Er war der Erste, der handfeste ökonomische Argumente für den Kampf gegen den Klimawandel lieferte. Nicholas Stern will endlich Gerechtigkeit für künftige Generationen.
Wie ein Ökokrieger wirkt Nicholas Stern auf den ersten Blick nicht. Dabei hat der ehemalige Chefökonom der Weltbank im Kampf gegen den Klimawandel mehr erreicht als viele gut gemeinte Demonstrationen und Aufklärungskampagnen.
Sein Klimawandelbericht im Auftrag der britischen Regierung, der sogenannte Stern-Report, analysierte 2006 auf 700 Seiten, welche Kosten die Klimaveränderung verursacht. Sterns Hauptbotschaft: Die Reduzierung schädlicher Klimagase ist langfristig preiswerter als die notwendigen Anpassungen an einen ungebremsten Klimawandel. Um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 25 Prozent zu senken, fallen bis 2050 Kosten von einem Prozent der jährlichen Weltwirtschaftsleistung an. Nimmt der Klimawandel dagegen seinen Lauf, könnte dies dazu führen, dass sich die globale Wirtschaftsleistung um 5 bis 20 Prozent reduziert.
Der Stern-Report schlug ein wie eine Bombe. Endlich hatte die Umweltbewegung ein ökonomisches Argument, das die Politik ernst nahm. Auch in der Ökonomie löste der Bericht Schockwellen aus.
Sterns Methoden sind teilweise neu und kontrovers. Er bringt Ethik ins Spiel - ein Thema, das klassische Ökonomen weitgehend ausklammern. In seinem neuen Buch "A Blueprint for a Safer Planet" argumentiert er: "Es ist notwendig, unsere Prinzipien für die Entscheidungsfindung auf einer Ethik zu basieren - viel zu oft benehmen sich Ökonomen so, als ob solche Diskussionen irrelevant oder für jemand anderen gedacht seien."
Mit der Klimafrage stellt Stern gleichzeitig die Gerechtigkeitsfrage. Im Gegensatz zu anderen Ökonomen schreibt er künftigen Generationen den gleichen Wert zu wie uns heute. Normalerweise wird für das gleiche Einkommen in der Zukunft ein geringerer Wert veranschlagt als in der Gegenwart.
Auf dieser Basis lässt sich argumentieren, dass sich teure Anpassungen an den Klimawandel nicht lohnen. Stern stellt diese Annahme auf den Kopf: Moralisch gibt es keinen Unterschied zwischen einem gesicherten Lebensunterhalt jetzt oder später. Deshalb tragen wir heute Verantwortung für kommende Generationen - und müssen unsere CO2-Emissionen reduzieren.
Der Stern-Report fasst ein breites Umdenken in der Ökonomie zusammen. Zur klassischen Lehre gibt es vor allem zwei Unterschiede: Der erste ist der Umgang mit Risiko angesichts eines potenziell katastrophalen Ereignisses wie dem Untergang ganzer Staaten durch steigende Meeresspiegel oder Wüstenbildung. Stern selbst zog unlängst eine Parallele zur Finanzkrise, um einen vorsichtigeren Umgang mit derart enormen Risiken einzufordern: "Die Lektion sollte sein: Je länger Risiken missverstanden und ignoriert werden, desto schwerwiegender sind die Konsequenzen, wenn der Crash eintritt. Wir dürfen denselben Fehler nicht beim Klimawandel machen."
Aus der FTD vom 04.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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