HEINRICH III.                             Deutscher König (1039-1056)
-------------------                             Römischer Kaiser seit 25.12.1046
28.10.1017-5.10.1056                   König von Italien
Osterbeck   Bodfeld (Harz)           König von Burgund

Begraben: Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle)
 

Einziger Sohn des Königs KONRAD II. und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2039
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HEINRICH III., Kaiser, deutscher König aus dem Hause der SALIER
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* 28. Oktober 1017, + 5. Oktober 1056
                                   Bodfeld (Harz)

Begraben: Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle)

Eltern:
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Kaiser KONRAD II. und Gisela, Tochter Herzogs Hermann II. von Schwaben

  1. oo Juni 1036 Gunhild (Kunigunde) (+ 1038), Tochter König Knuts von Dänemark

  2. oo November 1043 Agnes, Tochter Herzog Wilhelms V. von Aquitanien und Poitou

Kinder:
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von 1.:

Beatrix (+ 1062), Äbtissin von Quedlinburg

von 2.:

Mathilde (+ 1060), oo Rudolf von Rheinfelden;
Judith (Sophie) (+ 1092/96), 1. oo König Salomon von Ungarn, 2. oo Fürst Wladyslaw von Polen
Adelheid (+ um 1095), Äbtissin von Quedlinburg und Gandersheim
Kaiser HEINRICH IV. (+ 1106)
Konrad (+ 1055), Herzog von Bayern

Im Februar 1026 designiert, wurde HEINRICH III. Ostern (14. April) 1028 10-jährig in Aachen zum König gewählt und von Erzbischof Pilgrim von Köln gesalbt und gekrönt. Nachdem ihm zuvor schon die Herzogtümer Bayern und Schwaben verliehen worden waren, empfing er im Herbst 1038 die Königswürde für das seit 1033 mit Deutschland verbundene Königreich Burgund. Nach dem Tode seines Vaters (4. Juni 1039) übernahm HEINRICH III. die Regierung des Reiches, das unter seiner Herrschaft einen Höhepunkt kaiserlicher Machtentfaltung erlangte. Für den jungen, umfassend gebildeten Thronfolger hatten der Hofkaplan Wipo in den "Proverbia" die Maximen einer am Recht orientierten Herrscherethik nach Art eines Fürstenspiegels zusammengestellt. In seiner praktischen Politik ließ er sich von den Idealen des Friedens (pax) und der Gerechtigkeit (iustitia) leiten. Den von S-Frankreich und Burgund ausgehenden Gedanken des Gottesfriedens aufgreifend, erließ HEINRICH III. 1043 in Konstanz, 1044 nach seinem Ungarnsieg bei Menfö und nach seiner Kaiserkrönung in Rom 1046 königliche Friedensgebote, verbunden mit Indulgenzen für seine Gegner. Unter dem Einfluß seiner Gründerfamilie des burgundischen Reformzentrums Cluny angehörenden zweiten Gemahlin Agnes öffnete er sich dem Anliegen des Kirchenreform. HEINRICH III. unterhielt enge Beziehungen zu führenden Vertretern der kirchlichen Reformbewegung wie Petrus Damiani und Hugo von Cluny, welchen er zum Taufpaten für seinen Sohn HEINRICH IV. bestimmte. Tatkräftig förderte HEINRICH III.den von seinem Vater begonnenen Dombau zu Speyer als Grablege der SALIER und Zentrum des Totengedenkens. Für Speyer ließ er in Echternach ein kostbar ausgestattetes Evangelienbuch (Codex Aureus von Speyer) anfertigen.
Planmäßig betrieb HEINRICH III. den Ausbau des von den LIUDOLFINGERN ererbten Reichs- und Hausgutes, dessen Verwaltung er königlichen Dienstmannen (Ministerialen) übertrug. Bevorzugter Aufenthaltsort wurde die neu errichtete Pfalz Goslar (nahe den Silbergruben des Harzes), deren Stift St. Simon und Juda (Weihe 1050) zur Ausbildungsstätte für den Reichsepiskopat wurde. Die der Leitung eines Hofgeistlichen (capellarius) unterstellte Hofkapelle entwickelte sich zu einem zentralen Herrschaftsinstrument. Uneingeschränkt beanspruchte HEINRICH III. das Recht der Investitur mit Ring und Stab; im Unterschied zu seinem Vater enthielt er sich hierbei jedoch aller simonistischen Praktiken. Die vornehmlich nach staatspolitischen Gesichtspunkten ausgewählten Bischöfe bildeten eine zuverlässige Stütze der salischen Herrschaft. Mit seinem Eingreifen in die römischen Angelegenheiten (Synoden von Sutri und Rom 1046) stellte sich HEINRICH III. in die Tradition der Rom- und Italienpolitik der ottonischen Herrscher. Die Erneuerung des Patriziats bei seiner Kaiserkrönung Weihnachten 1046 sicherte ihm auch künftig eine entscheidende Mitsprache bei der Papstwahl. Unter den von HEINRICH III. erhobenen deutschen Päpsten, Clemens II. (Suidger von Bamberg), Damasus II. (Poppo von Brixen), Leo IX. (Brun von Toul) und Viktor II. (Gebhard von Eichstätt), die sämtlich ihre Bistümer beibehielten, kam es zu einer besonders engen Verbindung zwischen Rom und der Reichskirche im Dienste der Kirchenreform. Die regelmäßigen Interventionen der Kaiserin Agnes, seit 1055 auch diejenigen des Thronfolgers HEINRICH IV., in den Diplomen HEINRICHS III. standen im Zeichen der Herrschaftsicherung des salischen Hauses. Bereits 1053 konnte HEINRICH III. - wenn auch nur unter Vorbehalt - die Zustimmung der Fürsten zur Wahl seines Sohnes zum Nachfolger erlangen.
Unter der Regierung HEINRICHS III. bestand die frühmittelalterliche Einheit von "regnum" und "sacerdotium" noch ungebrochen fort. Den aus dem theokratischen Herrschaftsgedanken abgeleiteten Führungsanspruch vermochte er auch gegenüber der Kirche mit Erfolg zu behaupten. Unübersehbar kündigten sich jedoch gegen Ende der Regierungszeit HEINRICHS III. die Symptome einer Krise an. Die Unzufriedenheit der Großen mit seinem die Stammesinteressen vernachlässigenden autokratischen Regierungsstil, die sich in zum Teil länger andauernden Aufständen entlud, bedeutete eine ernste Gefährdung der salischen Herrschaft.

