Aufruhr bei Bank of America

Bankchef Lewis verliert halben Job

von Christine Mai (Frankfurt)

Endlich konnten die Aktionäre des angeschlagenen Instituts ihre Wut an Kenneth Lewis auslassen: Auf der Hauptversammlung verjagten sie ihn vom Posten des Chairman. Vorstandschef bleibt der Manager allerdings - zumindest vorerst.

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Die Investoren der Bank of America haben dem Chef des Instituts, Kenneth Lewis, einen Denkzettel verpasst: Bei der Hauptversammlung der angeschlagenen Bank am Mittwoch stimmte eine Mehrheit der Aktionäre dafür, Lewis das Amt des Chairman zu entziehen. Nachfolger ist Walter Massey, ehemaliger Präsident des Morehouse College. Der umstrittene Lewis bleibt aber Vorstandschef.

Die Anteilseigner haben damit ihrer Wut über die kontroverse Übernahme von Merrill Lynch Luft gemacht. Viele werfen Lewis vor, die Bank of America durch die Transaktion in eine Schieflage gebracht und Investoren nicht über drohende Verluste bei Merrill Lynch informiert zu haben, bevor sie über den Kauf abstimmten. Die Affäre ist für den 62-jährigen Lewis aber damit nicht ausgestanden: Auch sein Posten als Vorstandschef ist angesichts der massiven Verärgerung nicht sicher. Beobachter verweisen auf frühere Fälle, etwa bei dem Institut Wachovia, bei denen Top-Manager zunächst den Job des Chairman verloren - und später ganz gehen mussten.

Der 71-jährige Massey ist seit 1993 Mitglied des Verwaltungsrats der Bank. In seiner neuen Rolle als Chairman dürften ihm seine Verbindungen zur Regierung zu Gute kommen. So leitete er die einflussreiche National Science Foundation. Von 1995 bis 2007 war er Präsident des Morehouse College, das als Eliteschmiede afroamerikanischer Männer gilt. Unter anderem hat der Bürgerrechtler Martin Luther King hier studiert.

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Die Aktie der Bank of America hat im vergangenen Jahr fast 80 Prozent an Wert verloren. Im Schlussquartal 2008 fiel ein Minus von rund 1,8 Mrd. $ an - zu dem ein horrender Verlust bei Merrill Lynch beitrug. Laut Lewis verbot ihm die Regierung, über den Fehlbetrag zu informieren, damit die für die Stabilität des Finanzsystems wichtige Übernahme nicht gefährdet werde.

Auf der turbulenten Hauptversammlung verteidigte er die Transaktion erneut. "Wir haben das beste Finanzunternehmen der gesamten Branche geschaffen", sagte er. Die Aktionäre beruhigte dies offenbar nicht: Bei der Wiederwahl der Direktoren erzielte nur ein Mitglied des Gremiums ein schlechteres Ergebnis als Lewis. Die restlichen Direktoren schnitten deutlich besser ab. Lewis steht seit acht Jahren an der Spitze der Bank.

Die Bank of America hat 45 Mrd. $ vom Staat bekommen - und könnte bald gezwungen sein, weiteres frisches Kapital aufzunehmen: Seit Tagen wird darüber spekuliert, dass Regierung und Aufsichtsbehörden das Institut dazu zwingen wollen, die Kapitalausstattung zu verbessern. Hintergrund ist der Stresstest, dem die 19 größten Banken des Landes derzeit unterzogen werden. Dabei habe sich gezeigt, dass der Geldpuffer der Bank of America nicht ausreiche, heißt es. Die Ergebnisse des Tests sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.

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FTD.de, 30.04.2009
© 2009 Financial Times Deutschland

 

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