Nach Schuldeingeständnis

Anklage gegen Madoff-Buchhalter

Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Madoff gab bereits zu, Anleger geprellt zu haben. Der 70-Jährige muss hinter Gittern auf sein Urteil warten. Jetzt richtet sich der Fokus auf seine Mitarbeiter.

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David Friehling, der Buchhalter von Bernard Madoff, ist am Mittwoch wegen Betrugs angeklagt und in Manhattan von der Bundespolizei FBI in Gewahrsam genommen worden. Die US-Börsenaufsicht SEC erhob zudem zivilrechtliche Klage gegen den 49-Jährigen, der - so die Behörde - zwischen 1991 und 2008 die Machenschaften Madoffs gedeckt haben soll.

Die US-Ermittler weiten ihre Untersuchungen im Jahrhundertskandal inzwischen auf die Mitarbeiter Madoffs aus. Der 70-jährige ehemalige Verwaltungsratschef der Technologiebörse Nasdaq bekannte sich bereits am 12. März in allen Anklagepunkten schuldig. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu 150 Jahren.

Madoff soll laut Anklage seit den 80er-Jahren Anleger mit dem Versprechen hoher Renditen gelockt zu haben. Auch europäische Großbanken sind auf das gigantische Schneeballsystem hereingefallen. Es ist der mit Abstand größte Betrugsfall in der Wirtschaftsgeschichte. Die Schadenssumme wird inzwischen auf 65 Mrd. $ geschätzt, wenn den Anlegern versprochene Gewinne eingerechnet werden. Der tatsächliche Verlust könnte bei 10 bis 17 Mrd. $ liegen. Das Urteil gegen Madoff wird für den 16. Juni erwartet.

Madoff will Luxuswohnung behalten

Madoff bemüht sich zur Zeit, seine Familie vor den Zugriffen der Gläubiger zu schützen. Dabei geht es unter anderem um die 7 Mio. $ teure Wohnung sowie Anleihen und Bargeld im Wert von 62 Mio. $. Madoff hat erklärt, dieses Vermögen stehe nicht mit dem Betrugsskandal in Verbindung und gehöre seiner Ehefrau Ruth.

Ruth Madoff kämpft überdies um eine 9,4 Mio. $ teure Immobilie in Palm Beach im Bundesstaat Florida. Vor kurzem erklärte sie das Haus zu ihrem Erstwohnsitz und beantragte eine Steuerfreistellung. So hofft sie, dass Geschädigte keinen Anspruch auf das Wohneigentum erheben können.

Bernard Madoff auf dem Weg in den Gerichtssaal
 Bernard Madoff auf dem Weg in den Gerichtssaal

Die Ermittler versuchen, mehr und mehr Vermögenswerte der Familie Madoff unter ihre Kontrolle zu bringen. Nachdem sie bereits angekündigt hatten, 100 Mio. $ an Immobilien, Bargeld und Anleihen des Ehepaares zu konfiszieren, erweiterten sie die Liste inzwischen. Dazu zählen 30 Mio. $ an Darlehen, Schmuck, Uhren und Anteile an Immobilienfonds des Vermögensverwalters Fred Wilpon, dem Eigentümer des Baselball-Teams New York Mets.

Geschädigte haben bisher kein Grund zu großer Hoffnung. Nach Angaben der Ermittler spült der Verkauf von Madoff-Gesellschaften bisher weniger als 10 Mio. $ in die Kasse. Immerhin einen Trost gibt es von der amerikanischen Steuerbehörde IRS: Sie erlaubt es den Madoff-Anlegern, die Betrugsverluste sofort steuerlich geltend zu machen.

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FTD.de, 18.03.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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