Quellen:
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Wipo, Opera, ed. H. Bresslau (MGH SRG [61], 1915) - MGH DD H. III., ed. H. Bresslau-P. Kehr, 1926-1931

Literatur:
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Gebhardt I, 307-321 - Hauck III, 571-623 - HEG I, 723-730 - NDB VIII, 313-315 - TRE XV, 3-6 - JDG H. III., 2 Bde, 1874-1881 - P. Kehr, Vier Kapitel aus der Gesch. Ks. H.s III. (AAB, 1930, Nr. 3) [Nachdr.: JDG II, 1963, 555-615] - B. Bischoff, Caesar tantus eras (Fschr. K. Strecker [MGH Schr. 6], 1941), 247-255 - Th. Schieffer (Die großen Dt., I, 1956), 52-69 - H. Thomas, Zur Kritik der Ehe H. III. mit Agnes v. Poitou (Fschr. H. Beumann, 1977), 224-235 - E. Boshoff, Das Reich in der Krise, HZ 228,1979,265-278 - M. Minninger, H. III. interne Friedensmaßnahmen ..., Jb. für westdt. Landesgesch. 5, 1979, 33-52 - T. Struve, Interventionen H.s IV. in den Diplomen seines Vaters, ADipl 28, 1982, 190-222 - P. G. Schmidt, H. III., DA 39, 1983, 582-590 - P.E. Schramm-F. Mütherich, Die dt. Ks. und Kg.e in Bildern seiner zeit, 1983, 227-235, 145-160 [Abb.] - R. Schieffer, H. III. (Ks.gestalten des MA, hg. H. Beumann, 1984), 98-115 - H. Keller (Propyläen Gesch. Dtl.s II, 1986) - E. Boshof, Die Salier, 1987, 92-166 - B. Merta (Intitulatio III [MIOG, Ergbd. 29], 1988), 176ff. - F. Prinz, Ks. H. III., HZ 246, 1988, 529-548.


