Nach dem Schaulaufen des Fiat-Chefs Sergio Marchionne bei deutschen Politikern hat auch der Zulieferer Magna offiziell Interesse am Autobauer Opel angemeldet. Erstmals bestätigte Magna, eine Minderheitsbeteiligung an der deutschen General-Motors-Tochter anzustreben.
Ein Grobkonzept für den Einstieg bei Opel hatte Magna-Chef Frank Stronach vorigen Donnerstag im Kanzleramt und im Wirtschaftsministerium präsentiert. Nun arbeite Magna an einem Detailplan, hieß es. Ein Termin für dessen Vorlage sei noch unklar. Fiat hatte der Bundesregierung am Montag ein detailliertes Konzept vorgelegt.
Die Frist für eine Entscheidung über die Zukunft von Opel wird knapp. Bis 28. Mai muss sich General Motors (GM) mit seinen US-Gläubigern über eine Sanierung einigen, sonst droht die Insolvenz. Selbst im Chapter-11-Verfahren, das auf den Erhalt des Konzerns abzielt, würde ein Verkauf von Auslandstöchtern aufgrund des Einflusses der Gläubiger und des Insolvenzrichters schwieriger. "Sollte GM in die Insolvenz gehen, steigt das Risiko, dass Opel nicht mehr die nötige Finanzierung erhält", hieß es zudem im Umfeld der Verhandlungen. Bis Ende Mai müssten daher Interessenbekundungen für Opel vorliegen, sagte eine in die Gespräche involvierte Person. "Die Entscheidung sollte nicht auf ewig hinausgeschoben werden", drängte auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Fiat und Magna versuchen nun, Politiker in Europa, die Arbeitnehmervertreter und GM für ihre Pläne zu gewinnen. Unter anderem in Deutschland kann ein Investor auf Staatsbürgschaften hoffen: Berlin will Opel bewahren und daher bei der geplanten Abtrennung des Europageschäfts von GM helfen. GM will einen Minderheitsanteil behalten. Doch für Bürgschaften fordert Berlin ein tragfähiges Konzept.
Marchionnes vorgelegter Plan für einen Bund aus Fiats Autosparte, GM Europe mit Opel sowie Chrysler mit Sitz in Turin und Rüsselsheim stieß allerdings auf Skepsis bei Landespolitikern und Opels Betriebsräten. Zwar sagte er, die drei deutschen Opel-Autowerke Bochum, Rüsselsheim und Eisenach sollten erhalten bleiben. Nach FTD-Informationen sah das Konzept des Fiat-Chefs für Opels Autoteilewerk in Kaiserslautern zunächst aber keine Bestandsgarantie vor. Man habe Marchionne erst deutlich gemacht, dass er mit einer Bürgschaft des Bundes und der Länder mit Opel-Standorten nur rechnen könne, wenn alle vier Standorte erhalten blieben, hieß es in Regierungskreisen. Daraufhin gab er Garantien für alle deutschen Standorte.
Kursinformationen + Charts
28,80 EUR | -0,10 % | [-0,03] |
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MAGNA INTERNAT.. | 28,80 EUR | -0,10 % |
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GENERAL MOTORS.. | 1,60 USD | -3,67 % |
FIAT S.P.A. AZ.. | 7,56 EUR | -4,42 % |
Der Betriebsratschef von GM Europa warnte daraufhin, er befürchte weiter ein Aus für Kaiserslautern. Fiat plane einen Abbau von 9000 bis 10.000 Arbeitsplätzen bei beiden Herstellern in Europa, sagte Franz. Zugleich hatte Marchionne Bürgschaften der europäischen Staaten für Kredite von 5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro gefordert, die bei einem Opel-Einstieg nötig seien.
Magna hat nun lediglich klargestellt, sich an Opel mit weniger als 20 Prozent beteiligen zu wollen. Das sagte Konzernchef Stronach der kanadischen Zeitung "Globe and Mail". Im Umfeld der Verhandlungen hieß es, weitere rund 30 Prozent wollten die staatliche russische Sberbank sowie der dortige Hersteller GAZ übernehmen. Dies würde Opel den wichtigen Zugang zum Wachstumsmarkt Russland ebnen, was viele Experten für Opel als sehr interessant ansehen.
Magna wiederum könnte sich so Aufträge sichern. GM ist ein großer Kunde des kanadisch-österreichischen Zulieferers. Unter anderem lassen Markenhersteller bei Magna Nischenmodelle bauen. Doch solchen Fremdfertigern brechen immer mehr Aufträge weg. Denn die Hersteller fertigen Kleinserien zunehmend selbst, da ihre Produktionsanlagen flexibler geworden sind und sie ihre eigenen Werke besser auslasten wollen. Magna-Chef Stronach habe deutlich gemacht, dass sein Unternehmen eine Wachstumsgrenze erreicht habe und künftig vor allem durch Zukäufe und Expansion in neue Geschäftsfelder wachsen könne, hieß es in Regierungskreisen.
Fiat-Chef Marchionne ist unterdessen erneut für Gespräche in den USA eingetroffen - sein zweiter Besuch binnen einer Woche. "Die Entscheidung über die Auslandstöchter trifft GM", heißt es in Turin; zudem sei Fiat auch an GMs Lateinamerikageschäft interessiert.
Durch die Abwrackprämie ist Opel für Investoren interessanter gewonnen. Im April zogen die Verkaufszahlen in Deutschland um 36 Prozent an, sodass Opels Marktanteil von 8,8 auf 10 Prozent stieg.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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MAGNA INTERNATIONAL .. | 28,80 EUR | -0,10 % | -0,03 | ||
GENERAL MOTORS CORP... | 1,60 USD | -3,67 % | -0,06 | ||
FIAT S.P.A. AZIONI N.. | 7,56 EUR | -4,42 % | -0,35 |
Aus der FTD vom 06.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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