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23.05.2009  1 Kommentar 

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Bundesliga entschieden

Wolfsburg ist Deutscher Meister

Mit einem 5:1 über desolate Bremer erringt Wolfsburg die Meisterschaft. Der FC Bayern darf direkt in die Chamopionsleague. Karlsruhe und Bielefeld steigen ab.

Oh, wie ist das schön - für die Wolfsburger.    Foto: dpa

HAMBURG dpa/taz | Der VfL Wolfsburg ist zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte deutscher Fußball-Meister. Das Team von Trainer Felix Magath sicherte sich am letzten Spieltag durch ein klares 5:1 gegen Werder Bremen den Titel.

Neben den "Wölfen" spielt in der kommenden Saison Rekordmeister Bayern München in der Champions League, der am Samstag das Endspiel um Rang zwei gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 gewann.

Die Schwaben wurden dadurch Dritte und können noch die Königsklasse über die Qualifikation erreichen. Denn Hertha BSC verspielte diese Chance durch ein blamables 0:4 beim Karlsruher SC.

Trotzdem müssen die Karlsruher absteigen, weil Cottbus haushoch gewann. Neben dem KSC muss Arminia Bielefeld den bitteren Gang ins Unterhaus antreten, für Energie Cottbus stehen gegen den Dritten der 2. Liga Relegations-Partien an - der Gewinner der Relegationspartien kommt in die erste Liga, der Verlierer in die 2.

Der spät eingewechselte Petr Trochowski rettete förmlich in letzter Minute noch die Saison für den Hamburger SV. Sein Treffer zum 3:2 gegen Eintracht Frankfurt genügte, weil Dortmund in Gladbach nur unentschieden spielte.

Damit qualifizierte sich der HSV für den UEFA-Cup-Nachfolger "Europa League", zusammen mit dem Tabellenvierten aus Berlin. Borussia Dortmund blieb nach dem 1:1 bei Borussia Mönchengladbach nur der trostlose sechste Platz.

Coole Wolfsburger

Wer im Titel-Fernduell nervöse Wolfsburger erwartete, wurde früh eines Besseren belehrt. Beim Abschied von Meistermacher Magath verwandelten Zvjezdan Misimovic (6.) und Torschützenkönig Grafite (15.) schon in der Anfangsviertelstunde die Volkswagen-Arena in ein Tollhaus.

Die Meisterparty konnte beginnen, erst recht als Bremens Prödl (26.) per Eigentor auf 3:0 erhöhte. Das Gegentor durch Diego (31.) störte im VfL-Lager da niemanden. Grafite mit seinem 28. Saisontor und Angriffspartner Dzeko (74.) machten den Festtag perfekt.

Mit ihren Treffern gewann das Wolfsburger Sturmduo nicht nur die Meisterschaft vor den Bayern, sondern verdrängte auch das Sturmduo Gerd Müller/Uli Hoeneß von der Spitze der ewigen Torjägertabelle. Mit 54 Treffern erzielten sie ein Tor mehr als die Bayern Anfang der Siebziger.

Gomez in mieser Form

Im 600 Kilometer entfernten München wurden die Wolfsburger Tore entsprechend wenig erfreut aufgenommen. Dafür jubelte im Millionen-Spiel gegen den VfB der Münchner Anhang, nachdem Stuttgarts Verteidiger Khalid Boulahrouz (16.) seinen Keeper Jens Lehmann überwand.

Mark van Bommel (60.) sicherte dem Rekordmeister dann endgültig die Champions-League-Teilnahme. Mario Gomez' Tor (63.) war für den VfB zu wenig, zumal er diverse erstklassige Chancen versiebte.

Karlsruhe spielt stark - gewinnt aber vergebens

In Karlsruhe gab es trotz des fulminanten 4:0-Siegs der Hausherren bei beiden Clubs nur lange Gesichter. Denn die Tore von Sebastian Freis (33.), Maik Franz (40.) und Joshua Kennedy (62./71.) reichten dem KSC nicht für die Rettung in letzter Minute. Und bei der Hertha herrschte ebenfalls Trauer, nachdem die Chance auf die Königsklassen- Qualifikation auf der Zielgeraden vergeben wurde.

Auch in Bielefeld wurde gelitten. Dabei schien es nach der Führung durch ein Eigentor von Hannovers Mario Eggimann (2.) zunächst so, als ob "Feuerwehrmann" Jörg Berger die Arminia würde retten können.

Doch Jiri Stajner (57.) und Sergio Pinto (84.) schockten die Gastgeber mit ihren Treffern - und leisteten den Cottbusern Schützenhilfe. Artur Wichniareks Treffer zum 2:2-Endstand nutzte den Bielefelder nichts mehr.

Cottbusser stark gegen Leverkusen

Die Hannoveraner Schützenhilfre wurde in der Lausitz dankend angenommen. Und die Elf von Bojan Prasnikar tat ihrerseits alles, um die beiden Relegationsspiele gegen Nürnberg oder Mainz zu erreichen und eventuell doch noch die Rettung zu schaffen. Emil Jula (50./69.) und Stiven Rivic (64.) schossen gegen den Pokalfinalisten Bayer Leverkusen das 3:0 heraus.

Sicher gerettet sind indes die Mönchengladbacher. Im Duell der Borussen kam die Elf von Trainer Hans Meyer zu einem 1:1 gegen Dortmund. Dante (57.) brachte die Hausherren in Führung, Jakub Blaszczykowski glich für den BVB aus. Damit verpassten die Dortmunder den Sprung ins internationale Geschäft.

