Fiat-Chef Marchionne hat für die Gespräche mit der Bundesregierung einen fertigen Masterplan. Er will die Autosparte seines Konzerns ausgliedern und mit Chrysler und Opel zusammenschweißen. Dabei spricht er sogar von einer "Hochzeit im Himmel".
Der italienische Konzern Fiat will seine Autosparte ausgliedern und mit Chrysler und dem Europageschäft von General Motors fusionieren, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der Financial Times. Ziel sei die Schaffung einer neuen Aktiengesellschaft mit dem Namen "Fiat/Opel". Der Konzern soll sechs bis sieben Millionen Autos jährlich herstellen und zur weltweiten Nummer zwei hinter Toyota aufsteigen. "Aus technischer und industrieller Sicht ist das eine im Himmel geschlossene Hochzeit", sagte Marchionne.
Nach dem Ende letzter Woche beschlossenen Einstieg bei Chrysler bereitet der Fiat-Chef damit einen direkten Angriff auf Volkswagen und die französischen Autobauer vor. Mit den Marken Fiat, Opel, Vauxhall und Saab in Europa sowie den Chrysler-Marken in Amerika könnte der neue Konzern die Wolfsburger überholen. Die französisch-japanische Allianz Renault und Nissan und der US-Rivale Ford wären sogar deutlich kleiner als Marchionnes Unternehmen.
Es ist die bislang klarste Äußerung Marchionnes zu seinen Plänen mit Opel. Bislang wurden Spekulationen über eine Fusion der Europaaktivitäten von General Motors (GM) mit der Fiat-Autosparte nie offiziell bestätigt.
Um trotz hoher Entwicklungskosten profitabel arbeiten zu können, müssten Marchionne zufolge auf jeder Plattform mindestens eine Million Autos pro Jahr gebaut werden. Opel, Vauxhall und Saab nutzen bereits gemeinsame Komponenten. Durch einen Austausch mit Fiat und Chrysler würde der Vorteil vergrößert.
Bis Ende Mai, so der Plan Marchionnes, soll die Fusion beschlossen werden. Der bisherige Opel-Mutterkonzern General Motors würde Minderheitseigner des neuen Unternehmens. Der 30-Prozent-Anteil der Fiat-Gründerfamilie Agnelli würde verwässert.
Um die Widerstände aus der Politik und aus Rüsselsheim zu brechen, will Marchionne sein Konzept am Montag Frank-Walter Steinmeier (SPD), Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Opel-Betriebsratschef Klaus Franz vorstellen. Die Regierungskoalition macht Hilfen für Fiat von Bedingungen abhängig. Das Konzept müsse klarmachen, dass jene Opel-Standorte in Europa, die erhalten würden, langfristig gesichert seien, sagte Guttenberg der "Bild am Sonntag". Steinmeier stellte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge einen 14-Punkte-Katalog auf, den ein Investor erfüllen müsse. Im Zentrum stehe der Erhalt aller Opel-Standorte und möglichst vieler Arbeitsplätze in Deutschland.
Marchionne sagte, es würden keine Werke in Deutschland geschlossen. Allerdings drohen durch die Partnerschaft bis zu 9000 Stellen in Europa wegzufallen.
Fiat steht in Konkurrenz zu anderen Bietern für Opel. Als größter Rivale gilt der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna. Das Unternehmen ist nur an einem Minderheitsanteil von Opel interessiert, möchte aber russische Investoren mit ins Boot holen.
Aus der FTD vom 04.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
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