Inflation oder Deflation, Rezession oder Depression? Setzen die staatlichen Hilfspakete an der richtigen Stelle an, wie wirken sie sich auf Devisen und Börsen aus? Sollte man auf Gold, Renten oder Aktien setzen? Welche Sektoren und Firmen sind am vielversprechendsten, welche Fusion am überflüssigsten? "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

Die Anleger aus dem Häuschen

Laut dem jüngsten BIP-Bericht scheinen die US-Verbraucher doch nicht unterzukriegen zu sein. Doch eins ist unklar: Was haben sie eigentlich gekauft?

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Das muss ein strammer Winter gewesen sein in den USA. Den vorläufigen BIP-Zahlen gemäß haben die privaten Konsumenten im ersten Quartal ihren realen Verbrauch von Elektrizität und Gas aufs Jahr hochgerechnet um saisonbereinigte 20,5 Prozent gesteigert, nach 19,1 Prozent im vierten Quartal 2008. Besonders glatt können die Straßen indes nicht gewesen sein, denn sonst hätte der Spritverbrauch der Konsumenten in diesen beiden Quartalen wohl kaum um 8,6 und 6,4 Prozent zugenommen.

Andererseits könnte es natürlich sein, dass die gut zwei Millionen Arbeitslosen, die allein im ersten Quartal freigesetzt worden sind, angesichts der in den USA äußerst üppigen Stütze erst mal in den südlichen Gefilden Floridas oder Kaliforniens entspannen wollten. Das würde nicht nur den Spritverbrauch, sondern auch die jüngste Zunahme der Ausgaben für die Freizeitgestaltung um 2,4 Prozent sowie den netten Zuwachs der Bekleidungsnachfrage (Bikinis, Badehosen) von 3,8 Prozent erklären.

Aber hätten die Urlauber dann nicht wenigstens vorübergehend ihre Heizung abschalten können? Egal, denn wie der Anstieg der Wohneinrichtungsausgaben um 4,3 Prozent andeutet, scheinen viele auch zu Hause geblieben zu sein, um ihre Häuser vor der Zwangsverwertung nicht nur aufzuwärmen, sondern auch aufzuhübschen.

Alles muss raus: Räumungsverkäufe wie hier in Los Angeles sind in den USA derzeit an der Tagesordnung
 Alles muss raus: Räumungsverkäufe wie hier in Los Angeles sind in den USA derzeit an der Tagesordnung

Dennoch müssen sich einige verschnupft haben, da die Nachfrage nach medizinischer Betreuung neuerlich um zwei Prozent zugelegt hat, sodass diese nun um satte 43 Prozent über dem Niveau vom ersten Quartal 1999 liegt. Wie bei all diesem Treiben noch Zeit geblieben ist, die Autokäufe um 20,5 Prozent zu steigern, kann wohl nur ein Amerikaner verstehen. Immerhin dürften GM und Chrysler damit endgültig über den Berg sein.

So viel auch zu der so verlockenden These, dass das Schlimmste bald vorbei sein muss, wenn die Firmen ihre Investitionen und Vorräte brachial eingedampft haben, während die Verbraucher munter weiterkaufen. Mal abgesehen von dem etwas merkwürdigen Umstand, dass der gesamte private Verbrauch um 2,2 Prozent zugelegt haben soll, derweil die Importe um 34,1 Prozent gesunken sind: Die nominale US-Lohnsumme ist im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 2,9 Prozent gefallen, während der Arbeitsmarkt weiter nachgibt, die Vermögenspreise belasten und der Zugang der hoch verschuldeten Konsumenten zu Kredit weitgehend versperrt bleibt.

Sicher, der Anteil der Wohnungsbauinvestitionen an der Wirtschaftsleistung ist auf den niedrigsten Stand seit Beginn des vierteljährlichen BIP-Ausweises 1947 gesunken, womit die daraus rührende Belastung für die Konjunktur trotz des hohen Leerstands abnehmen dürfte. Ähnliches gilt für die Firmeninvestitionen, die wegen der niedrigen Kapazitätsauslastung allerdings noch nachgeben sollten.

Zwar könnte sich über die nächsten Monate durchaus noch die eine oder andere Konjunkturschwalbe zeigen. Doch wird daraus kaum ein richtiger Sommer entstehen. Denn trotz der furiosen Konjunkturpolitik bleibt eine durchgreifende Belebung angesichts der finanziellen Lage von Verbrauchern, Firmen und Staat schwer denkbar. Solange die aber ausbleibt, werden Arbeitslosigkeit, Pleiten und Firmengewinne Eiseskälte verbreiten.

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Aus der FTD vom 04.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP

 

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