Biographien zur Weltgeschichte: Seite 231
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HEINRICH III.
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* 28.10.1017, + 5.10.1056
               Bodfeld (Harz)

Deutscher König seit 1039 (bereits 1028 zum König gekrönt), seit 1046 Kaiser. Sohn KONRADS II. aus dem salischen Herrscherhaus. HEINRICH III. verfügte 1039 als Inhaber von 4 Herzogtümern über große Machtfülle. Scheinbarer Höhepunkt seiner Machtentfaltung war die Absetzung dreier rivalisierender Päpste und die Erhebung eines deutschen Bischofs (Clemens' II.) auf den Stuhl Petri 1046 (Synoden von Sutri und Rom). Doch war gerade zu dieser Zeit die Auseinandersetzung zwischen Königtum und Feudaladel infolge tiefgreifender sozialökonomischer Veränderungen in ein neues Stadium eingetreten. So mußte sich HEINRICH III. als König bald mit der Opposition einiger Fürsten auseinandersetzen, besonders mit Herzog Gottfried dem Bärtigen von Ober-Lothringen und den BILLUNGERN, die sich gegen seine Versuche wandten, durch Landesausbau und Einsatz von Ministerialen das Königtum weiter zu festigen. HEINRICH III. ist es nie gelungen, die feudale Opposition völlig niederzuwerfen, trotz großer Machtmittel und angestrengter Bemühungen, die kluniazensische Reformbewegung, vor allem die Gottesfriedensidee, für seine politischen Ziele zu nutzen. Die Königswahl seines Sohnes HEINRICH IV. konnte er 1053 nur durch Zugeständnisse erreichen. So zeichnete sich bereits zu Lebzeiten die Krise des Königtums deutlich ab. Sie verhinderte auch größere außenpolitische Erfolge, zwar gelang es HEINRICH III. 1041 Böhmen zur Anerkennung seiner Lehnshoheit zu zwingen, doch scheiterte zwischen 1042 und 1047 der Versuch, auch Ungarn vom deutschen König abhängig zu machen.



Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 322
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HEINRICH VI., bayer. Herzog, deutscher König, römischer Kaiser HEINRICH III.
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* 28.10.1017, + 5.10.1056
                        Bodfeld/Harz

Begraben: Speyer, Dom

Vater:
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Kaiser KONRAD II. (+ 1039)

Mutter:
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Gisela (999-1043)
 

  1. oo 1036 Gunhild von Dänemark (+ 1038)

  2. oo 1043 Agnes von Poitou (+ 1077)

1027 Erhebung zum Herzog von Bayern.
1028 deutscher König.
Erziehung unter der Obhut seiner Mutter durch Bischof Brun von Augsburg und Bischof Egilbert von Freising.
1039 Übernahme der Regierung des Reiches.
Unterstützung der Bewegung der „Treuga Die“ und des Gottesfriedens.
1043 in Mainz Krönung seiner zweiten Gemahlin.
1046 Synode von Sutri und Kaiserkrönung in Rom.
Der größte SALIER-Kaiser (Staatspolitiker).

Literatur:
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NDB 8; BWB 1; K. Hampe/Baethgen, Dt. Kaisergesch. Im Zeitalter der Salier und Staufer, 1963.


Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

X. 30 c. HEINRICH III., Deutscher König 1039, Kaiser 1046
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             * 1017 28. X., + 1056 5. X.

Gemahlinnen:
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a) 1036 I. Gunhild (Kunigunde), Tochter König Knuts des Großen von Dänemark
                        + 1038 18.VII.

b) 1043 21. XI. Agnes, Tochter des Grafen Wilhelm III. von Poitou (siehe X 20)
                                  + 1077 14. XII.

Anmerkungen: Seite 134
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X. 30. Heinrich III.

siehe Steindorff, Heinrich III. 1,33 Breßlau, Konrad II 2, 317 und Curschmann 8.



Schwennicke Detlev: Tafel 12
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

HEINRICH III.
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* 28. X 1017, + Bodfeld/Harz 5. X 1056

Begraben: Speyer Dom

Aachen 14. V 1028 Krönung
1027/42 HERZOG VON BAYERN
1038/45 HERZOG VON SCHWABEN
Herbst 1038 König von BURGUND
1039/47 Verwalter des Herzogtums KÄRNTEN
Rom 25. XII 1046 Kaiser
gründet vor 1050 Stift St. Simon und Juda zu Goslar

  I oo (29.) VI 1036
         GUNHILD (KUNIGUNDE) VON DÄNEMRAK
                   + 18. VII 1038

Begraben: Kloster Limburg

Tochter von Knut dem Großen König von England, Dänemark und Norwegen

  II oo Ingelheim 20. XI 1043
           AGNES VON POITOU
                     + Rom 14. XII 1077

Begraben: St. Peter

1055 HERZOGIN VON BAYERN
1056/62 REGENTIN

Tochter von Guillaume III. (V.) le Grand Cte de Poitou Herzog von Aquitanien und Agnes von Burgung (-Ivrea)