HSV vermeidet Totalabsturz

Den sicherte sich der HSV dank seines Last-Minute-Treffers. Damit konnte der Totalabsturz gegen Ende der Saison doch noch abgewehrt werden. Im Fernduell mit dem BVB tat der HSV anfangs das in seiner Macht Stehende, um Rang fünf zu erklimmen. Kapitän David Jarolim (22.) und Ivica Olic (58.) trafen zum scheinbar beruhigenden 2:0.

Doch die Eintracht-Profis wollten ihrem scheidenden Trainer Friedhelm Funkel einen schönen Abschied bereiten. Alexander Meier (61.) und Caio (64.) trafen für die Frankfurter - und die Hamburger taten sich schwer, bis Trochwoski mit einer schönen Einzelleistung das Spiel doch noch für den HSV entschied.

In den einzigen beiden Partien, in denen es um nichts mehr ging, verlor der FC Schalke 04 mit 2:3 gegen Herbstmeister 1899 Hoffenheim. Der 1. FC Köln und der VfL Bochum trennten sich 1:1.

http://www.taz.de/nc/1/sport/artikel/1/wolfsburg-ist-deutscher-meister&src;=PR
 
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29052009 
 
 

Otto Pfister Out of Africa: Der 71-jährige Deutsche ist als Nationaltrainer Kameruns zurückgetreten. Als Grund nannte er die Absetzung seiners Mitarbeiterstabs durch die Regierung und holte zu einem Rundumschlag gegen Afrika als Fußballkontinet aus: "Ob in Togo, Nigeria oder Kamerun - überall ist es dasselbe. Es geht um die Clans. Um Kohle. Um Positionen und Intrigen. Wenn du dazugehörst, hast du eine gute Zukunft", sagte der deutsche Fußballkolonialist: "Aus diesem Grund wird ein afrikanisches Team niemals Weltmeister werden."

Hans Meyer out of Mönchengladbach: Der 66-jährige Fußballtrainer, der die Borussia zum Klassenerhalt geführt hat, beendet seine Tätigkeit beim Verein. Die Gladbacher, die seit 2003 acht Trainer beschäftigt haben, stehen nun einmal mehr ohne Coach da.

Den Lakers ein wichtiger Schritt Richtung Finale: Der Titelverteidiger in der nordamerikanischen Basketballliga NBA aus Los Angeles hat das fünfte Halbfinal-Spiel (Best of seven) gegen die Denver Nuggets mit 103:94 gewonnen und führt in der Serie nun mit 3:2.

"Ich denke, gedopt wird heute überall." Eine solche Aussage kann schon lange nicht mehr erschüttern. Ron Ostermann, vom Verband Deutscher Fitness- und Gesundheitsunternehmen und selbst Fitnessstudiobetreiber, ist nicht der Einzige, der das so sieht. Die sieben Sachverständigen, die am Mittwoch zu einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestags zum Thema "Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport" eingeladen waren, zeichneten allesamt ein düsteres Bild.

"Ich weiß von dopenden Soldaten, Polizisten und auch Sportstudenten, die körperlich fit sein müssen", berichtete der Antidopingaktivist Jörg Börjesson. Unterstützt wird er von Mischa Kläber, Sportwissenschaftler an der Technischen Uni Darmstadt. Dieser schreibt in seiner Stellungnahme zu der Anhörung, dass man nicht ausschließen könne, "dass der eine oder andere Arzt selbst zu Dopingpräparaten greift, um seine Leistungsfähigkeit für den Beruf zu steigern". Wie will also eine Gesellschaft, die es billigt und fördert, dass Menschen, um ihr Berufs- oder Privatleben zu meistern, auf "Medikamente" zurückgreifen, Sportler verurteilen, die mithilfe von "Medikamenten" zu Höchstleistungen kommen? Das ist die eigentliche Frage. Da diese aber nicht einfach durch neue Gesetze oder striktere Kontrollen gelöst werden kann, ist angeraten, sich vom Ideal des reinen Sports zu verabschieden.

Die erschütternde Erkenntnis liegt im Detail. Zu seiner Aussage in Bezug auf die Ärzte kam Kläber, weil er für eine Studie Doper zu ihren Gewohnheiten und der Beschaffung der Substanzen befragte. 60 Prozent der Befragten gaben an, unter ärztlicher Kontrolle zu dopen. Perikles Simon, Professor für Sportmedizin in Mainz, bestätigt dies und schätzt zudem, dass sich ein Drittel der Dopingnutzer vom Arzt kontrollieren lassen. Das heißt, dass sich viele Mediziner dazu bemüßigt fühlen, Doping wenn nicht zu unterstützen, so doch aber zumindest zu ermöglichen. Ein Doper wird in Kläbers Studie wie folgt zitiert: "Ich bin zu meinem Hausarzt gegangen, habe mit ihm darüber gesprochen und habe ihn gebeten, dass er das Ganze kontrollieren soll, weil ich einfach Angst vor solchen Medikamenten hatte und keinerlei Erfahrung; und habe gesagt: Sollte er es nicht tun, werde ich es auch ohne ihn machen. Dann hat er sich sofort kooperativ gezeigt." Na dann, gute Nacht!

MILAN JAEGER