach eigenen Angaben 50 Mrd. $ veruntreut hat, wortlos vom Auto zum Haupteingang.

Regelrecht abgemagert sieht er aus, als er neben seinem Anwalt Ira Sorkin Platz nimmt. Gerichtszeichnerinnen porträtieren den 70-Jährigen, während der halbstündigen Anhörung würdigt er sie keines Blickes und scheut auch den Augenkontakt mit der Presse.

Kurz vor Beginn der Anhörung hat die Staatsanwaltschaft ihre Anklage veröffentlicht: 150 Jahre Haft drohen ihm, die elf Anklagepunkte umfassen unter anderem Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid. Seinem Schneeballsystem sind prominente Hollywoodstars und mittellose Rentner zum Opfer gefallen, ebenso wie Banken, gemeinnützige Stiftungen, Investmentfonds, Freunde.

Muss wohl lebenslang hinter Gitter: Bernard Madoff
 Muss wohl lebenslang hinter Gitter: Bernard Madoff

Wie genau er seine Anleger in aller Welt jahrelang betrogen hat, interessiert Richter Denny Chin zunächst jedoch nicht - er will wissen, wie Madoff die letzten 24 Stunden verbracht hat. Steht er unter Drogen, hat er Alkohol getrunken? Madoff verneint knapp.

Er sei auch nicht in ärztlicher Behandlung, sagt der Finanzjongleur, der sich bei seiner Festnahme im Dezember als "gebrochenen Mann" bezeichnet hatte. Seither steht er gegen 10 Mio. $ Kaution unter Hausarrest und lebt in einer Luxuswohnung in Manhattan, die seiner Frau gehört - trotz mehrerer Verstöße gegen die Kautionsauflagen.

Madoffs Augenlider zucken, den Kugelschreiber zwischen seinen Fingern dreht er nervös hin und her - der Mann ist ein Schatten früherer Tage. Er trägt einen edlen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte - wie auf einer Beerdigung. Eine Kamera überträgt jede seiner Regungen in einen zweiten Gerichtssaal, in dem weitere Journalisten sitzen.

Auch die Verwicklung seines Anwalts in das Madoff-System beschäftigt Richter Chin - Sorkins Eltern hatten einst etwa 900.000 $ für ihre Söhne bei Madoff angelegt. Der mögliche Interessenkonflikt seines Rechtsbeistands sei ihm bewusst, sagt Madoff.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 12.03.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 
Ein Jahr lang begleitet FTD.de die Gewinner der Gründungsinitative enable2start 2008 und berichtet täglich über Erfolge, Rückschläge und Überraschungen. mehr

 Nachrichten 

Kiel wieder in SPD-Hand

Torsten Albig schlägt die CDU-Amtsinhaberin Angelika Volquartz. mehr

Gegenwind für Kanzlerin

Stuttgarts Regierungschef profiliert sich als Marktwirtschaftler - und macht sich bei seiner Parteichefin unbeliebt. mehr

Von Peter Löscher (Münchener Rück) bis Jacobo González-Robatto (Banca Popular). mehr

"Echter Braindrain"

Der für das Projektgeschäft verantwortliche Vorstand Nikolaus Krane will das angeschlagene Solarunternehmen verlassen. mehr

Kopf des Tages

Der Postbank-Chef will 2009 nur 1 Euro Gehalt annehmen - als Reaktion auf einen Fehler. mehr

Wahl zum Spitzenkandidaten

Dass Dieter Althaus nicht zum Landesparteitag der CDU kommen würde, war klar. Viele Delegierte hatten aber auf eine Videobotschaft gehofft. mehr

Nach Krisenjahr 2008

Erstmals seit dem Jahr 2002 schrumpfen die Gehälter der Dax-Vorstände. mehr

Nach schwerem Unfall

Der thüringische Ministerpräsident wurde in Abwesenheit zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im August gekürt. mehr

Nach Kritikwelle

Wolfgang Klein versucht, die Kontroverse um Sonderboni durch einen symbolischen Lohn auszuräumen. mehr

Nach Verurteilung

Der ehemalige Post-Chef hat sich seine gesamten Pensionsansprüche auszahlen lassen. mehr

Nach Milliardenverlust

Keine Prämie bekommt der ehemalige Dresdner-Bank-Chef Walter – dafür aber eine Abfindung. mehr

Bilderserie

FTD.de zeigt die Menschen, deren Reichtum laut "Forbes-Ranking" in der Krise am stärksten zusammenschmolz. mehr

Mehr News aus Köpfe

Köpfe als