Schnith Karl Rudolf: Seite 195
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"Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

KAISER HEINRICH III.
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* 28.10.1017
+ 5.10.1056 in Bodfeld am Harz

Grabstätte: Dom zu Sppeyer

Eltern: Kaiser KONRAD II. und Gisela

  1. oo Juni 1036 in Nimwegen
           GUNHILD/KUNIGUNDE
           * um 1018, + um den 18.7.1038 in der Nähe der Adriaküste

Grabstätte: Kloster Limburg an der Hardt

Eltern: Knut der Große, König von Dänemark und England, und Emma/Aelfgifu, Tochter Herzog Roberts I. von der Normandie

  2. oo Ende November 1043 in Ingelheim
           AGNES
          * um 1025, + 14.12.1077 in Rom

Grabstätte: Petersdom zu Rom, Kapelle der hl. Petronella

Eltern: Wilhelm V., Herzog von Aquitanien, und Agnes, Tochter des Grafen Otto-Wilhelm von Burgund

Februar 1026: in Augsburg zum deutschen König designiert
1027-1042 Herzog von Bayern
14.4.1028: in Aachen zum (Mit-)König gewählt und von Erzbischof Pilgrim von Köln gekrönt
1038-1045 Herzog von Schwaben
1038: in Solothurn zum König von Burgund erhoben
1039-1047 Verwalter Kärntens
1039: Beginn der eigenständigen Regierung in Deutschland, Italien Burgund
Weihnachtstag 1046: in Rom von Papst Clemens II. zum Kaiserr gekrönt

Wichtige Quellen:
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Hermann von Reichenau, Chronik, lateinisch-deutsch in: Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Band 11 (1961) Seite 615ff. Die größeren Jahrbücher von Altaich, lateinisch in: MGH SS rer. Germ (² 1891); deutsch in: Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeut Band 46 (² 1893)



