Vor einem Jahr stieg Markus Mosa zum Edeka-Chef auf - und hielt eine Rede über Anstand, Macht und Moral. Nun ermittelt das Kartellamt gegen die Firma. Vorwurf: Edeka setze Lieferanten unter Druck. Die Gegner haben ihr Urteil gefällt.
Als wäre die Situation nicht schon unangenehm genug, spielte Markus Mosa am Mittwoch auch noch der Zufall einen Streich: Um halb elf wollte der Edeka-Chef Journalisten gute Zahlen und sein Wachstumskonzept vorstellen. "Ich begrüße Sie ganz herzlich zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz", hatte er sich in sein Manuskript geschrieben. "Die Edeka-Gruppe steuert einen erfolgreichen Kurs." Dumm nur: Wenige Minuten vor Beginn der PK hatte einer der Journalisten auf dem Bürgersteig vor der Hamburger Edeka-Zentrale eine Mitarbeiterin des Bundeskartellamts erkannt.
Was Mosa gern bis nach der Konferenz verschwiegen und dann in einer Meldung hinterhergeschickt hätte: Das Bundeskartellamt ermittelt gegen Edeka wegen des Verdachts, der Hamburger Händler habe seine Lieferanten unzulässig unter Druck gesetzt.
Die Vorwürfe treffen Mosa zu einer Zeit, in der er gerade dabei ist, sich im Geflecht der Dach- und Regionalgesellschaften von Edeka zu etablieren. Vor genau einem Jahr kam der damals gerade 40-jährige Manager als Ersatz für den überraschend zurückgetretenen Alfons Frenk ins Amt. Zuvor hatte er Edekas Discounter Netto geleitet. Eine Hausmacht fehlte ihm ebenso wie die Netzwerke, die sich die Chefs anderer großer deutscher Handelsfirmen mit den Jahren aufgebaut haben.
Als Ort für seinen öffentlichen Einstand wählte er damals den traditionsreichen MMM-Kongress des Markenverbands - der vertritt die namhaften Konsumgüterhersteller des Landes. Mosa sprach vor einem prominenten Publikum: In der Teilnehmerliste stand zum Beispiel August Oetker, persönlich haftender Gesellschafter des gleichnamigen Pudding- und Pizzagiganten. Oder Nestlé-Deutschlandchef Gerhard Berssenbrügge. Oder Richard Lohmiller, graue Eminenz der Handelsgruppe Schwarz, die Lidl und Kaufland betreibt.
Der Titel der Veranstaltung vom vergangenen Februar wirkt angesichts der aktuellen Durchsuchungen pikant: "Anstand & Co. KG - Management, Macht und Moral". Mosa sprach über gesunde Ernährung und darüber, was Edeka für Kinder tut. Den Veranstaltern schmeichelte er mit dem Lob, der Kongress sei das "Davos der Konsumgüterwirtschaft". Der Erfolg der Charmeoffensive blieb freilich überschaubar. Schon kurz nach seinem Auftritt legte der Markenverband Beschwerde beim Kartellamt wegen Edekas Einkaufspolitik ein.
Auch am Mittwoch reagierte der Verband prompt: Während Mosa nach Erklärungen für die Razzia der Kartellwächter suchte, füllte Markenverbands-Chef Christoph Kannengießer das Informationsvakuum: "Die Einleitung eines kartellrechtlichen Ermittlungsverfahrens wegen des Missbrauchs von Nachfragemacht durch die Edeka ist für uns nicht überraschend."
Aus der FTD vom 30.04.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP, FTD.de
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