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16.04.2009
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Kommentar: Thailands Monarchie steht auf dem Spiel

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Thailands Monarchie steht auf dem Spiel

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio Singapur

Blut auf den Straßen von Bangkok, brennende Barrikaden, Schüsse und Tränengas. Nur schwer gelingt es den Sicherheitskräften in der thailändischen Hauptstadt, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, nachdem außer Rand und Band geratene Demonstranten Chaos hervorriefen, Staats- und Privateigentum kurz und klein schlugen, Menschenleben gefährdeten und dabei lauthals nach Demokratie riefen.

Lange hat die von der Demokratischen Partei Thailands geführte Regierung ihren Kritikern freien Lauf gelassen und die Demonstranten auf der Straße mit Samthandschuhen angefasst. Die Sicherheitskräfte hatten nicht mal eingegriffen, als Hunderte Rothemden am Freitag das Konferenzhotel in Pattaya stürmten, in dem sich Staats- und Regierungschefs aus mehr als 15 Ländern zum ASEAN-Gipfel versammelt hatten.

Hilflose Sicherheitkräfte

Als am Sonntag ein wütender Mob die Wagenkolonne des Premierministers angriff, die Fahrzeuge kurz und klein schlug und einen Mitarbeiter des Regierungschefs krankenhausreif prügelte, standen die Sicherheitskräfte hilflos und fast untätig daneben.

Die thailändische Armee hat eine unrühmliche Geschichte. Seit der Abschaffung der absoluten Monarchie im Jahr 1932 gab es 18 Mal einen Staatsstreich, zuletzt im September 2006, als die Militärs den von einer großen Mehrheit gewählten Premierminister Thaksin Shinawatra stürzten.

Während die Sicherheitskräfte in der Vergangenheit dafür berüchtigt waren, dass sie den Finger allzu leicht am Abzug hatten, verlief der Putsch vor zweieinhalb Jahren überraschend friedlich. Bei der vorübergehenden Machtübernahme der Militärs - nach monatelangen Massenprotesten gegen die Regierung Thaksin, die im Gegensatz zu den heutigen Demonstrationen friedlich waren - fiel kein einziger Schuss.

Keine klare Linie der Regierung

Aus Angst, wegen einer Überreaktion gegen demonstrierende Staatsbürger kritisiert und gebrandmarkt zu werden, haben sich die Sicherheitskräfte bislang zurückgehalten, auch weil von der politischen Führung keine klare Linie vorgegeben wurde. Jetzt versucht die Regierung, wieder die Oberhand zu gewinnen und die Straße zurückzuerobern. In vielen anderen Ländern, auch in Deutschland, wäre die Polizei bei gewalttätigen Demonstrationen dieses Ausmaßes schon längst eingeschritten.

Ruhe und Ordnung herzustellen, ist schwierig, denn der Aufstand der Rothemden breitet sich wie ein Flächenbrand über das ganze Land aus. Möglicherweise sind zahlreiche Polizisten und Soldaten auch Sympathisanten der Rothemden und Anhänger von Thaksin, der dem einfachen Volk in Thailand mit Wahlgeschenken und einer durchaus erwähnenswerten Sozialpolitik das Leben verbessert hat.

Thaksin korrumpiert das System

Der milliardenschwere Geschäftsmann ist von einer großen Mehrheit demokratisch gewählt worden, doch das macht ihn noch längst nicht zu einem Demokraten. Er ist ein Populist, der das demokratische System korrumpiert und für seine eigene Bereicherung und den Ausbau seiner Macht missbraucht hat.

Jetzt heizt er seine Anhänger aus dem Exil an und ruft zur Revolution in Thailand auf. Längst geht es nicht mehr nur darum, welche Partei und welcher Politiker die Regierung führt, sondern es geht um die Zukunft des Landes, um die Zukunft der Monarchie.  

Das Militär hat dem König die Treue geschworen und Premierminister Abhisit Vejjajiva ist seiner Herkunft nach ein Vertreter der Bangkoker Elite. Ihnen stehen die Thaksin-Anhänger gegenüber, darunter vor allem die einfachen Leute aus der Provinz.

Thaksin und die Rothemden haben mit ihrer offenen Kritik am Königsrat und dem obersten Berater des Königs bereits ein Tabu gebrochen und die Vorherrschaft des Königshauses indirekt in Frage gestellt. Auf den Straßen von Bangkok entscheidet sich jetzt, ob die Monarchie in Thailand bestehen bleibt oder ob der königliche Palast nach dem Ableben des alten und kranken Bhumipol Adulyadej zum Museum wird.

Rothemden gegen Gelbhemden:

Im vergangenen Jahr machten in Thailand vor allem die "Gelbhemden" Schlagzeilen. Gelb ist die Farbe des Königs - die Anhänger der damaligen Oppositions- und heutigen Regierungspartei "Volksallianz für Demokratie" (PAD) wollen damit ihre Nähe zu Monarch Bhumibol zeigen. Die PAD wird vor allem von den wirtschaftlichen Eliten Bangkoks unterstützt.

Von der Farbgebung der PAD wollen sich die Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Thaksin abheben. Die Anhänger der "People Power"-Partei (PPP) - heute in der Opposition - zeigen ihre politische Zugehörigkeit durch rote Hemden. Der PPP wird vorgeworfen, noch immer von Thaksin gesteuert zu werden. Thaksin war 2001 vor allem mit Hilfe der armen Landbevölkerung an die Macht gekommen, wurde 2006 gestürzt und lebt im Exil.


Stand: 13.04.2009 17:53 Uhr
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