HEINRICH wurde von seinem Vater liebevoll geschützt, erzogen und auf sein Amt vorbereitet. Mit neun Jahren wählten die deutschen Fürsten HEINRICH zum Nachfolger seines Vaters. 1027 wurde ihm das Herzogtum Bayern übertragen. Zwei Jahre später folgte die Krönung am Ostertag, am 14.4.1028, in Aachen. Die Erziehung HEINRICHS muß, wahrscheinlich durch den Einfluß der gebildeten Mutter, konsequent betrieben worden sein, nicht andres ist es zu erklären, dass der Vierzehnjährige bereits mit außenpolitischem Auftrag an die ungarische Grenze entsandt wurde, um dort Verhandlungen in Grenzfragen zu führen, die 1031 zu einem Frieden mit Ungarn führten. Im Todesjahr seines Vaters erhielt König HEINRICH III. noch das Herzogtum Schwaben und auf dem Reichstag von Solothurn die Königswürde von Burgund. Nach dem Tod des Kaisers hatte der 22-jährige HEINRICH III. keinerlei Schwierigkeiten, Anerkennung im Reich, in Italien und Burgund zu finden. Er umgab sich mit einem "Geheimen Rat" von Ministerialen und Günstlingen und schaltete die Reichsfürsten noch mehr als bisher aus. Nach dem Königsumritt wurde 1040 ein Feldzug HEINRICHS III. gegen Bretislav von Böhmen mit schweren Verlusten für die deutschen Feudalherren abgewehrt. 1040/41 begann er mit dem Bau der Burg von Nürnberg als wirtschaftlicher und politischer Stützpunkt der Zentralgewalt. Ein erneuter Überfall auf Prag zwang 1041 Bretislav von Böhmen, sich HEINRICH III. zu unterwerfen, 4.000 Mark in Gold als Tribut zu zahlen und Heerfolge zu leisten. 1042 erhob er den LUXEMBURGER Heinrich zum Herzog von Bayern. Die ersten nachweisbaren Verleihungen von Königsgut an Dienstmannen (Ministerialen) durch HEINRICH III. in Sachsen (um Wolfenbüttel und Braunschweig) sowie im bayrischen Nordgau (um Nürnberg) ließen die Anfänge einer Königsgutpolitik in diesen Gebieten erkennen. Im November 1043 schloß HEINRICH seine zweite Ehe mit Agnes von Poitou. Diese Ehe sollte in erster Linie der Erhaltung des Friedens mit Frankreich sowie der Sicherung der Herrschaft über Burgund dienen. Der in der Umgebung des Königs befürchtete "französische Einfluß" blieb aus. Die nach wiederholten Einmischungen in Ungarn nach dem Sieg bei Menfö an der Raab errungene Lehnshoheit ging 1044 nach dem Sturz Peters I. wieder verloren. 1043 erließ HEINRICH III. königliche Friedensgebote, um den überhandnehmenden Adelsfehden zu begegnen. Durch die Begünstigung Adalberts von Bremen und der Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt nahmen die Spannungen mit den BILLUNGERN zu. Als HEINRICH III. nach dem Tode Gozelos von Lothringen (1044) dessen Sohn Gottfried den Bärtigen nur mit Ober-Lothringen belehnte, erhob sich dieser gegen diese Maßnahme und wurde zu einem der Führer des wachsenden Widerstandes gegen die Politik des Königs. Auf seinem ersten Italienzug (1046/47) setzte HEINRICH III. auf der Synode von Sutri drei sich befehdende Päpste ab und ließ sich vom neuen Papst Clemens II. zum Kaiser krönen. HEINRICHS größter Wunsch war die Durchsetzung einer Kirchenreform, durch die das Laienpriestertum, die Ehelosigkeit der Priester, die Abschaffung der Simonie sowie die Hinwendung zu einem allgemeinen frommen Lebenswandel durchgeführt werden sollte. Mit der Einsetzung von vier deutschen Päpsten schaltete er den Einfluß der römischen Familien aus und schaffte ein starkes, unabhängiges Papsttum. Dabei übersah er völlig die weitreichenden Folgen, die dem Reich durch einen kräftigen weltlich orientierten Vatikan drohten, ein schwerwiegender Fehler, der erheblich zum Machtverfall des Reiches beitrug, der aber auch durch den aufflammenden Kampf der Päpste gegen das Reich und der damit einhergehenden Verweltlichung der Kirche großen Schaden zugefügt hat. Die wachsende Opposition gegen den verstärkten Ausbau des Königsgutes am Harz äußerte sich in einem geplanten Anschlag auf den Kaiser. Mit dänischer, englischer und französischer Flottenhilfe konnte HEINRICH III. 1048 Gottfried den Bärtigen unterwerfen und ihn bis 1051 auf dem Giebichenstein in Haft halten. Im Herbst 1053 ließ HEINRICH III. auf einem Reichstag in Tribur seinem dreijährigen Sohn zum König wählen. HEINRICH zog 1055 zum zweiten Mal nach Italien, gewann durch Erteilung von Privilegien die tuscischen Städte für sich und zwang Gottfried den Bärtigen, der inzwischen ohne Wissen des Kaisers Beatrix von Tuszien-Canossa geheiratet hatte, zur Flucht über die Alpen und nahm Frau und Stieftochter Herzog Gottfrieds als Geiseln gefangen. Während seiner Abwesenheit brach in Bayern erneut eine Adelsrevolte aus, die erst nach dem Tod der beiden Hauptverschwörer, des abgesetzten Bayern-Herzogs Konrads und Welfs von Kärnten, niedergeschlagen werden konnte. 1056 kam es zu Verhandlungen zwischen HEINRICH III. und der Adelsopposition, was einer Kapitulation der Zentralgewalt vor der hochadligen Adelsopposition gleichkam.
Kaiser HEINRICH III. war nicht der populäre volksnahe Herrscher, der sein Vater gewesen war. Seine dunkle Hautfarbe und sein finsterer Gesichtsausdruck brachten ihm den Beinamen "der Schwarze" ein. Zu Ende seiner Regierungszeit mehrte sich die Unzufriedenheit der deutschen Fürsten wegen der Bevorzugung der Kirche. Der auf sein Amt gut vorbereitete Kaisersohn ist zwar als Herrscher nicht gescheitert, davor hat ihn sein früher Tod bewahrt, aber er hat mit seiner Kirchenpolitik die Fußangeln gelegt, die manchem seiner Nachfolger zum Verhängnis wurden. Dabei muß berücksichtigt werden, dass er sein Herrscheramt in enger Verbindung mit einer christlichen Sendung verstand, der er sein gesamtes Wirken unterstellte. Als weltlicher Herrscher hat HEINRICH III. nahezu die Machtfülle Kaiser OTTOS DES GROSSEN erreicht. Gleichzeitig war er aber auch der letzte König, der unabhängig und souverän herrschte.
HEINRICH starb nach kurzer Krankheit an einem schweren Gichtleiden in der Pfalz Bodfeld im Harz. Sein Leichnam wurde in den Dom von Speyer überführt, sein Herz im Dom von Goslar beigesetzt, wie es sein letzter Wille war.

Black-Veldtrup Mechthild: Seite 157-160
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"Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien."

HEINRICH ergriff viele Maßnahmen, um eine angemessene dos für Agnes sicherzustellen. Sicher ist nur, dass die Anstrengungen, die er unternahm, groß waren und Zeit kosteten. Wahrscheinlich liegt hier der Grund für die erstaunlich lange Wartezeit zwischen Verlobung und Hochzeit und für HEINRICHS mehr als fünf Jahre währende Witwerschaft [Für finanzielle Schwierigkeiten HEINRICHS III. spricht auch, dass er 1044 das Gut Groß-Rodensleben an das Bistum Worms verpfänden mußte (D H III 125), das er 1051 ganz an Worms verlor. Ferner gehört in diesen Zusammenhang die Verpfändung einer Krone an das Kloster Hersfeld, die HEINRICH durch die Restitution von Gütern, die Markgraf Ekkehard sich angeeignet hatte und die auf dem Erbweg in seine Hände gelangt waren, im Jahre 1053 wieder auslöste.].
Im April 1043 traf sich HEINRICH in Ivois mit dem französischen König und räumte wohl bei dieser Gelegenheit die letzten Probleme aus, die seiner Heirat mit der ihm seit Pfingsten 1042 verlobten aquitanischen Herzogs-Tochter im Wege stehen konnten. Seit spätestens 1042 mußte er sich also Gedanken über die Ausstattung seiner Braut machen. Es hat in der Forschung mehrfach Erstaunen ausgelöst, dass fünf der überlieferten sechs Dotalurkunden erst 1046 ausgestellt wurden; man hat auch erkannt, dass ein Zusammenhang zwischen diesem Termin und dem Tod Ekkehards II. von Meißen bestand. Offenbar war aber die Dotation der neuen Königin aus dem erwarteten Erbe der EKKEHARDINER bereits seit 1043 geplant. Das ergibt sich aus folgenden Beobachtungen, die das Erbe der EKKEHARDINER betreffen: Der Annalista Saxo erwähnt, dass die EKKEHARDINER, carnali posteritate deficente, im Zusammenhang mit der 1028 erfolgten Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg ihr gesamtes Erbe dem neu errichteten Bistum Naumburg vermacht hätten. Hermann von Reichenau hingegen nennt 1046, im Zusammenhang mit dem Tod Ekkehards II., HEINRICH III. als dessen Erben. Zwischen 1028 und Januar 1046 ist es also zu einer Änderung der Erbfolgeregelungen gekommen, und es deutet alles darauf hin, dass dies spätestens 1043 in Zusammenhang mit der bevorstehenden Heirat von HEINRICH und Agnes geschah.
Grundsätzlich sind bei einer mittelalterlichen Heirat im Hochadel zwei verschiedene Vermögensmassen zu unterscheiden: Die Dotalgüter, die der Braut durch den Ehemann sichergestellt wurden, und das Heiratsgut, das die Frau mit in die Ehe brachte und das oft an der Grenze zwischen den beiden Gebieten lag, aus denen die Partner stammten. Das Heiratsgut von Agnes hat in Burgund gelegen, woher ihre Mutter stammte. Was sie im einzelnen von ihrer Familie erhielt, wissen wir nicht.
 
 
 
 

     1036
  1. oo Gunhild von Dänemark, Tochter des Königs Knut II.
           1019-18.7.1038

   Nov. 1143
  2. oo Agnes von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm V.
          1024-14.12.1077
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Beatrix Äbtissin von Quedlinburg
  1037-13.7.1061

2. Ehe

  Adelheid Äbtissin von Quedlinburg
  Herbst 1045-11.1.1096
  Goslar

  Gisela
  Jan/April 1046-6.5.1053
  Ravenna

  Mathilde
  Mitte Okt.1048-12.5.1060
  Pöhlde          Goslar

 1059
  oo RUDOLF Graf von Rheinfelden
      um 1025/30-16.10.1080

  HEINRICH IV.
  11.11.1050-7.8.1106
  Goslar

  Konrad Herzog von Bayern
  Sept./Okt.1052-10.4.1055
  Regensburg

  Sophie-Judith
  Sommer 1054-14.3.1092/96
  Goslar

    1065/66
  1. oo Salomon König von Ungarn
          1052-   1087

    1088
  2. oo Wladislaw I. Herzog von Polen
           1043-4.6.1102
 
 
 
 

Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 126,370 K 37 -
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